Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Troposphere

Troposphere

Titel: Troposphere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
Vom Netzwerk:
sagt sie.
    Der Bluterguss in Adams Gesicht hat genau die gleiche Farbe wie Brombeerkompott. Das Auge ist an der Seite fast völlig zugeschwollen.
    »Das ist nicht so schlimm wie das, was mit dir passiert ist«, sage ich. »Es tut mir so leid.«
    Er zuckt mit den Schultern. »Oh, na ja. Solche Dinge passieren nun mal.«
    »Ja, aber andererseits ja auch nicht. Nicht wirklich.« Ich atme tief durch und trinke noch einen Schluck Wasser. »Solche Dinge sollten zumindest nicht passieren. Nicht im wirklichen Leben.«
    »Ja, aber was ist das wirkliche Leben? Ehrlich. Es ist okay. Es ist vorbei.«
    »Aber was ist, wenn sie hierherkommen? Dann sind wir am Arsch.« Ich begreife, dass ich in einem Priorat laut geflucht habe. »Ich meine … Entschuldige meine Ausdrucksweise. Aber du weißt, was ich meine.«
    Jetzt lächelt Adam. »Es ist nur Sprache«, sagt er. »Sag so was nur nicht vor den Mönchen. Das bringt sie durcheinander.« Das Lächeln tut ihm offensichtlich ein bisschen weh. Er verzieht das Gesicht. »Aua.«
    »Was ist denn genau passiert?«, frage ich. »Ich meine, sie haben dich anscheinend zusammengeschlagen. Aber warum?«
    »Ich wollte ihnen nicht sagen, wo du wohnst.«
    Mist. Ein wie schlechtes Gewissen kann man eigentlich haben?
    »Aber warum haben sie dich gefragt? Das verstehe ich nicht.«
    »Sie hatten Heather schon befragt, und als die ihre Fragen nicht beantworten konnte, hat sie sie zu mir geschickt. Sie schienen anzunehmen, dass wir eine Menge über dich wissen, obwohl Heather ihnen immer wieder versicherte, dass wir erst seit zwei Tagen das Büro teilen. Deshalb sagte sie ihnen, ich sei weggegangen, um einer neuen Dozentin die Universität zu zeigen, und sie fingen mich an der Kapelle ab. Die Frau, die ich herumgeführt hatte, war fünf Minuten vorher gegangen – die Lehrerin ihrer Kinder hatte angerufen und ausrichten lassen, dass wegen des Schnees die Schule früher schließt. Als ich aus der Kapelle kam, lief ich diesen beiden blonden Männern direkt in die Arme.
    Ich fragte sie, ob ich ihnen helfen könne, und sie fragten mich, wer ich sei, und ich sagte es ihnen.
    ›Wir würden Ihnen gern ein paar Fragen stellen‹, begann der eine.
    Ich war natürlich einverstanden – es sprach nichts dagegen – und lud sie ein, mit in die Kapelle zu kommen. Es war wirklich eiskalt, und auch auf ihren Haaren und Augenbrauen lagen schon Schneeflocken. Ich wollte ihnen vorschlagen, in der Küche neben der Kapelle etwas Heißes zu trinken zu machen. Einer von ihnen sah sich um, als hielte er Ausschau nach einem anderen Gebäude, in das wir gehen könnten, aber wie du weißt, ist in der Umgebung der Kapelle sonst nichts. Dann sagten sie, dass sie lieber draußen mit mir sprechen würden. Ich weiß noch, dass ich mich fragte, was denn an der Kapelle auszusetzen sei. Aus irgendeinem Grund dachte ich an Bomben und Terroristen und dass die Männer vielleicht gekommen seien, um das Gebäude zu räumen oder so. Ich fragte sie, ob alles in Ordnung sei. Dann wurde es ein wenig verwirrend.
    ›Wegen dieser Eiseskälte hier werden wir schnell machen‹, sagte einer von ihnen. ›Wo ist Ariel Manto?‹ ›Ich habe keine Ahnung‹, sagte ich. ›Warum?‹ ›Wir müssen sie finden. Es ist eine Frage der internationalen Sicherheit‹, sagte der andere.«
    Ich habe gegessen, während Adam redet. Nicht gerade die angemessene Reaktion auf das, was er mir erzählt, ich weiß, aber ich muss einfach Kalorien in mich hineinschaufeln. Doch diese Information veranlasst mich, innezuhalten und die Stirn zu runzeln.
    »›Internationale Sicherheit‹? Was soll das denn heißen?« Adam trinkt einen Schluck Wasser. »Ich weiß es nicht«, sagt er. »Ich hatte keine Gelegenheit, danach zu fragen. Als Nächstes versuchte ich sie noch einmal in die Kapelle einzuladen, aber das schien sie wütend zu machen. Sie beschimpften mich und sagten, ich sollte ihnen einfach erzählen, wo du seist, sonst könnte ich was erleben. Sie sagten: ›Sie sind mit ihr in die Kiste gestiegen und wollen nicht wissen, wo sie wohnt?‹ Und ich dachte: Wie bitte? Dann wurde mir klar, dass Heather vermutlich dachte, wir hätten miteinander geschlafen, weil wir in der Nacht davor zusammen aufgebrochen waren. Jedenfalls machten sie weiter und stellten mir wirklich ordinäre und eindeutig sexuelle Fragen. Da wurde mir klar, dass diese Männer gefährlich waren, und ich beschloss, ihnen gar nichts zu sagen. Außerdem war mir klar, dass sie es nicht nötig hatten, mich zu

Weitere Kostenlose Bücher