Two Night Stand
schlechtes Gewissen applaudierte laut bei den Worten seines Vaters. „Das ist meine Sache“, wiederholte er nur. „Ich nehme den nächsten Flug.“
„Frau Miller, wie geht es Ihnen?“
Shona schaute verblüfft auf, den Chefarzt sah sie sonst eigentlich nur bei der Visite, was machte er denn hier? Sofort wurde sie nervös, stimmte etwas mit den Babys nicht?
„Also, ganz gut eigentlich“, antwortete sie misstrauisch, sie sah hilfesuchend ihre Mutter an.
„Das freut uns doch zu hören. Sie müssen noch…“, er sah kurz in seine Unterlagen, „… zwei Wochen durchhalten, dann werden wir die Babys holen.“
Shona nickte nur.
„Wir haben eine Anfrage von Herrn Zacharias von Hofmannsthal bekommen. Er möchte, dass Sie in ein Privatzimmer verlegt werden. Ist das in Ihrem Sinne?“, erkundigte sich der Arzt förmlich.
„Wie bitte?“, Shona riss die Augen auf.
„Herr von Hofmannsthal möchte, dass Sie die bestmögliche Unterkunft hier bekommen.“
„Ich… ich… also…“
„Nimm es doch an“, flüsterte Cathleen Miller und deutete kurz auf die junge Frau im Nachbarbett, die Shona ziemlich auf die Nerven ging, weil sie ständig lautstark telefonierte oder Besuch empfing, der ebenfalls noch nichts von Rücksichtnahme gehört hatte.
„Aber das kann ich doch unmöglich annehmen! Ich meine, wie sieht das denn aus?“
„Überlegen Sie es sich und lassen Sie es uns wissen“, der Arzt nickte kurz und verließ das Zimmer wieder.
„Jetzt sei doch nicht so stur“, wisperte ihr Mutter ihr zu. „Ich würde das sofort annehmen, du bist noch eine Weile hier, selbst wenn deine Bettnachbarin entlassen wird, wer weiß schon, wer dann hier rein kommt…“
Shona seufzte auf. Natürlich wäre das sehr verlockend, auch wenn die Babys erst mal da waren. Aber durfte sie das wirklich tun?
„Shona…“, sagte ihr Mutter noch einmal eindringlicher. „Es ist doch nett, wenn sie sich jetzt um dich kümmern wollen. Und warum sollst du nicht davon profitieren, hm? Die ganze Zeit schon hast du dich alleine herumgeschlagen, jetzt nimm das Angebot doch an.“
Shona haderte wirklich mit sich, aber als das Telefon ihrer Bettnachbarin wieder einmal läutete und diese dann in den Hörer schrie, ließ sie sich doch gerne überreden.
„Hallo Shona“, Renate von Hofmannsthal kam am nächsten Vormittag zu Besuch. Shona hatte schon damit gerechnet, jetzt mehr von Tims Familie zu hören, offenbar wollten sie keine Zeit verlieren. „Wie geht es dir?“, Tims Mutter sah besorgt auf Shonas Tropf mit der Nährstofflösung.
„Hallo Renate. Es geht mir ganz gut, danke“, lächelte sie ihr zu.
„Was ist das?“, sie deutete auf die Infusion.
„Ich… ich habe Probleme mit dem Essen, ich habe irgendwie keinen Appetit“, erklärte Shona ihr.
„Das tut mir leid. Darf ich?“, Renate deutete auf einen Stuhl, dann kramte sie in ihrer Tasche, holte zwei kleine Teddybären heraus und setzte sie auf Shonas Bett.
„Danke, die sind ja süß“, freute Shona sich.
„Ich bin froh, dass du unser Angebot mit dem Einzelzimmer angenommen hast. Wenn wir noch irgendetwas für dich tun können, bitte lass es uns wissen, ja? Ich weiß ja nicht, wie du schon ausgestattet bist, wenn etwas fehlt, wir würden es gerne übernehmen.“
„Danke, im Moment weiß ich aber nichts“, Shona schüttelte den Kopf.
„Ich möchte mich für Tim entschuldigen. Ich bin sehr entsetzt über sein Verhalten. Das gehört sich einfach nicht, er müsste jetzt hier an deiner Seite sein. Zacharias hat ihm gestern deutlich die Meinung gesagt.“
„Das hätte er nicht tun müssen, Tim ist erwachsen.“
„Offensichtlich ist er das nicht. Sonst wäre er nicht in New York. Meinst du denn, es wäre möglich, dass wir später mal die Kinder besuchen könnten?“
„Natürlich ist es das. Ich würde es mir wünschen, wenn sie zu ihrer ganzen Familie Kontakt haben“, Shona freute sich über das Engagement von Tims Eltern, wenn doch nur Tim genauso denken würde, die Sehnsucht nach ihm war immer noch ungebrochen stark.
„Shona, du sollst wissen, dass ich mir nichts mehr wünschen würde, als dass es mit euch beiden wieder funktioniert. Gerade jetzt mit den Babys“, seufzte Tims Mutter auf.
„Ich… ich möchte darüber nicht reden“, Shona wandte schnell den Blick ab. „Es ist zu viel kaputtgegangen.“
„In Ordnung. Bitte denke an mein Angebot und bitte melde dich. Kann ich etwas für dich besorgen?“
„Nein“, Shona schüttelte den Kopf.
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