Troubles (German Edition)
zu verteidigen.
»Ich
war derjenige, der den Schlussstrich gezogen hat, Brendan, das müssen Sie wissen. Nicht andersherum.« Als der Major nichts erwiderte, fuhr er fort: »Könnten Sie Murphy rufen und ihm sagen, dass er noch mehr heißes Wasser bringen soll?«
Sie waren in der Waschküche, wo Edward ein Bad nahm. Der Boiler hatte, über alle Maßen beansprucht von den Wäschebergen vor dem Ball, seinen Geist aufgegeben, doch Edwards Wunsch nach einem Bad war einfach übermächtig gewesen. Als er erst einmal im warmen Wasser saß, hatte ihn ein starkes Bedürfnis zu beichten überkommen, oder, wenn schon nicht zu beichten (schließlich hatte er sich nichts wirklich Schlimmes zuschulden kommen lassen), zumindest seine Sorgen mit jemandem zu teilen, der ihn vielleicht verstand. Daher die Gegenwart des Majors.
Anfangs dachte der Major, er sei gerufen worden, um von Ripon zu hören und Mitgefühl zu zeigen, denn Edward hatte damit begonnen, dass er die Szene schilderte, die sich am Vorabend abgespielt hatte, als er nach dem Essen seinen Sohn aufgesucht hatte, um ihm einen Scheck zuzustecken … wie er Ripon ganz allein in der Bibliothek gefunden hatte, wo er in einem Buch über urogenitale Themen blätterte, das er beiläufig aus dem Regal gezogen hatte. Und wo steckte seine Frau? Zweifellos saß sie irgendwo in einem der Damensalons und sehnte sich nach ihm. Ripon zeigte dieser Tage jedenfalls kein großes Interesse an ihr. Beim Anblick seines Vaters war er schuldbewusst zusammengezuckt und hatte das Buch zurück ins Regal gestellt. Dann ging Edward auf ihn zu und wedelte mit dem Scheck. Ripon hatte ihn genommen und gelesen (es war eine stattliche Summe) und eine verdutzte Miene aufgesetzt … Was hatte das zu bedeuten?
»Ich weiß, dass du knapp bei Kasse sein musst. Tut mir leid, dass es nicht mehr ist, aber ich habe alles zusammengekratzt, was ich auftreiben konnte«, hatte Edward ihm barsch erklärt.
»Aber Dad«, hatte Ripon gerufen und den Scheck zurück in die Brusttasche seines Vaters gestopft. »Das sollst du doch nicht! Ich brauche es nicht … Schau dir das mal an.« Und bei diesen Worte hatte er dicke Bündel mit Geldscheinen aus den Taschen gezogen und sie vor ihm auf den Teppich regnen lassen, bis seine Schuhe fast unter einem Berg von Banknoten verschwunden waren.
»Hör zu, Dad, warum lässt du dir bei deinen Ausgaben nicht ein bisschen unter die Arme greifen? Nein, also, nun mach schon, bedien’ dich. Die Quelle, aus der das kommt, ist noch lange nicht versiegt.« Gerührt von seiner eigenen Großzügigkeit hatte Ripon dagestanden und seinen halsstarrigen alten Vater aufgefordert, in die Geldfluten einzutauchen. »Nimm alles, wenn du willst. Keine Sorge, ich kann jederzeit Nachschub bekommen.«
Edward war verstummt. Der Major hatte ihn mitfühlend angesehen, es allerdings vorgezogen, nichts zu sagen, denn er spürte, dass das Schlimmste erst noch kam.
Die Waschküche war ein großer, trostloser Keller, die Fortsetzung des Küchentrakts; Reihen von dick getünchten gotischen Mauerbögen verloren sich in der düsteren, grünlichen Ferne. Wannen, Becken, eine riesige Wäschemangel mit briefkastendicken Rollen, ein paar Regale mit verschrumpelten Äpfeln aus einem längst vergangenen Sommer, gefettete Maschinenteile, die – offenbar schon lange unbeachtet – sorgsam ausgebreitet auf Öltuch lagen (möglicherweise Teile des dahingegangenen »Do More«-Generators) – der Major sah sich mit melancholischem Interesse um.
Edwards Kopf, der einzige Körperteil, der aus dem trüben Seifenwasser ragte, war grau, sein Blick gejagt. Wahrscheinlich hatte er kein Auge zugetan. Die Szene mit Ripon war gewiss demütigend genug gewesen – aber was ihm wirklich zusetzte, war die Sache mit Sarah. Offenbar kam es ihm nicht in den Sinn, dass dieses Thema auch beim Major einen wunden Punkt treffen könnte; er war zu beschäftigt mit seinen eigenen Sorgen. »Was für ein selbstsüchtiger Mensch er doch ist!«
Murphy erschien jetzt mit einem Krug mit dampfendem Wasser. Im Vorbeigehen warf er dem Major einen anzüglichen Blick zu – das verfluchte Zimmermädchen hatte offenbar im Untergeschoss bereits geplaudert! Edward wartete, bis ihm der alte Hausdiener den dampfenden Inhalt des Krugs zwischen die Knie gegossen hatte, dann setzte er seinen umfassenden Bericht darüber fort, wie er um ein Haar in die papistische Falle getappt war. Nach Angelas Tod habe er sich einsam gefühlt, unerträglich einsam: der Major
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