und der Geisterzug
und die jungen Leute wandern alle ab. Ich habe versucht, mit dem Museum Touristen anzulocken, und wenn Campbell mich unterstützt hätte, hätte es auch klappen können. Stattdessen hat er mir seine Schläger auf den Hals geschickt und meine Familie terrorisiert.« Er griff nach seinem Glas und trank einen Schluck Bier, dann setzte er es wieder ab. »Sue hat nicht ganz Unrecht«, fuhr er ruhiger fort. »Campbell hat mir angeboten, das Museum weiter zu leiten – aber mit ihm als Besitzer. Vorteile hätte es schon. Ich weiß genau, dass alle unsere Probleme sofort aufhören würden. Wir könnten hier bleiben, müssten nicht umziehen, ich müsste mein Museum nicht aufgeben.« Und mit plötzlicher Heftigkeit setzte er hinzu: »Aber verdammt will ich sein, wenn ich auch nur einen Cent von ihm annehme!«
»Recht hast du«, sagte Sam. »Fred und ich haben darüber gesprochen. Wenn ihr aus Harrowville weggeht, gehen wir auch. Für Campbell arbeiten wir nicht.« Fred nickte mit finsterem Gesicht.
Justus, Peter und Bob hatten der unerfreulichen Geschichte schweigend zugehört.
»Im Zug war ein Mann namens Collins«, sagte Justus jetzt. »Er fuhr zusammen mit seiner Frau, Mr Campbell und einem dritten Mann, aber sie schienen sich alle nicht besonders zu mögen.«
»Collins!«, sagte Mr Kingsley. »Dann hat er wohl aufgegeben. Er ist der hiesige Glaser, sein Geschäft ist in der Mount Whitney Road. Sie liegt auch hier direkt am Bahnhof. Ich hatte gehofft, er würde noch eine Weile durchhalten. Aber seine Frau ist krank, und in der letzten Woche hat man ihm die halbe Werkstatt zerschlagen. Das hat ihm wohl den Rest gegeben.«
»So eine Schweinerei!« rief Bob. »Was tut denn die Polizei, um diesem Campbell das Handwerk zu legen?«
»Die Polizei sucht mit größtem Eifer nach den verbrecherischen Halbstarken, die die Leute terrorisieren«, sagte Mrs Kingsley sarkastisch. »Alle drei Tage nehmen sie einen fest, behalten ihn über Nacht da und lassen ihn am nächsten Morgen wieder laufen – entweder aus Mangel an Beweisen oder weil eine Kaution hinterlegt wurde. Der Kupferbaron sorgt schon für seine Leute.«
»Warum wird er denn eigentlich Kupferbaron genannt?« fragte Peter jetzt. »Erzschurke würde doch viel besser passen.«
Mr Kingsley lächelte ein wenig. »Den Titel trägt seine Familie schon sehr lange. Die Campbells sind seit hundert Jahren die reichsten Leute in Harrowville. Aber der erste ›Kupferbaron‹ war Reginald Harrow, der die Stadt gegründet und ihr seinen Namen gegeben hat. Harrow war sagenhaft reich. Er hatte beim Bau der Transkontinentalen Eisenbahn ein Vermögen verdient – mehrere Millionen Dollar. Damit kam er hierher, und natürlich gehörte ihm hier jeder Stein im Umkreis von vierzig Meilen. Durch den Kupferabbau wurde er dann noch reicher. Aber als er starb, war das ganze Geld weg. Die Familie verarmte und starb aus, und die Campbells übernahmen die Geschäfte. Und den Titel.«
»Und wir können kaum hoffen, dass auch diese Familie verarmt und ausstirbt«, sagte Mrs Kingsley grimmig. »Schließlich gehört ihnen ja jetzt fast die ganze Stadt – zumindest der Teil, der überhaupt noch am Leben ist.«
»Die Chan Valley Road gehört ihnen aber nicht!«, sagte Fred. »Und die werden sie auch nicht bekommen! Die Chinesen hassen die Campbells, das weiß jeder!«
»Fred, die Chinesen hassen jeden!«, sagte Sam. »Wenn sie Campbell hassen, warum schaden sie dann uns mit ihren Gespenstergeschichten und den Transparenten? Ihretwegen sind die Besucher weggeblieben!«
Mr Kingsley schüttelte den Kopf. »Dafür haben wir doch gar keine Beweise! Dr. Long sagte, seine Leute hätten mit den Transparenten nichts zu tun.«
»Dr. Long ist auch ein Chinese«, sagte Sam schroff. »Du traust ihm vielleicht – ich nicht!«
»Hör auf, Sam! Dr. Long ist ein guter Freund. Er hat uns immer wieder geholfen. Ich will kein böses Wort über ihn hören!«
»Weiß er, was die Schriftzeichen auf dem Transparent bedeuten?« fragte Justus rasch dazwischen. »Das Zeichen, das wir gefunden haben, sah sehr entfernt wie eine Zusammensetzung aus unserem A und E aus. Gab es noch andere?«
Mr Kingsley zögerte. »Zu dem Spuk wollte er sich nicht äußern. Aber es ist immer dasselbe Schriftzeichen. Wie alle chinesischen Zeichen hat es mehrere Bedeutungen. Eine davon ist ›blockiert, versperrt‹, also so etwas wie ›Kein Durchgang‹. Und die andere ist ›Tod‹.«
Peter und Bob wurden blass. Justus knetete seine
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