UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER
zumindest für dein Liebesleben. Du lässt dich viel zu selten flachlegen.“
„Woher willst ausgerechnet du wissen, wie oft ich mich flachlegen lasse?“
„Vielleicht solltest du eine Spur weniger laut reden.“ Linda deutete mit dem Kopf zum Fenster des Nachbarhauses.
Rosa verdrehte die Augen und ging ins Haus. Linda folgte ihr. Als sie beide in den Vorraum traten, war Jake gerade dabei, die Post zu beschnüffeln, die unter dem Briefschlitz auf dem Boden lag.
Linda runzelte die Stirn. „Was, zum Teu…“
„Psst“, flüsterte Rosa. „Sieh nur!“
Der Hund sah nur kurz zu den beiden hoch und konzentrierte sich sofort wieder auf die Post. Schließlich gelang es ihm, ein paar Briefe und einen Werbeprospekt ins Maul zu nehmen. Dann lief er damit ins Wohnzimmer.
Rosa und Linda gingen ihm nach. Paps saß in seinem Lehnstuhl, und Hollis stand neben ihm und beobachtete den Hund. Sie sagte nichts, als sie Rosa und Linda sah, gab ihnen jedoch ein Zeichen, dass sie in der Tür warten und zusehen sollten. Der Hund legte die Post auf den Boden, lief wieder in den Vorraum und kam mit neuen Briefen im Maul zurück. Der Vorgang wiederholte sich dreimal, bis schließlich die gesamte Post vor Paps’ Lehnstuhl auf dem Boden lag. Dann setzte Jake sich auf die Hinterbeine und strich mit einer Pfote vorsichtig, aber nachdrücklich mehrere Male über Paps’ Schienbein.
Rosas Vater hob die Post auf. „Das hat er gut gemacht“, sagte er zu Hollis.
„Nicht vergessen, was ich Ihnen erklärt habe – Sie müssen ihn loben.“
Paps beugte sich zu Jake hinunter und streichelte ihm den Kopf. „Braver Junge“, murmelte er. „Braver Jake.“
Hollis nickte anerkennend. „Gut gemacht. Von beiden gut gemacht.“
„So, und wie bringe ich ihm bei, dass er die Rechnungen für mich bezahlt?“
Sie lachte. „Das steht nicht in seiner Stellenbeschreibung, aber dafür kann er viele andere Dinge. Insgesamt kennt er vierzig Befehle. Er kann Sie zum Beispiel darauf aufmerksam machen, wenn jemand an der Tür läutet, ein Wecker klingelt oder etwas auf den Boden fällt. Und wenn Ihr Computer ein Geräusch macht, sobald Sie eine neue E-Mail bekommen, kann er Ihnen das ebenfalls mitteilen.“
„Unglaublich …“
Rosa staunte. Paps hatte immer behauptet, keine Hunde zu mögen. Zu viele seiner Kunden hatten schlecht erzogene Tiere gehabt, die den Garten ruiniert oder ihre Geschäftchen im Hof verrichtet hatten. Sie trat ins Wohnzimmer. „Du magst den Hund also, Paps?“
„Schon, aber die Verantwortung, die man für ein Haustier übernehmen muss, ist beträchtlich.“
„Sie müssen sich nicht auf der Stelle entscheiden“, erklärte Hollis. „Wir müssen vorher sicher sein können, dass Sie und Jake gut zusammenpassen. Außerdem müssen einige Formulare ausgefüllt werden, und auch eine Sozialarbeiterin wird vorbeikommen. Dann beginnt das Training. Sie beide müssen lernen, miteinander zurechtzukommen.“ Sie schwieg einen Moment und sah Rosas Vater an. Auch Jake saß ganz still da, hatte den Kopf schiefgelegt und die Augen auf Paps gerichtet. „Also, was halten Sie davon, Mr. Capoletti? Wäre das etwas für Sie?“
Paps sah Jake an. „Tja, wie sonst soll ich lernen zurechtzukommen?“
„So funktioniert das also?“, fragte Rosa Hollis.
„Ja.“ Hollis beobachtete Jake, der Paps nun auf den Schoß sprang und es sich dort gemütlich machte. „Genau so funktioniert das.“
35. KAPITEL
Alex wachte vom Geräusch knirschender Autoreifen in der Einfahrt auf. Verdammt, dachte er. Wie spät war es? Die antike Uhr an der Wand zeigte 6 Uhr 30.
Dann fiel es ihm wieder ein. Er stöhnte. Portia van Deusen hatte gestern angerufen und ihm mitgeteilt, dass sie auf dem Weg zum Jazz Festival in Newport war und bei ihm vorbeikommen würde, um ihm ein paar seiner Sachen zu bringen. Doch warum wollte sie das unbedingt persönlich erledigen und hatte nicht einfach jemand vorbeigeschickt? Und warum so früh am Morgen?
Er konnte sich zwei Gründe vorstellen. Erstens war sie gut mit Hollis Underwood befreundet, die ihr möglicherweise von Rosa erzählt hatte. Und zweitens war Portia wegen der geplatzten Verlobung bestimmt immer noch sauer auf ihn. Und wenn schon, dachte er. Sie war selbst schuld, dass es so weit gekommen war, obwohl er alle im Glauben gelassen hatte, dass sie ihn verlassen hatte und nicht umgekehrt. Nur seine Assistentin Gina Colombo wusste, was tatsächlich passiert war.
Er gähnte, streckte die Arme über den Kopf und
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