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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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konnten nicht von hier verschwinden, ehe wir sie nicht in Sicherheit wussten.
    Addie war im Begriff, die Tür zu Dr. Wendles Zimmer zu öffnen, als wir die Stimmen hörten.
    »… sie hatte ihre Impfungen … sollte kein Problem sein …«
    »Es hat schon … früher … wenn die Ärzte das Falsche verschreiben oder das Kind einfach …«
    Addie stand einen Moment reglos da. Dann, ganz langsam, presste sie unser Ohr an die Tür. Eine Stimme war die von Dr. Wendle. Die andere gehörte einer Frau. Beide sprachen zu leise, als dass wir mehr als ein paar Satzfetzen hätten aufschnappen können.
    »… immer noch das EEG … manchmal effektiver …«
    »…a, aber nur in späteren Stadien. Wenn … kann man nicht … es besteht im… Mög… zu …«
    Die Stimme der Frau wurde noch leiser, bis wir sie kaum noch hören konnten.
    ‹Drück die Klinke runter. Öffne die Tür einen Spalt›, sagte ich, obwohl ein Teil von mir mich warnte, dass dies ein zu hohes Risiko wäre. Wir sollten nicht versuchen, zu lauschen – wir sollten lieber versuchen, eine Bilderbuchpatientin zu sein.
    Behutsam übte Addie Druck auf die Klinke aus und stieß die Tür zwei Zentimeter auf.
    »Wir können nicht viel tun, bis uns sämtliche Untersuchungsergebnisse vorliegen«, sagte Dr. Wendle.
    »Nein«, erwiderte die Frau zustimmend. »Wir werden abwarten müssen.«
    Stille.
    »Du hast es nicht zu dieser geschafft, oder?«, fragte Dr. Wendle. »Hast du schon etwas gehört? Darüber, wie es gelaufen ist?«
    Einen langen Moment erwiderte sie nichts. Dann: »Besser als bei den anderen.«
    Dr. Wendle lachte, doch sein Lachen erstarb, als die Frau nicht mit einstimmte. Er räusperte sich. »Nun, selbstverständlich. Aber das heißt nicht viel. Der Komission wird es sicherlich nicht genügen.«
    »Nein.«
    »Uns bleibt immer noch etwas Zeit. Und es existiert eine Vielzahl anderer Herangehensweisen, die wir noch nicht hinreichend erforscht haben. Eli geht es schon viel besser, oder? Ich habe darüber nachgedacht, ihm von dieser Woche an Zalitene zu verabreichen. Es hilft vielleicht gegen seine Anfälle und …«
    »Er war ein lieber Junge«, murmelte die Frau.
    »Wer?«, fragte Dr. Wendle. »Eli?«
    »Nein«, sagte sie. »Nein, ich meinte …« Absätze klackerten über den Boden. »Ich muss los. Schick mir die Akte des Mädchens rüber, sobald die Resultate feststehen.«
    ‹Los!›, sagte ich. ‹Beeil dich. Sie kommt.›
    Aber Addie rührte sich nicht vom Fleck. Unsere Hand umklammerte die Türklinke, unsere Ohren bemühten sich, jedes Wort aufzufangen.
    ‹Los!›, rief ich. ‹Geh rein! Geh rein! Jetzt!›
    Addie platzte stolpernd in den Raum, wobei sie sich an der Tür festhalten musste, um nicht hinzufallen. Die Frau stieß einen Schrei aus und taumelte nach hinten. Wir sahen zu ihr hoch, brachten Gesicht und Stimme zusammen. Sie war jünger, als wir erwartet hatten, vielleicht Ende zwanzig oder Anfang dreißig. Eine blasse Frau mit hellbraunen Haaren und erschrocken aufgerissenen haselnussbraunen Augen.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte sie und zupfte an ihrem Laborkittel, um ihn zu glätten. Die Überraschung auf ihrem Gesicht war ebenso schnell wieder verschwunden wie die Knitter von ihrem Kittel. Ohne sie wirkte sie plötzlich älter.
    Addie nickte. »Ja, es tut mir leid. Ich … äh, bin gestolpert und …«
    Die Frau verzog die Lippen zu einem höflichen Lächeln.
    »Ich habe mich verlaufen«, sagte Addie. »Ich habe nach der Toilette gesucht und muss einmal falsch abgebogen sein, denn ich habe die ganze Zeit nach diesem Zimmer gesucht und …«
    »Nun, es war sehr clever von dir, den Weg hierher zurückzufinden«, sagte die Frau. Die Distanziertheit in ihrer Stimme brachte Addies Geplapper zum Verstummen. Unsere Miene wurde ausdruckslos, unser Gesichtsausdruck fast so distanziert wie ihrer.
    »Ich habe mir einfach die Zimmernummer gemerkt, das ist alles.«
    »Addie, stimmt’s?«, sagte die Frau. Sie streckte die Hand aus und nach einer Sekunde legte Addie die unsere hinein. Ihr Händedruck war trocken und kühl, ihr Lächeln schmallippig und knapp. »Ich bin Dr. Lyanne.«
    »Freut mich, sie kennenzulernen«, sagte Addie automatisch.
    »Wo wirst du jetzt erwartet?«, fragte Dr. Lyanne.
    »Das weiß ich nicht«, entgegnete Addie. Sie sah Dr. Wendle an, der die ganze Zeit über kein Wort gesagt hatte. Dr. Lyannes Blick folgte unserem.
    »Ah, nun ja.« Dr. Wendle räusperte sich. »Ich werde noch ein wenig länger brauchen, um die

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