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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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erschrocken nach Luft und hielten sich vor Lachen die Rippen (die Pfeife war natürlich aus Lakritz). Der Major beobachtete die Damen mit Sorge, befürchtete, dass sie wegen Edward noch einen Herzanfall bekamen. Doch bei all diesem Feuerwerk des Humors hatte der Major immer häufiger das Gefühl, dass er etwas Gehetztes, Orientierungsloses in Edwards Augen sah. Auch Sarah starrte ihn manchmal mit sorgenvoller Miene an, wenn sie nicht über seine Albernheiten lachte. Doch dann verließ Edward den Raum, um irgendwo etwas anderes zu tun, und schnell waren alle wieder so ängstlich und kleinlaut wie zuvor.
    »Es ist ein Skandal!«
    Sofort war es still, eine vollkommene Stille, bei der jeder den Atem anhielt, und das an- und abschwellende Schnurren des Kätzchens war der einzige Laut, der zu hören war. Schon so lange hatte keiner mehr auf Mrs. Rappaport geachtet, dass sie beinahe vergessen hatten, dass sie auch sprechen konnte.
    »Glaubt ihr, ich merke nicht, was hier in diesem Haus vorgeht?«, schrie die alte Dame, und ihre Wangen bebten vor Zorn. »Ich dulde das nicht unter diesem Dach!«
    Der Major wartete darauf, dass Edward sie beschwichtigte, wie er es sonst in solchen Fällen tat, dass er sie fragte, was das für ein Skandal sei, den sie nicht dulden könne. Aber er sagte nichts. Sein Blick blieb auf die Tischplatte geheftet. Zwei volle Minuten lang sprach niemand ein Wort. Nichts regte sich mit Ausnahme des geringelten Katzenschwanzes auf Mrs. Rappaports Schoß. Doch dann sanken ihre Schultern, sie schniefte und tastete nach dem Taschentuch, das sie im Ärmel stecken hatte, und ihr Gesicht war ausdruckslos wie zuvor. Sie hatte ihren Skandal vergessen, was immer es gewesen sein mochte.
    Doch dieser Ausbruch tat eine seltsame Wirkung auf Edward. Er wurde verdrossen und schweigsam. Nicht nur dass er keine Scherze mehr machte und die Damen nicht mehr mit seiner guten Laune ansteckte, sondern binnen ein oder zwei Tagen hörte er mit dem Kartenspielen ganz auf. Ohne jede Vorwarnung überließ er das Feld dem Major. Den Major freute das natürlich, denn nun konnte er wieder ungehindert mit seinem dezenteren Charme auf Sarah einwirken, doch irgendwie beunruhigte es ihn auch. In diesen Tagen trank Edward mehr als gut für ihn war. Mehr als einmal hatte der Major den Alkohol in seinem Atem gerochen. Einmal hörte er, dass Edward sich im Golfclub betrunken hatte. Er war in Streit mit einem Mitglied geraten und hatte diesen beschuldigt, dass er »ein Nichtsnutz« sei. Natürlich gibt es so etwas immer wieder einmal, und einen Mann, der zu viel getrunken hat, soll man nicht zu ernst nehmen. Doch dann, etwa eine Woche später, kam es ein zweites Mal vor, diesmal im Majestic. Edward, makellos gekleidet wie immer, doch die graue Löwenmähne wirr, baute sich auf dem Korridor mit einem Glas in der Hand vor Mr. Norton auf und erklärte ihm, er sei »ein Nichtsnutz«. Mr. Norton floh empört in den Salon, doch Edward, noch immer mit dem Glas in der Hand, folgte ihm und sagte zwar nichts mehr, starrte jedoch Mr. Norton mit sarkastischem Lächeln an und sah dabei (wie Miss Porteous es später formulierte) »wie der Schiffbruch der Hesperus« aus. Bald hatte er allerdings von Mr. Norton genug, ließ sich in einen Sessel fallen und sah herausfordernd den Major an.
    »Immer spielen Sie Karten mit den Damen, Major?«
    »Ganz recht, Edward.«
    »Schöne Beschäftigung für einen jungen Mann.« Der Major sagte nichts.
    »Ich sagte: schöne Beschäftigung für einen jungen Mann.«
    »Ich habe Sie gehört.«
    »Dann sind Sie wohl meiner Meinung, nehme ich an?«
    »Edward, bitte!«, sagte Sarah. Sie war sehr bleich geworden. Sie starrte Edward beklommen an. Die anderen Damen waren mäuschenstill.
    »Das kann ich mir vorstellen, dass es
dir
gefällt, wenn junge Männer mit dir Karten spielen«, entgegnete Edward grob. »Ich habe den Major gefragt.«
    »Nun gut«, antwortete der Major, kurz angebunden. »Ich finde, es ist besser als im Schützengraben zu stehen. Beantwortet das Ihre Frage?« Und damit legte er seine Karten auf den Tisch, erhob sich und ging aus dem Zimmer.
    D IE L AGE IN S ÜDAFRIKA
    Die südafrikanische Union erlebt eine Phase der Belastung und Gefährdung. Am vergangenen Samstag kam es zu ernsthaften Zusammenstößen in Port Elizabeth … Die Polizei zeigte mustergültige Zurückhaltung, erwies sich jedoch als machtlos gegenüber der tobenden Menge aufgehetzter Wilder. Soldaten trafen ein und eröffneten das Feuer, wobei

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