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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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Mund, sodass die Fingerknöchel sich gegen unsere Lippen pressten, und unterdrückte einen überraschten Schrei. Ryan war nicht ganz so geistesgegenwärtig. Ihm gelang die erste verblüffte Silbe von Addies Namen, ehe sie ihm rasch unsere Hand vor den Mund hielt und dabei den Chip fallen ließ. Glücklicherweise klapperte er nicht auf dem Boden, weil der Flur mit Teppich ausgelegt war.
    Einige Sekunden standen wir absolut regungslos da, versuchten, nicht zu atmen, versuchten, uns eine sinnvolle Ausrede einfallen zu lassen, falls uns jemand gehört haben und kommen sollte. Aber es kam niemand.
    Ryan starrte uns an. Seine Haare standen in alle Richtungen ab, manche der Locken waren plattgedrückt, andere schienen der Schwerkraft zu trotzen. Ich spürte seinen Atem auf unserer Haut, spürte, wie die Wölbung seiner Lippen in den Raum zwischen unseren Fingern passte.
    Langsam nahm Addie unsere Hand von seinem Mund. Sie griff hinter uns und schloss die Zimmertür, während Ryan sich bückte, um unseren Chip aufzuheben.
    Dann, ohne ein Wort, sogar ohne ein unausgesprochenes Zeichen, wandten Addie und Ryan sich um und gingen in den großen Gemeinschaftsraum des Flügels.
    In der Dunkelheit erschien er kleiner. Er hatte keine Fenster, daher waren die leuchtend rot glühenden Chips in unserer Hand die einzige Lichtquelle. Wir setzten uns an einen der Tische und noch immer sagten weder Addie noch Ryan ein Wort.
    Es gab an die hundert Dinge, die ich gern gesagt hätte. An die hundert Dinge, die ich mir vorstellen konnte zu tun, die ich gern getan hätte, wenn ich nur gekonnt hätte. Wenn ich doch nur gekonnte hätte. Aber Addie hatte die Kontrolle, und sie vergeudete ihre Zeit damit, schweigend und ohne ein Lächeln in der Dunkelheit zu sitzen.
    »Die Schwester wird wahrscheinlich bald kommen, um nach uns zu sehen«, murmelte sie schließlich.
    »Erst in einer Stunde«, sagte Ryan nach einem Blick auf seine Uhr. Er schien erleichtert, etwas zu haben, was er sagen konnte. »Lissa meinte, die Schwester käme jede Nacht zur gleichen Zeit.«
    Addie nickte. Dann, ehe sich wieder unbehagliches Schweigen ausbreiten konnte, sagte sie: »Also, was wolltest du?«
    »Was meinst du damit?«, erwiderte Ryan.
    Addie sprach noch hastiger. »Du bist zu unserem Zimmer gekommen. Dafür musst du einen Grund gehabt haben. Falls du etwas zu sagen hast, sag es.«
    Ryans Chip machte ein klackendes Geräusch auf dem Tisch. »Ich hatte keinen Grund«, sagte er, »weil ich nicht zu eurem Zimmer gekommen bin. Ich bin daran vorbeigegangen.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf die Nische an der langen Seite des Raumes. »Hier gibt es nur eine Toilette.«
    Uns stieg die Hitze ins Gesicht. »Klar.« Sie stand auf. »Also dann …«
    »Addie …«, sagte Ryan, ehe sie den Flur hinunter verschwinden konnte. Er stand ebenfalls auf, wenn auch etwas langsamer. »Addie, das war gelogen. Ich wollte dich fragen, ob mit dir alles okay ist.«
    »Du fragst mich ständig, ob mit mir alles okay ist«, fuhr Addie ihn an. »Mir geht es gut. Dir auch. Hally und Lissa ebenso …«
    »Mir geht es nicht gut«, sagte Ryan. Selbst in dem schwachen Dämmerlicht konnte ich erkennen, wie verkrampft seine Schultern waren, ja ich spürte es geradezu. Er zog die Augenbrauen zusammen. Seine Finger gruben sich in die Rückenlehne seines Stuhls. »Ich habe keinen Plan, wie ich uns hier rausbringen kann. Ich weiß nicht, wo wir hingehen sollten, wenn ich einen hätte.« Er seufzte und schob sich die Locken aus der Stirn, die dadurch nur noch wilder zu Berge standen. »Je mehr ich von diesem Ort zu Gesicht bekomme, desto schlimmer wird es. Und heute, als dieser Typ dich und Eva gepackt hat … Also, mit mir ist nicht alles okay. Und falls mit dir alles okay ist, Addie, dann kommst du um einiges besser klar als ich, hab ich recht?«
    Wenn ich die Kontrolle gehabt hätte, hätte ich ihm gesagt, dass er nicht dafür verantwortlich war, uns zu befreien. Ich hätte ihm versprochen, dass wir uns gemeinsam etwas einfallen lassen würden. Ich hätte ihm geschworen, dass wir schon bald alle in Sicherheit wären. Ich hätte alles gesagt, um ein paar der Sorgenfalten auf seiner Stirn zu glätten.
    Addie senkte den Blick, unsere Augen musterten ausgiebig den Teppich.
    »Du brauchst dir um mich und Eva keine Sorgen zu machen«, sagte sie. »Wir haben einander.«
    »Nicht, wenn die Ärzte es verhindern können«, sagte Ryan.
    Bei diesem Satz schoss unser Kopf so ruckartig hoch, dass uns schwindelig

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