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und der Herr der Loewen

und der Herr der Loewen

Titel: und der Herr der Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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dafür anzufertigen, wo immer du es haben willst: um die Schulter, die Taille oder um das Fußgelenk.«
    Tränen glitzerten in Kadis Augen. Sie beugte sich hinüber und küßte Mrs. Pollifax auf die Wange. »Ich danke dir von ganzem Herzen, Emmyreed.« Plötzlich lächelte sie durch die Tränen hindurch. »Und was hast du sonst noch gemacht, während ich das Krankenzimmer hüten mußte?«
    »Ich habe Scharma besucht.«
    Kadi schüttelte den Kopf und fragte verschmitzt: »Und wer hat dir gesagt, wo du ihn finden kannst?«
    »Dr. Kasonde. Aber wie wär's, wenn wir jetzt in der Cafeteria zu Abend essen? Dr. Merrick hat empfohlen, daß du einen ruhigen Abend mit Candide verbringst, damit du dann morgen in Form bist, einiges zu unternehmen. In vernünftigem Maß«, fügte sie rasch hinzu.
    Kadi entschied sich dafür, am nächsten Morgen Geschenke zu kaufen. »Etwas, um meine Entlassung aus dem Krankenzimmer zu feiern«, sagte sie. »Ein Geschenk für Cyrus und für dich und eines für meine Schnitzlehrerin in der Akademie. Ich habe früher gern zugesehen, wie Esau Matoka kleine Skulpturen schnitzte. Er ist der Grund dafür, daß ich Holzbildhauerei belegt habe. Auch bei Reuben Kanangu war ich oft, aber bis zu ihm sind es ein paar Meilen mehr. Du kommst doch mit, ja? Bitte.
    Esau wohnt nur ein Stück vom Boulevard entfernt, etwa auf halbem Weg zum Flughafen.«
    »Meinst du, daß du schon so weit herumwandern solltest?«
    »Ich fühle mich gut, Emmyreed, und ich würde wirklich gern einen längeren Spaziergang machen.«
    »Vielleicht hätte Sammat Lust, uns zu begleiten?« meinte Mrs. Pollifax.
    Kadi schüttelte den Kopf. »Er ist zu beschäftigt. Er trifft sich heute vormittag mit allen Stammeshäuptlingen zu Gesprächen, über - nun, ich nehme an, die Gerüchte und die Morde.
    Er will offen darüber reden«, erklärte sie. »Schließlich sind es nur noch ein paar Wochen, bis er König werden soll.«
    »Er wird noch nicht König werden.« Die sechs Worte waren Mrs. Pollifax ungewollt über die Lippen geglitten und sie war nun zutiefst bestürzt.
    Kadi blickte sie verdutzt an. »Aber natürlich wird er König werden!«
    »Ja, natürlich«, sagte nun auch Mrs. Pollifax rasch und dachte: Habe ich Scharma, diesem seltsamen, so archaisch anmutenden ehemaligen königlichen Seher tatsächlich geglaubt?
    Ein derart ungewöhnlich guter Wahrsager würde bei uns im Westen als Medium bezeichnet werden. Sie hatte schon einige Menschen mit sogenannten übersinnlichen Fähigkeiten kennengelernt und war sich bewußt, daß manche erschreckend destruktiv sein und sich furchtbar täuschen konnten. Aber ohne jeden Zweifel hatte sie in Scharmas Worten so etwas wie eine tiefere Wahrheit entdeckt und dem alten Mann deswegen vertraut. Er schien frei von jeder Selbstsucht zu sein, seine Aufrichtigkeit war tatsächlich beeindruckend. Auch konnte sie nicht vergessen, daß er als königlicher Seher König Zammat prophezeit ha tte, seinem Tod würden zehn schlimme Jahre folgen. Da hatte Scharma sich wahrhaftig nicht getäuscht.
    Ja, sie hatte Scharma geglaubt.
    Aber er hatte ihr nicht erklärt, weshalb Sammat nicht wie vorgesehen in ein paar Wochen gekrönt werden würde, und das beunr uhigte sie immer noch. Sie begannen ihren
    Spaziergang den Boulevard hinauf. Mrs. Pollifax war gerührt, wie viele Menschen stehenblieben, auf Kadis verbundenen Arm deuteten und fragten, wie sie sich fühlte.
    Nachdem sie Moses' Fahrradgeschäft passiert hatten, blieb sie bei der Bang-Bang Snackbar stehen. »Gehen wir hinein«, schlug sie vor. »Sie sieht erstaunlich amerikanisch aus, und ich bin durstig.«
    Tatsächlich war es im Innern sehr amerikanisch: Kunststofftische mit -stühlen oder -bänken standen an den Wänden. An einer Seite befand sich eine bunte Wandmalerei und hinter einer langen Theke verkauften zwei Männer in weißen Jacken Lebensmittel und alkoholfreie Getränke. Die Speisekarte unterschied sich allerdings beachtlich von der einer Snackbar in den Staaten. Es gab Hühnchen vom Grill, Brathähnchen, Backhühnchen und Ziegenfleisch.
    Die beiden Damen bestellten Cola ohne Eis, denn man konnte nie ganz sicher sein, daß das Wasser dafür auch abgekocht worden war.
    Während sie an ihrer Cola nippten und sich dabei unterhielten, schaute Mrs. Pollifax zufällig aus dem Fenster und sah einen Mann davor, der sie und Kadi intensiv beobachtete.
    Sie erkannte ihn: es war Moses. Doch bevor sie ihm zuwinken konnte, war er verschwunden.
    »Und ich habe geglaubt,

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