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Ufer des Verlangens (German Edition)

Ufer des Verlangens (German Edition)

Titel: Ufer des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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sie sofort den jungen Mann mit den glühenden Kohleaugen erkannte. »Ich bin es nur, Banda.«
    Der Mond riss sich ein Guckloch in die Wolken und schickte seine silbernen Strahlen auf die Erde. Zelda sah, dass Banda sich ausgerechnet denselben Baum ausgesucht hatte wie sie. Sie wäre gern aufgestanden und hätte sich einen neuen Platz gesucht, doch dieses Verhalten erschien ihr zu unhöflich.
    »Warum schlaft Ihr nicht?«, fragte Zelda. »Seid Ihr nicht müde?«
    »Nein, ich liebe die Nacht. Nur in der Dunkelheit kann ich so sein, wie ich wirklich bin. Der Tag verlangt nach einer Maske.«
    »Ich weiß, was Ihr meint«, erwiderte Zelda. »Auch ich sitze oft in der Nacht und versuche, Klarheit in meine Gedanken zu bringen.«
    »Und woran denkt Ihr so allein in der Nacht? An Euren Liebsten?«Zelda schluckte. Sie wollte dem fremden Banda nicht ihre geheimen Wünsche und Sehnsüchte anvertrauen.
    »Ich habe keinen Liebsten«, sagte sie deshalb und hatte im Grunde noch nicht einmal gelogen.
    »Ein so prachtvolles Weib wie Ihr hat keinen Liebsten?«
    Banda lachte. »Das glaubt Ihr wohl selbst nicht! Ihr seid wie geschaffen für die Liebe. Gott hat Euch nicht umsonst rotes Haar verliehen. Lange, rote Locken, die im Schein des Feuers wie Gold glänzen. Ihr wisst doch, dass sie ein Zeichen für Leidenschaft sind, oder?«
    »Ich weiß nichts von Leidenschaft«, erwiderte Zelda knapp und hätte das Gespräch am liebsten beendet. »Ich werde bald heiraten.«
    »Aber Ihr liebt den Mann nicht, den Ihr heiraten sollt, habe ich Recht?«, fragte Banda hartnäckig weiter.
    »Es gibt wichtigere Dinge als die Liebe.«
    Banda lachte laut auf, aber es steckte keine Fröhlichkeit in diesem Lachen. »Was sollen das für Dinge sein, die wichtiger sind als die Liebe?«, fragte er, und Zelda spürte, wie sich seine Hand langsam ihrem Knie näherte.
    Als sie die Wärme seiner Haut durch den Stoff ihres Kleides spürte, rückte sie ein Stück von ihm ab.
    Banda lachte.
    »Frieden«, antwortete Zelda. »Der Frieden einer ganzen Region ist wichtiger als die Liebe eines Einzelnen.«
    »Oho!«, spottete Banda. »Seid Ihr etwa eine Heilige?«
    »Nein«, erwiderte Zelda. »Ich bin eine Frau, die weiß, was ihre Aufgabe ist. «
    Der Mann warf die Arme in die Luft und sagte in gespielter Verzweiflung: »Oh, ihr Götter der Liebe, hörtan, was diese Frau zu sagen hat, und weint mit mir über die Verschwendung eines so schönen Leibes, der von euch, ihr Götter, geschaffen wurde, um zu lieben.«
    Dann drehte er sich halb um und sah Zelda tief in die Augen: »Es wäre wirklich eine Schande, wenn Ihr niemals von der Liebe kosten würdet. Ihr seid schön wie die Sünde. Seit ich Euch gesehen habe, steht mein Herz in Flammen. Auf Händen würde ich Euch tragen, wenn Ihr mir es nur erlauben wolltet. Preisen würde ich Eure Schönheit bei Tag und bei Nacht.«
    »Hört auf, so zu reden. Ich bin für die Liebe nicht geschaffen. Ihr täuscht Euch, Eure Götter haben anderes mit mir vor.«
    Er nahm ihre Hand, streichelte behutsam darüber und lachte leise, als Zelda ihm die Hand entzog.
    »Wisst Ih r«, sagte er mit leiser, schmeichelnder Stimme, »dass ich mich in Euch verliebt habe? Ja, es war Liebe auf den ersten Blick. Wenn Ihr nur wolltet, würde ich mich noch heute mit Euch von jedem Priester dieser Welt trauen lassen. Und ein Kuss von Euch bedeutete mir das Himmelreich.«
    In der Ferne ertönte erneut der Ruf des Käuzchens, und Zelda erschauerte. Banda nahm sein Wams ab und legte es Zelda fürsorglich über die Schulter.
    »Sorgen möchte ich für Euch«, sprach er weiter. »Euch verwöhnen und Tag und Nacht in kostbaren Ölen baden. Ich möchte Euch mit Kleidern und Schmuck überschütten. Ihr sollt in den prächtigsten Kissen schlafen, das größte Haus bewohnen, die fügsamsten Mägde haben. Nur gebratene Täubchen solltet Ihr essen und Honigmilch trinken.«
    Er rückte ein Stück näher an sie heran, doch Zelda wich ihm aus, rückte wieder ein Stück weg, zog sogardas Wams von den Schultern und legte es zwischen sich und den Mann.
    »Wollt Ihr etwa mit mir fliehen?«, fragte sie lachend und hoffte, wenn sie seinen Reden den Ernst nähme, würde er schon verstehen, dass bei ihr nichts zu machen war.
    Doch der Mann nickte ernsthaft, kam wieder näher, nahm diesmal ihre beiden Hände in seine und sagte mit drängender Stimme: »Ja, schöne, wilde Zelda, lasst uns gemeinsam fliehen. Wir könnten nach Edinburgh gehen und von dort ein Schiff nehmen, das uns

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