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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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ein paar Tage Urlaub nehmen, sobald das Schuljahr um wäre, und wir würden alle in die Berge fahren. Zum Zelten.
    Addie erwiderte das Lächeln.
    Ich fragte mich, ob er wohl je an das erste Mal dachte, als wir zelten gegangen waren; damals, bevor Lyle geboren wurde. Addie und ich waren vier Jahre alt gewesen, und Dad hatte so lange mit mir auf einem Baumstamm am Feuer gesessen, dass es mir wie eine Ewigkeit vorgekommen war, und mir beigebracht, wie ich die Daumen aneinanderpressen musste, um auf einem Grashalm zu pfeifen, während die Sterne auf uns hinabschauten.
    »Lyle hat Probleme mit seinen Mathehausaufgaben«, sagte Mom, als Addie in die Küche kam. »Geh und hilf ihm, während ich das Abendessen mache, okay?«
    Und so verging der Abend. Ich dachte daran, Addie bei Hally anrufen zu lassen, doch dann wurde mir klar, dass wir nicht einmal die Telefonnummer der Mullans kannten. Wir hatten bisher noch nie einen Grund gehabt, sie anzurufen.
    ‹Es sind jetzt drei Tage›, sagte Addie. ‹Sie wird morgen wieder da sein.›
    Das war sie nicht. Aber als wir am Ende des Tages unsere Schultasche aufhoben und aus dem Klassenzimmer schlüpfen wollten, stellte sich uns jemand in den Weg. Nicht Hally, nicht Lissa.
    Devon.
    Addie blieb stehen und starrte ihn an. Er starrte zurück. Unsere Finger umklammerten den Türrahmen.
    »Hey«, sagte Addie. »Was machst du hier?«
    Ms Stimp beobachtete uns von ihrem Pult aus. Devon sah sie mit gerunzelter Stirn an, und sie wandte den Blick ab und blätterte hektisch in ihren Unterlagen, die Hände schneeweiß, der Kopf hochrot.
    Devon presste die Lippen aufeinander, aber er wandte sich uns wieder zu. »Komm mit, wir reden draußen.«
    Wir folgten ihm aus dem Gebäude auf den Parkplatz und immer weiter, bis wir eine einsame Baumgruppe am äußersten Ende des Schulgeländes erreicht hatten. Addie bemühte sich, mit Devons langen Schritten mitzuhalten. Am Morgen hatte es geregnet und die aufgeweichte Erde schmatzte unter unseren Lacklederschuhen. Der Geruch von nassem Gras hing schwer in der Luft.
    »Was ist los?«, fragte sie schließlich. »Devon, sag mir …«
    Er fuhr herum, blieb so plötzlich stehen, dass Addie fast in ihn hineingerannt wäre. »Hally und Lissa sind weg.«
    Weg. Das Wort traf uns wie ein Axthieb. Addie schluckte. »Was meinst du mit weg ?«
    Devon sah sich nach allen Seiten um, ehe er weitersprach. Seine Anspannung war so groß, dass er am ganzen Körper zitterte – eine Sprungfeder umwickelt von einer Angelschnur, die jeden Moment reißen konnte. »Sie hätte es besser wissen müssen. Sie wollte es unbedingt sehen. Aber sie hätte wissen müssen …« Er stockte und wandte den Blick ab. Die Bäume standen starr und schweigend da, die Regentropfen rannen glitzernd an ihnen hinunter. »Wir sind nicht wie ihr anderen. Wir dürfen nicht bei so etwas erwischt werden. Razzien. Wir dürfen nicht in der Nähe gesehen werden. Sie haben sie mitgenommen. Sie haben sie befragt.« Ein Sturm aus gemischten Gefühlen zog über sein Gesicht, zu schnell, um sie alle zu entschlüsseln.
    »Sie haben sie mitgenommen«, sagte er.
    »Die Polizei?«
    Grobe Hände. Blinkende rote und blaue Lichter. Sirenen, die heulen, heulen, heulen.
    Devon sah uns immer noch nicht an, er starrte weiter zitternd auf die schlanken weißen Baumstämme. Der Wind frischte auf. Die Blätter raschelten. »Zuerst. Dann der Mann von der Klinik.«
    »Was für eine Kli…?«
    Devon fuhr herum, um unseren Blick zu erwidern. »Nur weil sie es unbedingt sehen musste!« Seine Stimme wurde leiser, ein bekümmertes Grollen, gefangen in Stahl. »Ich habe ihr gesagt, sie soll stehen bleiben. Ryan hat ihr gesagt, sie soll stehen bleiben. Sie hört nie, niemals zu.« Er massierte sich mit den Fingern die Schläfen. Als er wieder sprach, klang seine Stimme gepresst, tonlos. »Sie kamen zu uns nach Hause und erzählten uns, sie sei geistig instabil.« Seine Augen waren schwarz. Kalt. »Sie sagten, sie bräuchte eine intensive, spezielle Behandlung, ehe es zu spät sei, sie zu retten. Sie wollen sie korrigieren. Sie wollen meine Schwester korrigieren, Addie.«
    Instabil. Spezielle Behandlung.
    Zu spät.
    Ich spürte, wie Addie sich neben mir wand und krümmte, ihre Verzweiflung wurde zu meiner, die meine verschmolz mit ihrer.
    Es muss etwas unternommen werden, bevor es zu spät ist.
    Das war, was die Ärzte, die Spezialisten, die Beratungslehrerin mit dem grauen Bob zu unseren Eltern gesagt hatten, während wir mit dem Ohr an

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