TTB 113: Planet zu verkaufen
sich bereits an die Veränderungen gewöhnt hätte.
Joy war ins Büro zurückgekehrt, um einen Artikel zu überprüfen. Und der Mann im nächsten Apartment würde weiter bei seiner Versicherung arbeiten, bis es nichts mehr zu versichern gab. Man mußte natürlich so handeln, man mußte essen, irgendwie leben und Geld verdienen. Aber wahrscheinlich lagen die Dinge noch viel komplizierter. Es war vielleicht die einzige Möglichkeit, an der Wirklichkeit festzuhalten; sich zu sagen, daß sich nur ein Teil des Lebens verändert hatte und die alte Routine im Tagesablauf noch nicht gestört war.
Und ich? fragte ich mich. Was sollte ich tun?
Ich konnte ins Büro zurückgehen, mich an meinen Schreibtisch setzen und weitere Artikel schreiben. Aber was würde das nützen? Artikel zu schreiben, die nie gelesen werden würden, weil man die Zeitung in einigen Tagen vielleicht gar nicht mehr druckte?
Ich zog mich an und verließ das Motel. Es war ein schöner, sonniger Tag, der mehr zum Sommer als zum Herbst paßte. Die Regenwolken waren verschwunden, und nur an kleinen Pfützen erkannte man, daß es geregnet hatte.
Ich blickte auf meine Uhr und sah, daß es fast Mittag war.
Das Auto des Versicherungsvizepräsidenten stand jetzt vor dem zweiten Apartment, aber ich erblickte weder ihn noch seine Familie. Es war Samstag, wahrscheinlich sein freier Tag, und die Familie schlief sich aus.
In einiger Entfernung sah ich das Schild eines Restaurants und erkannte, daß ich hungrig war. Außerdem gab es dort ein Telefon, so daß ich Joy anrufen konnte.
Der große Speisesaal war dicht gefüllt. Ich drängte mich durch die Menge zur Telefonzelle.
»Schlafmütze!« schalt sie. »Wann bist du aufgestanden?«
»Erst vor kurzem. Was ist los bei euch?«
»Gavin rauft sich die Haare. Er ist einer Sache auf der Spur, aber er findet keine Erklärungen dafür.«
»Etwas über …«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Joy, die offensichtlich wußte, wonach ich fragen wollte. »Es könnte sein. In den Banken herrscht Geldknappheit. Wir wissen …«
»Geldknappheit! Dow hat mir doch gestern erzählt, daß sie knietief in Geld waten.«
»Das stimmte gestern, aber heute nicht mehr. Ein Großteil davon ist verschwunden. Gestern nachmittag war es noch da, aber als man am Abend die Tresore schloß, hatte sich der Großteil einfach in Luft aufgelöst.«
»Und niemand ist bereit, Erklärungen abzugeben«, vermutete ich.
»Genau. Die Leute, die von Gavin und Dow interviewt wurden, schweigen wie ein Grab. Sie behaupten, nichts von der Sache zu wissen. Und die hohen Tiere können sie nicht erreichen. – Parker, glaubst du, daß Atwood in die Sache verwickelt ist?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete ich. »Es würde mich nicht überraschen. Ich werde es nachprüfen.«
»Was hast du vor?« fragte sie scharf.
»Ich könnte zum Belmont-Haus hinausfahren, Atwood sagte …«
»Es gefällt mir nicht«, sagte sie. »Du warst schon einmal draußen.«
»Ich werde Ärger vermeiden. Ich kann mit Atwood verhandeln.«
»Du hast nicht einmal einen Wagen.«
»Ich werde ein Taxi nehmen.«
»Du hast doch kein Geld bei dir.«
»Das Taxi fährt mich hinaus«, antwortete ich, »und es wird mich auch wieder zurückbringen. Auf dem Rückweg kann es vor dem Büro stehenbleiben, und ich werde den Fahrer bezahlen.«
30
Das Haus sah auch im Sonnenlicht alt und finster aus. Ich stand da, blickte das Haus an und redete mir ein, daß es nichts gab, wovor ich mich fürchten mußte. Es war doch bloß ein gewöhnliches, altes Haus, von dem langsam die Farbe abblätterte.
»Sie möchten, daß ich hier auf Sie warte?« fragte der Taxifahrer.
»Es wird nicht lange dauern.«
»Das liegt ganz in Ihrem Ermessen, mein Herr. Mir ist das egal. Die Uhr läuft.«
Ich schritt die Einfahrt hinauf, und das welke Laub raschelte unter meinen Füßen.
Zuerst würde ich es an der Tür versuchen, beschloß ich, wie ein zivilisierter Mensch. Nur wenn auf mein Läuten niemand öffnete, würde ich durch das Fenster steigen, wie letzte Nacht. Der Taxifahrer würde sich zwar wundern, aber sein Geschäft war, zu warten und mich zurückzufahren.
Ich schritt die Einfahrt hinauf, und das welke Laub raschelte und wartete. Als ich meinen Finger ausstreckte, um nochmals zu läuten, vernahm ich Schritte.
Ich erinnerte mich plötzlich, daß die Glocke letzte Nacht nicht in Ordnung gewesen war. Der Knopf hatte stark gewackelt und war fast herausgefallen, als ich geklingelt hatte. Aber
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