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Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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sehen, weil mein eines Auge verbunden war und er hinter mir stand.« Sie berichtete von dem Ereignis und wiederholte die Drohung wörtlich.
    »Ich stand Todesängste aus. Sobald ich in der Lage war, mitzuteilen, wer ich bin, hatte ich Angst, es zu tun. Ich konnte nichts unternehmen, ohne dabei mein Leben und das von Tate zu gefährden.«
    Irish schwieg, bis sie geendet hatte. Als er wieder redete, klang seine Stimme mißtrauisch.
    »Also, du willst mir damit sagen, daß du an die Stelle von Carole Rutledge getreten bist, um zu verhindern, daß Tate Rutledge ermordet wird.«
    »Genau. Carole wußte, wer das war. Und er muß zur Familie gehören. Niemand sonst hätte Zugang zur Intensivstation gehabt.«
    »Es hätte sich jemand einschleichen können.«
    »Mag sein, aber ich glaube es nicht. Wenn Carole einen Attentäter engagiert hätte, wäre er nach ihrem Unfall einfach verschwunden. Er wäre doch nicht zu ihr gekommen, um sie zu warnen, daß sie nichts ausplaudern dürfe, stimmt doch, oder?«
    »Dieser Attentäter...«
    »Du glaubst, ich hätte mir alles eingebildet?«
    »Du warst voller Medikamente und wußtest nicht, wo du bist, Avery«, sagte er vernünftig. »Das hast du selbst gesagt. Du warst auf dem einen Auge blind, und — entschuldige den schlechten Scherz — mit dem anderen hast du auch nicht viel klarer gesehen. Du glaubst, es war ein Mann, aber es hätte auch eine Frau sein können. Du denkst, es war jemand aus Rutledges Familie, aber es hätte auch jemand anderes sein können.«
    »Warauf willst du hinaus, Irish?«
    »Du hattest wahrscheinlich einen Alptraum.«
    »Bis vor ein paar Tagen hätte ich mir das auch einreden können.« Sie nahm das Blatt Papier, das sie in ihrem Kopfkissenbezug gefunden hatte, und gab es ihm. Er las die mit Schreibmaschine geschriebene Nachricht.
    Als sein besorgter Blick sich wieder hob, sagte sie: »Das war in meinem Kopfkissenbezug. Also gibt es ihn wirklich. Und er hält mich für Carole, seine Mitwisserin. Und er hat immer noch vor, was sie geplant haben.«
    Die Nachricht hatte Irishs Meinung schlagartig geändert. Er räusperte sich voller Unbehagen. »Ist das das erste Mal seit damals im Krankenhaus, daß er Kontakt mit dir aufgenommen hat?« Er las die Nachricht noch einmal und stellte dann fest: »Da ist nicht die Rede davon, daß er Tate Rutledge umbringen will.« Avery sah ihn durchdringend an. »Das ist ein gründlich und auf lange Hand geplantes Attentat. Er konnte doch nicht riskieren, es deutlicher auszudrücken. Logischerweise ist die Nachricht verschlüsselt, weil sie von jemand anderem hätte gefunden werden können. Diese scheinbar unschuldigen Worte mußten für Carole etwas völlig anderes bedeuten.«
    »Wer hat Zugang zu einer Schreibmaschine?«
    »Alle. Im großen Familienzimmer steht eine auf einem
Schreibtisch. Die wurde auch verwendet, das habe ich nachgeprüft.«
    »Was meint er — oder sie — mit >was immer du auch tust    Avery wandte sich schuldbewußt ab. »Ich bin nicht sicher.«
    »Avery?«
    Sie sah ihn wieder an. Sie hatte Irish noch nie belügen können. Er durchschaute sie jedesmal. »Ich habe versucht, besser mit Tate auszukommen, als seine Frau das getan hat.«
    »Gibt’s dafür einen speziellen Grund?«
    »Es war mir von Anfang klar, daß sie Schwierigkeiten miteinander hatten. Sie war wohl eine egoistische, völlig auf sich selbst fixierte Frau. Sie hat Tate betrogen und war als Mutter völlig untauglich. Möglichst unauffällig habe ich versucht, diesen Abgrund zwischen ihm und seiner Frau zu überwinden.«
    Wieder fragte Irish: »Warum?«
    »Damit ich besser verstehen kann, was los ist. Ich muß erst die Ursache für das Problem finden, bevor ich mich auf die Suche nach einem Motiv für den Mörder machen kann. Offensichtlich sind meine Versuche, die Ehe auf eine bessere Grundlage zu stellen, aufgefallen. Der Mörder meint, das sei Caroles neue Taktik, Tate in Sicherheit zu wiegen.«
    Sie rieb sich die Arme, als wäre ihr plötzlich kalt. »Es gibt ihn wirklich, Irish, das weiß ich. Hier ist der Beweis«, sagte sie und deutete auf die Nachricht.
    Irish, der sich noch nicht festlegen wollte, warf den Zettel auf den Kaffeetisch. »Also, nehmen wir mal an, es gäbe einen Mörder. Wer will Rutledge auf Eis legen?«
    »Ich habe keine Ahnung«, erwiderte sie mit einem niedergeschlagenen Seufzen, »sie sind alle zusammen eine große, glückliche Familie.« Sie beschrieb ihm alle Personen mit Namen und ihren Beziehungen zu Tate.

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