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Und dann kam Paulette (German Edition)

Und dann kam Paulette (German Edition)

Titel: Und dann kam Paulette (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Constantine
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glaube, es würde ihr gefallen, wenn Sie es doch versuchen würden.»
    Er will nicht vor ihr weinen. Darum erhebt er sich rasch und geht aus der Küche.
    «Würde es Ihnen etwas ausmachen, Teewasser aufzusetzen, Marceline? Ich bin gleich zurück.»

    Isabelle.
    Sonntagabend.
    Die Kinder sind im Bett. Es ist noch früh, sie ist nicht müde. Daher beschließt sie, den Boden hinter dem Tresen zu fegen. Roland ist schon zum Schlafen nach oben gegangen. Sie hört ihn telefonieren: «Hallo, Papa.» In seinem Alter klingt es lächerlich, den eigenen Vater so anzusprechen. Sie ist sauer auf ihn. Deswegen und auch wegen dem Rest. Aber vor allem, weil er nicht kapiert, dass sie im Moment nicht gern allein ist. Egal, pfeif auf die Medikamente, sie schenkt sich ein Glas Sherry ein. Trinkt es in einem Zug leer. Schaut noch einmal auf die Uhr. Halb neun. Es ist noch nicht zu spät.
    Sie steht bei Guy und Gaby vor der Tür. Noch etwas, was sie verinnerlichen muss: Künftig heißt es nur noch bei Guy . Das bringt sie völlig aus dem Gleichgewicht.
    Die Läden sind geschlossen, kein Licht dringt durch die Ritzen. Sie klopft. Nichts. Sie geht ums Haus herum, durch den Garten, klopft ans Küchenfenster. Alles ist still. Sie drückt die Klinke herunter. Die Tür geht auf. Sie ruft. Keine Antwort. Knipst das Licht an, sieht die Unordnung, das Geschirr, das sich in der Spüle stapelt, Essensreste auf dem Tisch, dreckige Wäsche auf dem Boden. Noch nie hat sie das Haus in einem solchen Zustand gesehen. Sie läuft nach oben, reißt mit Schwung die Schlafzimmertür auf, sieht Guy angezogen auf dem Bett liegen, stößt einen Schrei aus. Er fährt zusammen, dreht sich zu ihr um.
    «Ich habe gar nicht gehört, dass du ins Haus gekommen bist. Was ist los, Isabelle? Warum schreist du so?»
    Ach, nur so. Sie musste ihn unbedingt sehen, das war alles. Sie hat sich Sorgen gemacht, weil er auf ihr Rufen nicht geantwortet hat, und dann die ganze Unordnung, das hat sie noch zusätzlich nervös gemacht. Darum ist sie nach oben gekommen. Als sie gesehen hat, wie er angezogen auf dem Bett liegt, hat sie wirklich geglaubt … er sei tot. Sie gehen hinunter in die Küche, sie muss etwas trinken. Er bietet ihr ein Glas Sherry an. Sie will lieber Wasser wegen der Medikamente. Leert das Glas in einem Zug. Jetzt geht es ihr besser. Sie küsst ihn zärtlich auf die Wange, sagt ihm, er soll sich keine Sorgen machen, sie schaffen das schon. Sie muss jetzt heim, aber morgen früh wird sie wiederkommen und ihm beim Aufräumen helfen.

[zur Inhaltsübersicht]
    25
    Roland am Telefon
    «Hallo, Papa.»
    «Bist du’s, Roland?»
    «Na klar. Wer sagt sonst Papa zu dir?»
    «Es könnte ja auch Lionel sein, der aus Australien anruft.»
    «Wann hat er das letzte Mal angerufen?»
    «Keine Ahnung, letztes Jahr Weihnachten vielleicht? So, und was verschafft mir die Ehre?»
    «Ach, eigentlich nichts Besonderes. Mir ist nur aufgefallen, dass du seit ein paar Tagen nicht mehr drüben auf der Terrasse sitzt und jungen Frauen deinen Stock in den Weg stellst, damit sie drüber stolpern, darum habe ich mich gefragt … Ist alles in Ordnung mit dir?»
    «Ja, ja, alles in Ordnung.»
    «Dir ist nicht zu langweilig, so ganz allein?»
    «Nein, überhaupt nicht.»
    «Hast du was, womit du dich beschäftigen kannst?»
    «Ich habe gut zu tun.»
    «Aha.»
    «Und du? Das Restaurant?»
    «Alles gut.»
    «Die Kinder?»
    «Auch gut.»
    «Und Isabelle?»
    «Sie arbeitet wieder, das bringt sie auf andere Gedanken. Trotzdem hat Lubin ihr was gegen Depressionen verschrieben.»
    «Lubin? Sitzt der immer noch nicht im Gefängnis, der Schurke?»
    «Jedes Mal fängst du davon … Reden wir über was anderes.»
    «Du hast recht. Es ist jedenfalls nett, dass du anrufst.»
    «Ist doch normal, Papa.»
    «Trotzdem ist es nett. Ach, übrigens, Roland, weißt du eigentlich, dass mich deine Söhne schon ‹Ferdinand› nennen? Und das im Alter von sechs und acht Jahren! Meinst du nicht …»
    «Moment mal, was ist dein Problem? Stört es dich, dass ich dich Papa nenne, ist es das?»
    «Nein, aber mit fünfundvierzig Jahren könnte man meinen …»
    «Was hat denn das Alter damit zu tun? Außerdem kann ich dich nicht mehr anders nennen, dazu ist es zu spät. Ist ja schon verrückt. Ich ruf an, um zu fragen, wie es dir geht, und klatsch!, schon schlägst du zu! Angriffslustig wie immer. Na ja, ich bin jetzt jedenfalls hundemüde. Es ist halb neun, ich gehe jetzt ins Bett. Dann also tschüs, Pap… Ferd…

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