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Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Titel: Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeannine Klos
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die Bemerkung meiner Mutter wahrscheinlich kaputtgelacht. Michael riet meiner Mutter noch dringend, erst einmal niemandem etwas zu erzählen.
    Zu Hause angekommen ging ich als Erstes in die Küche und machte das blöde Kinderbild von Theodora vom Kühlschrank ab. Ich ärgerte mich in dem Moment, dass ich mich durch dieses Foto von meinem untrüglichen Gefühl hatte abbringen lassen.
    Während ich ziemlich kopflos einige Klamotten in unsere Koffer warf, rief Markus Weiss zurück.
    »Hast du mitbekommen, was hier los ist?«, fragte ich ihn.
    »Nur so am Rande. Und ihr seid das wirklich?«
    »Ja, das sind wir.«
    Ich erzählte ihm, dass Michael vorgeschlagen hatte, für ein paar Tage in Sankt Thomas unterzukommen. »Von mir aus kein Problem. Wir haben Platz. Kommt her.«
    Ich merkte, wie sehr es mich stabilisierte, dass wir so unterstützt und an die Hand genommen wurden. Auch Ralf versuchte, ganz rational zu funktionieren und alles Nötige zu organisieren. Er hatte sogar eine Liste geschrieben, was wir alles mitnehmen müssten, und hakte diese ab. Er kam mir schon fast wie ein Roboter vor.
    Seinen Eltern und Geschwistern übermittelte er kurz und knapp die wichtigsten Informationen. »Wir haben das Ergebnis: Wir sind es.«
    Theodora bekam einen Schock.
    »Ihr müsst jetzt Yara nach Hause bringen«, ordnete er an. »Wir fahren weg.«
    »Wo fahrt ihr denn hin?«, fragte Theodora entsetzt.
    »Nicht bös sein, aber das geht im Moment niemanden etwas an«, antwortete Ralf. »Und noch etwas: Egal, wer nachfragt, erzählt, dass alles in Ordnung ist.«
    Kurze Zeit später standen meine Schwiegermutter, meine Schwägerin und Yara vor uns.
    »Was machen wir?«, wollte Yara aufgeregt wissen.
    »Wir fahren ein paar Tage in Urlaub, mein Schatz«, erklärte ich ihr in dem ganzen Tohuwabohu von Packen und Rollläden Herunterlassen.
    »Hurra! Leni, wir fahren in Urlaub, wir fahren in Urlaub!«, jubelte sie und sprang herum. Anscheinend bekam sie von unserem allgemeinen Schockzustand nichts mit, vielleicht auch, weil ihre Tante Nicole sie wunderbar ablenkte.
    Michael bot an, mit nach Sankt Thomas zu fahren. Sein Angebot erleichterte mich ungemein. Für mich war er in dem Moment die wichtigste Bezugsperson, und ich brauchte ihn jetzt noch viel mehr als in den Tagen davor.
    Vor der Abfahrt warnte er uns noch, dass er mit seinem Auto wahrscheinlich ab und zu stehen bleiben würde, weil etwas mit dem Motor nicht in Ordnung sei. Und genauso war es dann auch. Mit achtzig, neunzig Sachen tuckerte er auf der Autobahn hinter uns her und blieb alle Weile stehen. Dann wurschtelte er an seinem Motor herum, und weiter ging es. Obwohl uns wirklich nicht zum Lachen zumute war, brachen wir beim dritten Mal in schallendes Gelächter aus. Es war ein befreiendes Gefühl, einfach mal laut loszulachen. Wir witzelten sogar noch, dass wir besser zu Fuß gegangen wären, um noch am selben Tag in Sankt Thomas anzukommen.
    Während der Fahrt hörten wir im Radio die Pressemeldung vom Geschäftsführer des Krankenhauses: »Wir sind zutiefst betroffen und geschockt. Was geschehen ist, darf eigentlich nicht geschehen. Wir entschuldigen uns auch auf diesem Wege in aller Form bei den betroffenen Familien für die Sorgen und Ängste, die sie in den letzten Tagen durchlitten haben. Vorrangigstes Ziel ist es jetzt, die Betroffenen zu schützen und die Zusammenführung der Familien zu begleiten …«
    Es war ein befremdliches, geradezu unwirkliches Gefühl, eine Pressemeldung zu hören, die uns selbst betraf. Überhaupt fühlte sich alles so unwirklich an, als seien wir Schauspieler in der Truman Show . Wie sehr ich mir wünschte, dass alles nicht wahr wäre!
    Immerhin konnten sich die Kinder nach einigen Stunden Autofahrt freuen, dass wir endlich an unserem »Urlaubsziel« angekommen waren.

KAPITEL 17
    I ch fühlte mich in Sankt Thomas auf Anhieb sehr geborgen. Vor allem war ich heilfroh, weit weg von dem Tumult im Saarland zu sein. Hier war es absolut still. Durch die dicken Klostermauern konnte nichts hindurchdringen. Es war ein bisschen so, als seien wir nun im Exil. Und das Exil meinte es gut mit uns: Ein Abendessen stand schon bereit, in einem Raum nur für uns, abgeschottet von den anderen Gästen des Hauses, die hier Exerzitien machten.
    Ich beschloss, noch kurz bei Ricarda anzurufen, bevor wir zusammen mit Markus Weiss den Abend verbringen würden. Unser kompletter Freundeskreis hatte sich bei ihr eingefunden.
    »Warum meldest du dich nicht?«, schrie sie

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