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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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Mündern die Sätze stahl, bevor sie jemandes Ohren erreichen konnten. Die Menschen blieben stehen. Drehten sich um. Stierten. Wir gehörten zu ihnen.
    Über den Lärm hinweg hörten wir nichts, aber wir konnten etwas von den Lippen einer alten Frau ablesen, die ein paar Schritte von Ryan entfernt stand. »Hybride«, sagte sie mit angewidertem Gesichtsausdruck. Addie wäre beinah erschrocken vor ihr zurückgewichen. Aber die Frau sprach mit dem Mann neben sich, nicht mit uns; sie sah nicht einmal in unsere Richtung.
    Ein paar Jungen rannten an uns vorbei, den Polizeiautos auf den Fersen. Die waren jetzt weiter weg, das Heulen der Sirenen wurde schwächer, brachte unsere Trommelfelle aber immer noch zum Klingeln. Und dann schoss etwas – jemand – an uns vorbei und sauste hinter den Jungs her.
    »Hally!«, brüllte Ryan und rannte ihr nach. »Hally, bleib stehen!«
    Furcht verwandelte unsere Glieder in Stein. Entsprach das, was die Leute behaupteten, der Wahrheit? Oder hatte jemand einen Fehler gemacht? Oder gelogen, nur um einen Tumult auszulösen?
    ‹Addie!›, rief ich. Ich wusste nicht, was ich von ihr erwartete – rennen ja, aber wohin? Hinter Ryan und Hally her? Oder in die andere Richtung? Alles, was ich sagen konnte, war: ‹Addie, renn!›
    Das tat sie. Sie fuhr herum, unsere Beine erwachten zum Leben und rannten weg von den Polizeiautos, weg von Ryan, weg von Hally. Weg von wen auch immer sie aufgespürt hatten. Die Straßen füllten sich mit rennenden Menschen – sie strömten aus den Geschäften, den Wohnungen, oder drängten sich hinein. Jemand schubste uns. Dann wieder einer und noch einer. Die Hälfte der Leute versuchte, näher an das Geschehen heranzukommen, erfüllt von einem makabren Bedürfnis, alles mitanzusehen, die andere Hälfte versuchte zu fliehen.
    Innerhalb weniger Augenblicke kamen wir kaum noch vom Fleck. Die Neuigkeiten hatten sich verbreitet.
    Gefahr. Ein Hybrid war entdeckt worden und die Polizei angerückt, um ihn in Gewahrsam zu nehmen.
    Addie wirbelte von einer Richtung in die andere, kämpfte gegen die Menge an. Körper prallten gegen unseren. ‹Eva!›, schrie sie und stolperte, fiel rückwärts. Der Ellbogen von jemandem krachte gegen unsere Wange. Ein zweiter wurde direkt unter unseren Rippen ins Fleisch gerammt und raubte uns, was an Luft in der Lunge verblieben war.
    Die Menge drängte vorwärts und riss uns mit sich, ein Fluss aus Körpern, in dessen Strömung Addie mit den Armen ruderte und darum kämpfte, nicht unterzugehen. Ich verlor dermaßen die Orientierung, dass ich nicht wusste, in welche Richtung wir unterwegs waren, bis wir auf eine Kette aus Polizisten trafen, Respekt einflößend in ihren dunklen Uniformen, die allen zuriefen: »Zurückbleiben, zurückbleiben.« Ihren Stimmen gelang es kaum, die Kakofonie des Mobs zu übertönen: das wütende Geschrei, die hilflosen Rufe derjenigen, die stürzten. Addie und ich wurden hin und her geschleudert, wir hätten gerne die Augen geschlossen, wagten es aber nicht.
    ‹Eva!›, rief Addie immer wieder in die vollkommene Leere unseres Geistes. ‹Eva. Oh, Gott.›
    Ein Bein verhedderte sich mit unserem, brachte uns aus dem Gleichgewicht. Wir stolperten vorwärts – wir würden fallen. Eine Hand schloss sich um unseren Arm. Die Hand eines Polizisten. Er riss uns auf die Beine zurück, ehe er uns aus der Menge zog – ein Fisch am Angelhaken, ein Schmetterling im Netz – und auf die andere Straßenseite brachte. Wir schnappten keuchend nach Luft. Als der Polizist uns ansah, blieb sie uns ganz weg.
    Wusste er es? Er konnte es nicht wissen. Oder etwa doch?
    »Alles okay?«, fragte er und ließ unseren Arm los. Er war ein großer Mann. Er hätte uns im Bruchteil einer Sekunde zu Boden werfen können, und seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hätte er nicht gezögert, genau das zu tun. Addie nickte, ohne ein Wort herauszubringen. Beinah gegen unseren Willen flog unser Blick zurück zu der aufgebrachten Menschenmenge.
    »Idioten«, sagte der Polizist. »Ahnen nicht, wie gefährlich das ist.« Gefährlich? Meinte er den Mob oder den gefangenen Hybriden, der irgendwo inmitten der kreischenden Menge gefangen war, so eingepfercht von der Menschenmasse, dass wir ihn nicht einmal sehen konnten? »Sieh zu, dass du hier wegkommst, verstanden?«
    Addie nickte noch einmal. Die Luft strömte in unsere Lunge zurück und sie entfaltete sich wieder. Der Polizeibeamte stürzte sich zurück ins Getümmel, um seinen Kollegen

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