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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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Leben so unangenehm zu machen, dass sie aus freien Stücken auszogen. Natürlich war er zu sehr Gentleman, als dass er so etwas absichtlich getan hätte, auch wenn seine Unkosten unablässig stiegen. So gesehen war es wahrscheinlich nur gut für ihn, dass das Leben im Majestic selbst im besten Falle so unbequem war, dass es kaum zu ertragen war.
    Edward ließ geistesabwesend den Blick durch den Raum schweifen, während er wartete, dass sich alle versammelten. Bald unterdrückte er ein Gähnen; er sah nicht im Mindesten aus wie jemand, der gleich eine wichtige Erklärung abgeben wird. Als schließlich das Stimmengewirr verstummte, räusperte er sich. Er wolle nur sagen, verkündete er, dass er sich gezwungen sehe – er hielt einen Moment lang inne, damit diese Worte ihre Wirkung tun konnten –, von nun an »sparsamer zu wirtschaften«.
    »Sparsamer«? Die alten Damen warfen einander fragende Blicke zu, als ob sie sagen wollten, dass
sie
ja den Eindruck hätten, dass bereits sparsam gewirtschaftet werde, ja dass es schon seit sehr langer Zeit so sei. Auch manche Bediensteten zeigten Zeichen von Besorgnis: bedeutete das, dass sie entlassen würden? Heutzutage waren so viele arbeitslos, da schien es mehr als wahrscheinlich, dass es früher oder später auch sie treffen würde. Die Köchin, die von ihrem Lohn ein ganzes Haus voller trunksüchtiger Angehöriger in einem Dubliner Slum versorgte, japste lautlos; die massive Fassade ihrer Brust hob und senkte sich in raschem Wechsel. Evans war bleich geworden, und die Pickel an seinem Hals leuchten wie Kirschen über dem zerfransten Rand seines steifen Kragens. Nur ein oder zwei von den jüngsten Hausmädchen, die eben erst »vom Lande« dazugestoßen waren, erröteten schüchtern und zeigten mit einem Lächeln ihre Bereitschaft, und das hätten sie wohl genauso getan, wenn Edward verkündet hätte, dass sie ausgepeitscht würden. Und bei Murphy, der bis dahin in gusseiserner Lethargie verharrt hatte, huschten die Augen mit dem Blick auf den Teppich nun hin und her wie zwei aufgeschreckte Mäuse.
    Edward räusperte sich; alles wartete, dass er fortfuhr, erläuterte, ins Detail ging … aber er sagte kein Wort. Man hörte das laute Ticken der Standuhr. Schließlich seufzte er und erkundigte sich, ob noch Fragen seien.
    Nein, also Fragen gab es keine. Doch die Unzufriedenheit im Raum war mit Händen zu greifen, und Miss Bagley schien regelrecht empört. Man wusste ja gar nicht, wo man mit dem Fragen anfangen sollte, wenn etwas so Unerhörtes wie »sparsames Wirtschaften« vorgeschlagen wurde. Früher, da hatte man … Wieder war Schweigen eingetreten. Gebrochen wurde es von der alten Mrs. Rappaport, die aufrecht wie immer in einem Schaukelstuhl am leeren Kamin saß, die Spitzenhaube auf ihr dünnes graues Haar gesteckt. Gereizt schaukelte sie vor und zurück, zusehends schneller, und schließlich schrie sie: »Ein Skandal ist das!«, und alle fühlten sich gleich besser.
    Aber bei Großmutter Rappaport konnte man nie ganz sicher sein, ob sie wirklich mitbekommen hatte, wovon die Rede war, oder ob sie von etwas vollkommen anderem sprach. Edward ging nicht auf sie ein und brummte nur noch, ja, das sei es, was er ihnen habe sagen wollen, und er wolle ihnen noch für ihr Verständnis danken. Damit war die Versammlung aufgelöst … und auch weiterhin wusste keiner, an wessen mühsam erkämpften Annehmlichkeiten die dürren Ratten der Sparsamkeit nun bald nagen würden.
    Natürlich war Edward die Art Mann, für die Worte und Taten ein und dasselbe sind. Vielleicht, dachte der Major, genügte es ihm schon, die Sparmaßnahmen anzukündigen, und Konkreteres würde nie folgen. Doch am Nachmittag desselben Tages, als Edward und der Major einen Spaziergang auf der Terrasse vor dem Ballsaal machten, stießen sie auf die Zwillinge, die mit einem alten Tennisschläger im Swimmingpool fischten. Sie wurden mit barschen Worten herbeizitiert.
    »Stellt euch mal hierhin; ich will sehen, wie groß ihr seid. Jetzt steh doch gerade, Mädchen. Braucht ihr was zum Anziehen?«
    »Ja, Daddy. Unsere Kleider sind ja schon ganz zerlumpt, besonders meine.«
    »Meine sind schlimmer.«
    »Meine sind zehnmal, zwanzigmal, hundertmal« – Charity hielt den gestopften Ellenbogen ihres Pullovers in die Höhe – »eine Million mal schlimmer.«
    »Wie lange habt ihr die Sachen, die ihr jetzt tragt?«
    »Schon seit
Ewig
keiten.«
    »Eine Milliarde Jahre.«
    »Gut, dann kommt mit. Sie auch, Major. Sie achten

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