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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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keine Luft …›
    Unser Arm klatschte gegen die Innenseite der Röhre. Panik brandete unsere Kehle hinauf, ergoss sich sprudelnd in unseren Mund. »Lassen Sie mich raus …«
    ‹Sch!›, machte ich. ‹Sch, Addie …›
    »Bitte bewege dich nicht«, rief Dr. Wendle. Seine Stimme klang gedämpft. »Ich bekomme keine anständigen Werte, wenn du dich bewegst.«
    Unsere Faust hämmerte gegen das schreckliche, knittrige Papierbett. Geflüsterte Worte der Angst flohen von unseren Lippen. Ich gab es auf, verschwinden zu wollen, mich verstecken zu wollen. Ich konnte es nicht, nicht während Addie starr vor Angst war, nicht wo sie mich doch so sehr brauchte.
    Ihre Furcht traf wie ein Wirbelsturm auf meine. Aber meine war kleiner. Ich war daran gewöhnt, vollkommen bewegungsunfähig zu sein.
    ‹Wir sind nicht gefangen›, sagte ich, hielt sie, umarmte sie, verbarg sie vor den langen Klauen des Terrors. ‹Sieh doch, da ist Licht. Wir könnten rausrutschen, wenn wir wollten. Aber das werden wir nicht. Wir werden stillhalten, okay? Nur eine kurze Weile.›
    Unsere Hände zitterten. Ich redete weiter, hüllte Addie in die Wärme meiner Worte.
    ‹Lenk mich ab›, bat Addie. ‹Lenk mich ab, Eva. Erzähl mir …›
    ‹Etwas von früher?›
    ‹Bitte.›
    Und das tat ich. Ich erzählte ihr von dem Mal, als wir die Feuerleiter unseres alten Wohngebäudes hochgeklettert waren und so getan hatten, als wären wir Schornsteinfeger. Ich erinnerte sie an den Sommer, als wir angeln gegangen und in den See gefallen waren. Ich pickte all die schönen Erinnerungen heraus, diejenigen, die durch das verworrene Gestrüpp der Jahre schimmerten, die wir größtenteils im Krankenhaus verbracht hatten. Die freien Wochenenden. Die Tage, an denen unsere Eltern glücklich gewesen waren. Die Zeit, die wir mit unseren Brüdern verbracht hatten, ehe Mom und Dad sich zu sorgen begannen, welchen Einfluss ein Kind auf sie haben könnte, das noch keinen Frieden gefunden hatte. Ehe Lyles eigene Erkrankung aufgetreten war.
    Langsam, zitternd kamen unsere Fäuste zur Ruhe. Geschichten aus dem Leben, das wir miteinander geteilt hatten, woben einen Kokon um uns herum, ihre Kanten waren abgestumpft und weich vom häufigen Gebrauch, ihr Geschmack gereift im Laufe der Jahre. Ich entspann sie, eine nach der anderen, bis eine Ewigkeit später ein Plop ertönte, ein Klick, und Dr. Wendles Stimme sagte: »Na also. Das war doch gar nicht so schlimm, oder?«
    Eine Hand berührte unseren Arm. Wir fuhren hoch, rissen die Augen auf, kniffen sie aber sofort wieder zusammen, als das Licht mit voller Macht darauf traf.
    Dr. Wendle lächelte uns an. »Alles vorbei«, sagte er. Falls ihm auffiel, wie stark wir zitterten, machte er jedenfalls keine Bemerkung darüber, sondern scheuchte uns nur hoch und sagte: »Raus mit dir. Es wird eine Weile dauern, bis ich die Ergebnisse habe. Geh dich in der Zwischenzeit doch schon mal umziehen.«
    Wir stolperten zu unserem Klamottenhaufen. Zogen den Vorhang halb zu, ehe wir auf den Stuhl sanken, die Schultern nach vorn gekrümmt, den Kopf gesenkt, unsere Wange an unseren Knien. Es dauerte lange, bis wir aufhörten zu zittern. Blinde Finger fummelten an zu fest gezogenen Knoten herum. Es war niemand da, der uns zu Hilfe gekommen wäre, und unsere Schultern schmerzten, als endlich alle Bändchen gelöst waren.
    Addie massierte uns den Nacken mit einer Hand und streckte die andere nach unseren Sachen aus. Sie bekam nicht alles auf einmal zu fassen und der Rock rutschte uns fast aus der Hand. Etwas fiel klappernd zu Boden. Sie suchte den Bereich um unsere Füße herum ab, aber da war nichts. Hatten wir uns das Geräusch nur eingebildet?
    Ein rotes Blinken in unserem Augenwinkel.
    Ryan.
    Eine Woge der Sehnsucht brach über uns herein. Wir mussten unbedingt ein vertrautes Gesicht sehen. Ich wollte ihn sehen.
    Addie streifte hastig unsere Sachen über, zwängte unsere Füße in die Schuhe und kam taumelnd hinter dem Vorhang hervor. Dr. Wendle tippte gerade mit einer Hand etwas in den Computer und schob mit der anderen seine Brille hoch.
    »Ich müsste mal auf die Toilette«, sagte Addie.
    »Zur Tür raus, dann links und wieder links«, sagt er, ohne aufzusehen. »Eigentlich sollte ich dich ja hinbringen …«
    »Ich komme schon klar«, sagte Addie und wetzte zur Tür hinaus. Der Chip in unserer Hand blinkte an, aus, an aus, an-aus, anaus.
    Aber von Ryan war weit und breit nichts zu sehen.
    Zwei Krankenschwestern, die auf dem Gang standen und sich

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