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und der Geisterzug

und der Geisterzug

Titel: und der Geisterzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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Haupttunnel, aber nach dem Unglück wurde das eingestürzte Stück zugemauert. Danach wurde der neue Tunnel durch den Berg getrieben. Aber in letzter Zeit ging dann der Spuk los. Das sind die Toten, die im Tunnel waren und nie geborgen wurden. Ihr habt sie ja auch gehört.«
    »Wir haben merkwürdige Geräusche gehört«, stellte Justus richtig. »Das heißt nicht, dass es die – hm – Toten waren.«
    »Das kannst du doch gar nicht wissen«, sagte Fred. »In Irland und China zum Beispiel gibt es massenweise Geister, und jeder glaubt daran. Warum sollte es hier anders sein?«
    »Über Irland und China mache ich mir im Moment keine Gedanken.« Justus setzte sich auf eine der alten Holzbänke und ließ den Blick über die Wachsfiguren schweifen. Sehr rasch hatte er herausgefunden, wo eine fehlte. Vorn am Bahnsteig war eine größere freie Fläche, von der ein kleines Stück heller war als der Rest, als hätte hier sehr lange etwas gestanden. Das musste die Figur von Mr Harrow gewesen sein. »Aber immer, wenn wir in unseren bisherigen Ermittlungen auf übernatürliche Phänomene stießen, stellten sie sich als von Menschen gemacht heraus. Also können wir davon ausgehen, dass die Spukerscheinungen im Tunnel – Stöhnen, Kratzen, Nebel und so weiter – von jemandem erzeugt werden, der ganz offensichtlich nicht möchte, dass irgend jemand außer ihm den Tunnel benutzt. Es könnte Dr. Long sein, der mit den Transparenten auf die Toten hinweist und vielleicht einfach nicht möchte, dass ihre Ruhe gestört wird. Oder es könnte Mr Campbell sein, der die Museumsbahn sabotiert, um Mr Kingsley zur Aufgabe zu zwingen. Aber ehrlich gesagt, glaube ich das nicht. Mr Campbell scheint mir eher die brutale Methode zu bevorzugen – Erpressungen, Drohungen, Schlägerbanden. Spuk liegt nicht auf seiner Wellenlänge. Und außerdem hat er sein Ziel bei Mr Kingsley doch schon erreicht.«
    »Aber Mr Collins hat ihn doch beschuldigt, hinter der Sache zu stecken!«, sagte Bob.
    »Verrückt!«, sagte Fred. »Campbell hat damit nichts zu tun. Dem ist der Tunnel völlig egal, er will bloß das Museum abreißen und sein Vergnügungszentrum bauen.«
    »Das denke ich auch«, stimmte Justus zu. »Für die Vorgänge im Tunnel scheint mir jemand mit mehr Fantasie verantwortlich zu sein.« Unwillkürlich sah er wieder Carls entsetztes Gesicht vor sich, als er von der zerbrochenen Wachsfigur aufblickte. »Mit ziemlich böser Fantasie allerdings.« Wie beiläufig stand er auf und schlenderte zwischen den Figuren hindurch.
    Dort, wo die Figur von Mr Harrow gestanden hatte, erkannte er deutlich den Abdruck von zwei Schuhen und einem Koffer oder einer Tasche. Weitere Abdrücke gab es nicht. Der Boden war sauber gefegt. Offenbar wurde das Museum noch immer gut in Stand gehalten, obwohl es geschlossen war.
    »Wirf nichts um!«, rief Fred ihm zu. »Mr Kingsley bringt mich um, wenn – he! Da fehlt ja einer! Carl!«, schrie er. »Carl! Komm her! Sieh dir das an! Mr Harrow ist weg! Jemand hat ihn gestohlen!«

Goodbye Harrow
    Das Hämmern und Schrauben an der Sequoia brach ab. Gespannt sahen Justus, Peter und Bob zu, wie Carl um die Lok herumging und auf den Bahnsteig zukam, wobei er sich mit einem schmierigen Lappen die ölverdreckten Hände abwischte. Unten auf den Schienen blieb er stehen, warf einen kurzen Blick auf die leere Stelle und einen zweiten auf die drei ???. Sein Gesicht war hart und angespannt.
    »Was redest du da für dummes Zeug?«, sagte er. »Er wurde nicht gestohlen.«
    »Aber er ist weg!«, schrie Fred. »Du siehst doch, dass er weg ist!«
    »Ja, er ist weg! Und jetzt hör auf, hier herumzuschreien, davon kommt er auch nicht zurück.«
    »Aber wo kann er denn hin sein?« Wild blickte Fred sich auf dem Bahnsteig um, als erwartete er, dass die Wachsfigur sich irgendwo hinter einer Säule oder dem Zeitschriftenstand versteckte.
    »Er ist kaputtgegangen«, sagte Carl, blickte aber dabei nicht Fred, sondern die drei ??? fest an. »Ich bin dagegengestoßen, und er fiel um und zerbrach in tausend Stücke. Und weil das Museum ohnehin in drei Tagen in alle Winde verstreut wird, halte ich es nicht für nötig, ihn für teures Geld zu reparieren. Ich werde Mr Kingsley den Schaden natürlich ersetzen.«
    »Aber ausgerechnet Mr Harrow!«, klagte Fred. »Kein Mensch würde den alten Mr Smith oder Mrs Floyd vermissen, aber Harrow!«
    »Ich sagte doch, ich ersetze den Schaden!«, fuhr Carl ihn an. Dann drehte er sich abrupt um und stapfte zur Sequoia

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