Troubles (German Edition)
war. Der Grund lag auf der Hand – früher oder später würde Sarah wieder zu Edward kommen. Der Major war es seiner Ehre schuldig, dass er dann die Gelegenheit ergriff und ein paar lässige Worte sprach, die ihr zu verstehen gaben, wie gleichgültig sie ihm geworden war.
Dann stießen sie unvermittelt aufeinander, alle drei auf einer der von hohen Buchsbaumhecken gesäumten Alleen des chinesischen Gartens.
»Hallo Brendan«, sagte sie lächelnd.
»Oh, hallo … na, wieder zurück?«, antwortete der Major, bleich geworden. Auch wenn er gewusst hatte, dass er ihr früher oder später begegnen würde, war diese Begegnung nun doch ein regelrechter Schock. Sie sah sehr hübsch aus in ihrem Wintermantel aus dicker grauer Wolle, mit schwarzem Bisamfell verbrämt, die Hände in einem Pelzmuff, die Ohren unter einer Pelzkapuze verborgen. Sie blickte dem Major fest ins Gesicht, und das brachte ihn vollends aus der Fassung. Um diesem Blick auszuweichen, machte er kehrt und spazierte mit ihnen in die Richtung, aus der er gekommen war.
Edward selbst schien einen Moment lang aus der Fassung. Er hatte eindringlich mit ihr gesprochen und dann abrupt innegehalten, als er den Major sah. Der unglückliche Ausdruck blieb auf Edwards Gesicht, bis sein Blick auf ein Vogelbad in Gestalt einer gigantischen Muschel fiel, gehalten von einer Nymphe aus Beton. Ihr Körper war nackt, nur an einigen Stellen am Bauch und an der Unterseite der Arme mit gelbgrünen Flechten bedeckt; ein Fuß war abgebrochen, und ein rostiger Draht ragte aus dem Unterschenkelstumpf. Der Major studierte sie mit gespieltem Interesse.
Eine Menge Schnee hatte sich in der Muschel gesammelt, und Edward schob ihn eifrig zusammen und holte in einer drolligen Bewegung aus, als wolle er ihn nach Sarah werfen.
»Also wirklich, Edward«, brummte sie ärgerlich.
Bald darauf kamen sie an die Terrassenbrüstung, von wo sie auf den zugefrorenen Swimmingpool sehen konnten. Die Zwillinge hatten eine Eisbahn angelegt; sie waren an einer Stelle immer wieder hin und her geschlurft, bis der Untergrund glatt war. Nun waren sie dort unten zugange, die Röcke bis zu den Knien gerafft, rannten über das bereifte Gras, machten einen Satz über den Beckenrand und glitten dann mit elegant geschwungenen Körpern bis zum anderen Rand. Die drei Spaziergänger blieben einen Moment lang stehen und sahen ihnen bei diesem Spiel zu, dann schleuderte Edward seinen Schneeball, gerade als Charity übers Eis schlitterte. Zwar verfehlte er sie, aber sie erschrak, verlor das Gleichgewicht und plumpste recht unsanft auf den Po. Edward lachte, und binnen Kurzem war eine Schneeballschlacht im Gange. Sarah vergaß, dass sie schlechter Laune war, die schlanken Finger verließen die Wärme des Muffs und gruben sich in den eiskalten Schnee.
Der Major verabscheute solche Späße, machte aber trotzdem mit. Sarah und Edward vergnügten sich so sehr – außerdem wollte er auch nicht, dass Sarah ihn für einen alten Sauertopf hielt. Bald bekam er seinen Lohn. Ein Schneeball, von einer der Zwillinge geschleudert, traf ihn aufs Ohr, dass es in seinem Kopf nur so dröhnte. Er lachte, weil er kein Spaßverderber sein wollte, zog sich aber von dem Spiel zurück und hielt sich, wider Willen, ärgerlich das schmerzende Ohr. Später entschuldigte Faith sich: sie und Charity waren durch eine harte Schule gegangen und machten ihre Schneebälle mit einem Stein in der Mitte. Aber der, der den Major getroffen habe, sei für Sarah bestimmt gewesen, nicht für ihn. Es tue ihr wirklich leid.
»Aber wieso denn Sarah?«, fragte der Major, verblüfft, dass jemand etwas gegen ein so bezauberndes Mädchen hatte.
»Ach, weil sie so eklig ist«, sagte Faith unbestimmt. »Immer treibt sie sich bei Daddy rum.« Nun blickte der Major finster drein, damit sie sah, dass er solche Reden nicht guthieß. Und auch später blickte er finster, als er darüber nachdachte. Wie sehr wünschte er sich, dass er es wäre und nicht Edward, bei dem sie sich immer herumtrieb … !
Und überhaupt, was war zwischen Edward und Sarah? Nach wie vor war sie ziemlich oft im Majestic, doch sie und Edward sahen dieser Tage immer nur schlecht gelaunt aus. Sie benahmen sich nicht im Mindesten wie ein Liebespaar. Zwar hatte der Major nun hinreichend bewiesen, dass sie ihm gleichgültig war, aber er konnte doch nicht verhindern, dass er den beiden nachspionierte, und sei es auch nur, damit er seine Missachtung noch einmal zeigen konnte. Und so kam es, dass er
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