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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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mehrere Aufständische getötet wurden … Alle Anstrengungen werden unternommen, den Aufruhr lokal zu begrenzen, doch in Anbetracht der Tatsache, dass in der gesamten Union nur eineinviertel Millionen Weiße leben, jedoch viereinhalb Millionen Eingeborene, sollte man die Gefahr eines um sich greifenden Aufstands nicht gering schätzen
.
    Die Wahrscheinlichkeit eines Eingeborenenaufstandes ist umso größer, weil die weiße Bevölkerung nicht geschlossen auftritt… Für den Kaffer sind Bure und Brite, Nationalist und Unionist, Deutscher und Südafrikaner alle gleich. Es gibt keinen einzigen weißen Mann in Südafrika, der nicht die Gefahren, die in den Negerkralen lauern, in aller Deutlichkeit erkennt. Es gibt zwischen Kap und Kongo keine einzige weiße Frau, die nicht erschaudert bei dem Gedanken, dass die Eingeborenen sich erheben, und es gibt kaum einen Eingeborenen im Land, der sich nicht schon morgen erheben würde, wenn er sich traute
.

    M ORDKAMPAGNE
    Mit Ausnahme des nordöstlichen Ulster hat sich der Guerillakrieg gegen die Ordnungskräfte der Krone über ganz Irland ausgebreitet. Schon jetzt hat die königlich-irische Polizei Verluste erlitten, die sich mit denen in einem Graben an vorderster Front in Frankreich vergleichen lassen. Die Schlagkraft der Truppe wird nur durch ihren unbezwingbaren Kampfgeist und durch den ständigen Zustrom von Verstärkung aufrechterhalten … In den letzten drei Tagen haben wir eine wahrhaft erschütternde, blutige Orgie der Gesetzlosigkeit erlebt. In mehreren Landesteilen sind Polizisten getötet und Soldaten aus dem Hinterhalt erschossen worden; jede irische Zeitung ist zum Katalog von Gräueltaten geworden
.

    Um diese Zeit wehten die ersten großen Herbststürme. Der Wind pfiff in den Schornsteinen, und mächtige Wellen brachen sich an der Befestigungsmauer zum Meer, dass die Gischtwolken nur so spritzten. Die Kieswege waren nass davon, und es stürmte gegen die Sporthalle an, sodass Edward in der beständigen Furcht lebte, seine Ferkel, mittlerweile so groß wie Spaniel, könnten ertrinken. Große Mengen Regenwasser sammelten sich auf dem durchhängenden Flachdach des Prinzgemahlflügels, und es dauerte nicht lange, bis das Dach unter dem Druck nachgab und das Wasser sich in einem musikalischen Sturzbach in den Konzertflügel ergoss, der dort immer noch offen mit einem amputierten Bein auf der Seite lag. Aber inzwischen waren die Hilfstruppen, die das Majestic beherbergt hatte, in die Kaserne in Valebridge umgezogen, entweder weil die Unterkunft dort bequemer war oder weil sie zu dem Schluss gekommen waren, dass das Hotel nicht zu verteidigen war.
    »Verdammt viele Leute unterwegs«, meinte Edward zum Major, als sie mit dem Wagen hinaus zum Golfplatz fuhren. »Da muss irgendwas los sein.«
    Der Wind war kräftig, beinahe schon ein Sturm, und blies heulend über das Land; immerhin hatte der Regen aufgehört. Auf der Straße drängten sich Menschen und Fahrzeuge, Ponywagen, Karren mit schweren Ackergäulen vorgespannt, sogar ein paar zerbeulte Motorwagen – Fahrgäste dichtgedrängt drinnen und draußen, auf der Haube, auf den Trittbrettern, sogar dem Dach –, Radfahrer strampelten unter lautem Geklingel oben auf den Böschungen – und Hunderte von Leuten waren zu Fuß unterwegs. Es hätte ein Jahrmarkt sein können oder ein Pferderennen, aber niemand redete, niemand lachte, niemand sang; diese Menschenmengen marschierten schweigend, wie die Flüchtlinge, die der Major beim Rückzug von der Front gesehen hatte.
    »Was für ein Pöbel«, dachte er ohne jede Sympathie. Die Iren waren ihm widerwärtig. Er schaute in die Gesichter, die vorüberglitten, während der Daimler sich im Schritttempo, hupend, einen Weg durch die Menge gegen die Strömung bahnte. Stumpfe, granitene Gesichter, Wangenknochen kantig wie Axtstiele, blaurote Wangen und verfilztes Haar, Stiernacken, die Frauen massig und mit schweren Brüsten, die Arme voller Grübchen, dick wie Brotlaibe. Nein, wie Flüchtlinge sahen sie doch nicht aus. In ihren Gesichtern las er etwas Gespanntes, Erwartungsvolles. Der Major wandte sich mit lauter Stimme an einen zahnlosen Alten, der hinten auf einem Wagen saß und die Beine baumeln ließ, und fragte, was los sei. Aber der Bursche verstand ihn anscheinend nicht, er tippte sich nur an die Stirnlocke und schaute dann verlegen weg.
    »Ja«, sagte er eben zu Edward, »ich habe an Cook geschrieben und mich nach Hotels in Florenz erkundigt, aber vielleicht gehe ich auch

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