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TTB 100: Der Traum der Maschine

TTB 100: Der Traum der Maschine

Titel: TTB 100: Der Traum der Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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ausstoße wie deine Maschine den Kaffee!«
    »Trotz deines respektlosen Benehmens habe ich noch immer nicht die Hoffnung verloren«, sagte Michel lachend und schob den Kaffee über das Holz.
    »Ganz ohne Spaß«, meinte Nicholas, »ich habe heute früh etwas gemalt, was mir recht gut gelungen sein dürfte.«
    »Mit dir macht Chevillard die Geschäfte seines Lebens«, brummte Michel. »Warum besorgst du dir keinen besseren Händler? Der Mann hat zwar eine große Familie und gute Umgangsformen, aber den Geschäftssinn eines Aasgeiers.«
    »Weißt du einen besseren?« fragte Nicholas und sah Michel ins Gesicht. Der alte Mann zuckte die Schultern und hustete.
    »Ich werde mich umsehen, wenn du interessiert bist. Hast du einen Vertrag mit Chevillard?«
    »Nein«, sagte Nicholas.
    »Gut, ich werde es versuchen«, sagte Michel. »Heute ist es umgekehrt, heute wartest du auf Claudine, ist es nicht so?«
    »Erraten«, sagte Nicholas und sah auf die Uhr. »Wir haben uns für neun Uhr zusammenbestellt. Es ist noch Zeit.«
    »Ein ausgesprochen nettes Mädchen«, meinte Michel.
    »Wo?« Nicholas sah sich schnell um.
    »Nein«, lachte der Alte. »Claudine meine ich.«
    »Du hast völlig recht«, sagte Nicholas.
    Michel bediente zwei Gäste, die laut nach etwas zu trinken verlangt hatten, und Nicholas sah sich die Illustrierte an. Sie hatte eine neue Serie angefangen – einen Bericht über Ausgrabungen in Südfrankreich, unweit der Höhlen von Les Trois Frères. Die bisher entdeckten Höhlengemälde waren abgebildet; die neueren Grabungen hatten noch keine Erfolge gebracht.
    Nicholas legte die Zeitung weg, stand auf und ging zum Zigarettenautomaten, der neben der Tür mit dem Perlenvorhang an der Wand befestigt war. Dort warf er eine Münze ein und holte sich eine Schachtel Filterzigaretten. Er zündete sich eine an, trank seine Tasse leer und bestellte einen neuen Kaffee. Er las in der Illustrierten, bis Punkt neun Uhr Claudine hereinkam, hübsch und sehr frisch in einem weißen Rauhleinenkleid.
    »Ich habe die zwölf Hocker in der letzten Stunde erbittert verteidigt«, sagte Nicholas und sprang auf den Boden. Claudine lächelte ihm und Michel zu und ließ sich von Nicholas auf den Hocker heben.
    »Danke, Nicholas. Kaffee, wie immer, Michel«, sagte sie. Der Alte nickte.
    »Wie geht es dir, Nicholas?« fragte das Mädchen leise.
    »Danke«, sagte Nicholas. »Ich bin wieder fit. Außerdem«, er holte tief Atem, »habe ich heute geschuftet wie in meinen Jugendjahren. Die Wohnung ist von Süd nach Nord aufgeräumt worden. Du wirst eine strahlende Einrichtung finden und eine mustergültige Ordnung. Völlig staubfrei.«
    »Nein!« Claudine war erschüttert.
    »Sogar richtig zu Mittag gegessen habe ich«, berichtete Nicholas strahlend. »Fisch in dem Speiselokal, du weißt schon.«
    Der Kaffee kam. Claudine nahm Nicholas die Illustrierte aus den Händen und legte sie auf die Theke.
    »Ich versuche, dich zu einem Spaziergang zu überreden, aber nicht zu den Quais hinunter, sondern ...«
    »... sondern Jardin du Luxembourg?«
    »Richtig. Gehen wir?«
    »Gut! Aber keine Kilometerfresserei«, verwahrte sich Nicholas.
    »Nein, du darfst dich auf jede Bank setzen, vorausgesetzt, sie ist frei«, erklärte Claudine.
    Nicholas zahlte Claudines Espresso, während sie austrank. Dann verließen beide das Lokal. Michel sah ihnen mit dem typischen Lächeln eines alten Mannes nach, der an die angenehmen Erlebnisse seiner Jugendjahre erinnert wird. Dann räumte er schweigend die leeren Tassen weg.
    »Ich habe alles vergessen, was mit dem Bild zu tun hat«, sagte Nicholas erleichtert zu Claudine. Das Mädchen gab sich Mühe, ihn nicht spüren zu lassen, wie sehr sie beruhigt war.
    »Nur noch das Bild ist da.«
    Sie fragte: »Willst du es verkaufen?«
    »So schnell wie möglich«, sagte er, »ich will nicht mehr an diesen Unfug erinnert werden.«
    »Das ist ganz gut so.«
    Nach einer Weile sagte das Mädchen:
    »Ich bin ziemlich froh, daß du wieder ganz in Ordnung bist. Du solltest dich heute früh gesehen haben – du hättest dich nicht mehr erkannt.«
    »Das glaube ich gern. Ich fühlte mich entsprechend.«
    »Wie weit bist du eigentlich mit deinen Aufgaben?«
    »Ich kann sie rechtzeitig abgeben. Morgen und übermorgen werde ich die Skizzen schön säuberlich ausführen und dann mit einem Kollegen zusammen durchgehen. Das wäre es für dieses Semester.«
    »Kurz: Erfolg auf der ganzen Linie«, meinte Claudine lachend.
    »Ich habe auch lange genug

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