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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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einer einzigen, riesigen Bombe verbaute.
    Croy überlegte kurz, wie er Kaltenborn davon überzeugen konnte, dass der ihm das Go für die Vernichtung des Y3-Vorrats gab. Er klemmte sich ein Headset hinter das Ohr, trat vor die Tür auf die Straße, drückte sich hinter eine Tramhaltestelle und sah sich dabei aufmerksam um. Im Schatten einer bunt bepflasterten Litfasssäule ließ er sich von der gemeinsamen Sekretärin Witha mit dem BKA-Vizepräsidenten verbinden. Seine Nummer war weder registriert noch konnte jemand, dank einer raffinierten Verschlüsselungstechnik, die Leitung abhören oder nachverfolgen. Croy schaltete aus Sicherheitsgründen dennoch die Funktion der Videoübertragung ab.
    Als Kaltenborn in der Leitung war, klang sein Ton freundlich genug, um Croy an ein zuversichtliches Ende des Gesprächs glauben zu lassen. Zunächst spulte der Ermittler schnell seine Erkenntnisse über den mutmaßlichen Verräter im tschechischen Wirtschaftsministerium, Kovarik, ab.
    Kaltenborn sagte: »Leite ich an Becker weiter. Der hat mit den Tschechen eigene spezielle Erfahrungen. Was gibt’s noch?«
    Klug baute Croy nun noch einmal das Gespräch mit Malichova nach. Am Ende angelangt, sagte er in bestimmtem Ton: »Bevor ein paar korrupte Militärs auf eigene Faust das abgeschriebene Y3 anbieten, sollte das Depot vernichtet werden.« Angespannt lauschte er in den Hörer.
    »Und wer sollte das Ihrer Meinung nach tun? Die Tschechen sicher nicht.«
    »Wir«, antwortete Croy in forschem Ton. »Wir sind vor Ort und können eine Bombe im Schlaf …«
    »Viel zu gefährlich«, unterbrach Kaltenborn. Seine Stimme klang zunehmend knurriger.
    »Mit Storm und seinen Optikkenntnissen ist das ein Kinderspiel«, entgegnete Croy.
    »Ich bin nicht dafür. Außerdem brauchen wir grünes Licht aus dem Kanzleramt. Wenn in Semtin was schiefgeht, machen uns der Kanzleramtsschef, der Innenminister, am Ende die Kanzlerin und dazu noch die Prager Regierung die Hölle heiß.«
    Croy ließ nicht locker. »Es ist eine einmalige Chance. Die Tschechen sind nicht zimperlich, wenn es um Devisenbeschaffung geht.«
    »Kennen Sie deutsche Untersuchungsausschüsse? Da geht’s nicht nur um Wahrheit, da geht’s auch um Parteiinteressen. Cromme ist ein Roter und fürchtet nichts mehr als Freistöße von den Schwarzen. Wenn die den Ball im Tor versenken, sind die Sozis geschwächt und Cromme wird geschlachtet.«
    Croy überging den Fußballvergleich und legte nach: »Geht etwas schief, könnten wir immer noch Storm die Sache in die Schuhe schieben. Ich könnte Spuren hinterlassen …«
    Kaltenborn grunzte etwas Unverständliches. Dann fragte er eher beiläufig: »Sie würden Storm ans Messer liefern? So wenig mögen Sie ihn?«
    »Ich würde jedenfalls von ihm ganz sicher keinen Gebrauchtwagen kaufen«, schoss es aus Croy heraus.
    »Verstehe«, kommentierte Kaltenborn kurz. »Wie sieht denn Malichova die Sache?«
    »Sie bekam leuchtende Augen«, flunkerte Croy.
    »Das wundert mich nicht«, murmelte Kaltenborn in den Hörer. Bevor Croy nachfragen konnte, wechselte sein Chef kurzerhand das Thema. »Es gibt Neuigkeiten über den Cessna-Absturz. Die Blackbox hat Explosionsgeräusche und eine Diskussion der Piloten aufgezeichnet. Am Wrack fand man die gleichen Sprengstoffspuren wie an Rumpfs Wagen. Y3. Es ist vielleicht eine gewagte Vermutung, aber könnte es sein, dass sich die Täter den in Semtin vermissten Y3-Sprengstoff aufgeteilt haben?« Er machte eine winzige Pause. Croy hörte schweigend zu. »Sie müssen sehr vorsichtig operieren, Markus. Wir sind unter Umständen einer riesigen und verdammt clever strukturierten Terrorzelle auf der Spur. Wenn Sie in Gefahr geraten, sagen Sie es. Wir arbeiten von hier aus mit Mann und Maus an dem Fall.«
    Croy spürte seinen Puls. »Sind denn unsere Truppen schon in Dresden aktiv?«
    »Bisher haben wir noch keine Spur von diesem Hilpert. Wir klappern derzeit alle V-Leute in der Szene ab.«
    »Gut.« Croy sah sich mit witternden Augen um.
    »Und wegen Semtin hören Sie von mir. Ich starte mal intern ein paar Meinungsballons«, sagte Kaltenborn. »Ansonsten: übliche Vorgehensweise. Und bleiben Sie wachsam.«
    Croy gab den folgsamen Ermittler, trennte die Leitung und versorgte sich an einem mobilen Imbissstand mit heißem Tee und einer Ladung frittierter Kartoffelchips.

21
    Kurort Piecany, Slowakische Republik, gleicher Tag, 12:44 Uhr
    Wenn man kurz vor Bratislava in Richtung Südwesten die Staatsstraße N 54 verlässt,

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