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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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hinterher.
    »Nun«, sagte der Button-down-Mann. Er schenkte uns ein Lächeln. Eine Drohung, als Versprechen verpackt. Zugeschnürt mit einer Schleife. »Du bist also Addie, hm?«
    Addie schluckte.
    ‹Er weiß es schon›, sagte ich. ‹Er fragt nicht wirklich.›
    »Ja«, sagte Addie. »Bin ich.«
    »Schön, dich kennenzulernen, Addie«, sagte der Button-down-Mann. Er nickte uns zu, drehte sich um und ging davon. Seine Schuhe hinterließen schlammige Fußabdrücke den ganzen Weg entlang bis zu seinem Auto. Ryan warf uns einen letzten Blick zu, dann öffnete er die Beifahrertür und verschwand im Wagen.
    Wir sahen zu, wie sie davonfuhren.
    Lauft. Das Wort hallte in uns nach.
    Ich werde mich immer fragen, was passiert wäre, wenn wir auf ihn gehört hätten.

Kapitel 11
    Er kam uns noch am selben Abend holen.
    Mom hatte sich gerade ihre Kellnerinnenuniform angezogen. Zuvor hatte sie noch Lyle zu seiner letzten Dialyse in dieser Woche gebracht. Eine Kollegin hatte sie gebeten, ihre Schicht im Restaurant zu übernehmen, und nachdem Lyle ihr tausendmal versichert hatte, dass er eine Stunde oder so wunderbar allein im Krankenhaus zurechtkäme – eine Krankenschwester würde die ganze Zeit über in Rufweite sein –, hatte sie sich auf die Lippe gebissen und eingewilligt. Dad war auf dem Sprung in die entgegengesetzte Richtung. Er war ein bisschen früher von der Arbeit nach Hause gekommen, damit er in die Stadt fahren und Lyle den Rest der Sitzung Gesellschaft leisten konnte.
    Addie und ich saßen am Tisch und wollten gerade mit dem Abendessen beginnen. Die Einzigen, die nicht in Bewegung waren.
    In dem Moment, als wir unseren ersten Bissen nahmen, klingelte es. Die Gabel verharrte in unserem Mund, die Zinken hart und metallisch an unserer Zunge.
    Mom runzelte die Stirn, sie war darin vertieft, sich die Haare hochzustecken. »Wer könnte das sein?«
    »Es ist wahrscheinlich bloß jemand, der uns etwas verkaufen will«, sagte Addie langsam. »Sie werden weitergehen, wenn du sie ignorierst.«
    Aber es klingelte erneut, gefolgt von nachdrücklichem Hämmern an der Tür. Jeder Schlag schien die Bilder an den Wänden hüpfen zu lassen, die Figürchen auf dem Kaminsims.
    »Ich gehe hin«, sagte Dad.
    »Nein!«, rief Addie. Er fuhr zusammen und drehte sich zu uns um.
    »Stimmt etwas nicht?«
    »Nein«, sagte Addie. Unsere Finger umklammerten die Gabel fester. »Nur … es ist nur …«
    Die Klingel schnitt ihr das Wort ab. Dad starrte stirnrunzelnd die Tür an. »Wer immer es ist, scheint kein sehr geduldiger Mensch zu sein.«
    Mom summte, während sie ihre Haare zu einem Knoten drehte. Sie benutzte die Rückseite einer Pfanne als behelfsmäßigen Spiegel. Wir konnten sie über das Blut hinweg, das in unseren Ohren rauschte, kaum hören.
    »Hallo«, sagte eine vertraute Stimme, als die Tür aufschwang. »Ich bin Daniel Conivent von der Nornand Klinik.«
    Es entstand eine sehr kurze Pause.
    »Lassen Sie uns vor die Tür gehen«, sagte Dad. Seine Stimme stockte kaum spürbar – ein Wanken, das wir allein deshalb bemerkten, weil unsere Nerven so extrem angespannt waren. »Bitte, lassen Sie uns draußen weiterreden.«
    »Eine Klinik«, sagte Mom. »Ich kann mir nicht vorstellen, was die verkaufen sollten.«
    Lauft, ertönte das Echo von Ryans Stimme in unserem Kopf. Lauft, hatte er uns angefleht, aber wir hatten nicht auf ihn gehört. Wo hätten wir hinlaufen sollen?
    Jetzt war es zu spät.
    Wir konnten nirgendwohin, uns nirgends verstecken. Wir saßen wie gelähmt auf unserem Stuhl, den Blick starr auf die Erbsen und Möhren gerichtet. Unsere Finger krallten sich an der Stuhlkante fest.
    »Addie?«
    Wir rissen den Kopf hoch, die Gabel fiel klappernd auf den Tisch. Mum musterte uns mit gerunzelter Stirn. »Du bist so blass, Addie. Was ist los?«
    »Nichts«, sagte Addie. »Ich, äh, ich …«
    Die Tür ging wieder auf. Unser Blick flog zum Flur.
    ‹Atme›, sagte ich. ‹Du musst atmen, Addie.›
    Luft bahnte sich widerstrebend einen Pfad in unsere Lunge. Addie umklammerte den Stuhl so fest, dass unsere Arme zu zittern begannen.
    Dad erschien zuerst. Sein Blick flackerte überallhin, nur nicht zu unserem Gesicht, seine Hände hingen schlaff herunter. Hinter ihm betrat ein Mann in einem Hemd mit steifem Kragen den Raum.
    ‹Sie werden nicht zulassen, dass er uns mitnimmt›, flüsterte ich grimmig. ‹Mom und Dad werden nicht zulassen, dass er uns mitnimmt.›
    Aber wir wussten beide, dass das nicht stimmte. Dad war ein großer

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