Ueberleben als Verpflichtung - den Nazi-Moerdern entkommen
arabische Terroristen bei den Olympischen Spielen von München im September 1972. Als eine Gruppe arabischer Terroristen wenige Wochen später eine Lufthansa-Maschine auf ihrem Flug von Damaskus nach München entführte, kam die Bundesregierung der Forderung der Terroristen nach Herausgabe der überlebenden drei Mörder von München unverzüglich nach. In Israel reagierte man voller Empörung auf die deutsche Entscheidung, die drei Mörder so einfach in die Freiheit zu entlassen. Aber das interessierte in Bonn nicht. Als Beweis dafür, wie man zu jener Zeit um die Araber warb, mag folgendes gelten: Präsident Heinemann hatte anläßlich der Trauerfeier für die ermordeten Sportler unter tosendem Beifall erklärt: „Alle jene Staaten tragen die Verantwortung für das Verbrechen, die die Terroristen nicht an ihrem Tun hinderten.“ Es gab im Olympiastadion niemanden, der diese Anspielung auf die arabischen Regierungen, die Terroristen Asyl gewährten und sie wirken ließen, nicht verstand. Regierungssprecher von Wechmar beeilte sich jedoch, in einer Pressekonferenz zu erläutern, daß das kein Hinweis auf die arabischen Staaten gewesen sei. „Sie werden nicht eine einzige Erwähnung des Wortes arabisch in seiner Rede finden.“
Aber das war nur der Beginn einer deutschen Politik, in der Israel keinen Platz hatte und seine Forderungen, ja seine Existenz die Bundesrepublik nur störten. Denn die arabische Welt schien nun den Schlüssel zum Wohlstand Europas in ihrer Hand zu halten. Als Mitglied der Europäischen Gemeinschaft folgte Bonn ohne Widerstand den Staaten, im besonderen Frankreich, deren Nahost-Politik den Forderungen der Araber durchgängig entgegenkam. Der Gipfel dieser unterwürfigen Politik war zur Zeit der Ölkrise erreicht, die von den arabischen Staaten nach dem Jom-Kippur-Krieg geschickt in die Wege geleitet worden war. In der Sucht, sich des flüssigen Goldes zu versichern, ging man wahrhaftig sehr weit. Eine erste Nahost-Erklärung der „Neun“ gipfelte in der Forderung, Israel solle die Besetzung der Gebiete beenden und die legitimen Rechte der Palästinenser berücksichtigen. Noch nicht einmal die damals immer wieder zitierten UN-Resolutionen gingen so weit. Mit keinem Wort wurde Israels Recht auf Existenz sowie auf sichere Grenzen und Frieden für sein Volk erwähnt.
Zu guter Letzt erwies sich die Ölwaffe als stumpf; Versorgungsschwierigkeiten waren kaum eingetreten, und die Araber zogen sie langsam, aber sicher wieder zurück. Das Trauma aber, die Angst vor wirtschaftlichen Sanktionen und ihren Folgen für den Bestand der Bundesrepublik, beeinflußte die damaligen Beziehungen zwischen Bonn und Jerusalem. Denn in Bonn wollte man nie wieder in eine Situation geraten, in der die Räder der Produktion angehalten werden müßten und der deutsche Wohlstand sich in ein Nichts auflösen könnte.
Und in diesem Sinne ging es dann weiter. In den Vereinten Nationen enthielt sich die Bundesrepublik am 14. Oktober 1974 der Stimme – wählte also weder mit Nein noch mit Ja, als es um die Teilnahme Yassir Arafats in der Nahost-Debatte ging. Sie enthielt sich auch der Stimme, als am 21. November 1974 eine Resolution zur Abstimmung stand, die die PLO als „Vertreterin des Volkes von Palästina“ bezeichnete und in der von den „unveräußerlichen Rechten auf Rückkehr in ihr Heimatland und sein Besitzrecht“ gesprochen wurde. Immerhin stimmte sie gegen die Aufnahme der PLO in die UNO mit Beobachterstatus. Wenige Tage danach setzte der deutsche Vertreter in der UNO allem die Krone auf, als er als erster Politiker des Westens das Selbstbestimmungsrecht für das palästinensische Volk forderte. Als Konsequenz dieses Rechtes erkenne die Bundesrepublik das Recht des palästinensischen Volkes an, selbst zu entscheiden, ob es auf dem von Israel zu räumenden Gebiet eine „eigene Autorität“ errichten oder eine andere Lösung wählen wolle. Nie zuvor hatten Deutsche eine solche Sprache gesprochen, die sie als „ausgewogene Nahost-Politik“ bezeichneten – eine Politik, in der auf die Forderungen der Araber eingegangen wurde, ohne auch nur im geringsten auf die Belange der Israelis Rücksicht zu nehmen, ja, ohne sie zu konsultieren.
Israel hat immer wieder versucht, sich ins Spiel zu bringen, hat immer wieder mit viel Geduld und Zähigkeit seine Argumente vorgebracht. Israels Premierminister Yizchak Rabin nutzte auch seinen ersten Besuch in der Bundesrepublik im Juli 1975 in diesem Sinne. Das mag eine
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