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Und in der Hölle mach ich weiter

Und in der Hölle mach ich weiter

Titel: Und in der Hölle mach ich weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tucker Max
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oder besuchten, können bezeugen, dass ich der netteste Tucker war, den sie je gesehen hatten. Fände ich eine legale Droge, die mir dieses Gefühl verschaffen würde, wäre ich sicher von ihr abhängig und glücklich damit. Jetzt weiß ich, warum Heroinjunkies, wenn sie den Stoff rauchen, davon sprechen, dass sie den »Drachen verjagen«. Die normale Dosis Morphium für einen Tag war mir nicht genug. Also bat ich um mehr und mehr und drückte den Alarmknopf so aufgeregt, als würde mir daraufhin eine Nutte mit mächtigen Möpsen eine Platte voller saftiger Schweinerippchen servieren. Kamen die Schwestern nicht schnell genug mit dem Zeug, schrie ich rum. Sie mussten mich dann auf Kodein umstellen, auf das man scheinbar leichter verzichten kann. Offenbar bin ich eine »suchtgefährdete Persönlichkeit«.)
    Als ich alles für die Operation Nötige wieder losgeworden war, schoben sie mich auf mein Krankenzimmer. Dort lag noch ein anderer Patient, aber da es, als ich eintraf, dunkel und ich ohnehin mit Morphium zugedröhnt war, achtete ich nicht auf meinen Zimmergenossen und schlief ein.
    Nach dem Aufwachen gab es dann allerdings einiges zu sehen – und zu riechen. Zwei füllige schwarze Krankenschwestern hielten meinen Zimmergenossen hoch, machten die Scheiße unter ihm weg und wechselten seine Laken. Das fanden sie nicht besonders lustig.
    Schwester 1: »Warum kackst du ständig so rum?«
Schwester 2: »Er muss irgendwas was Schlechtes gegessen haben. Was hast du gegessen?«
    Der Typ zeigte auf Maischips, die auf dem Tisch lagen.
    Schwester 2: »Nein, das waren nicht die Chips.«
    Dann zeigte er auf eine Pepsi-Cola.
    Schwester 2: »Nein, das war auch nicht die gottverdammte Pepsi. Das müssen die blöden Karotten gewesen sein, denn du hast ’ne ganze Pflanzenwelt ausgeschissen.«
    Als sie ihn endlich wieder gesäubert und das Zimmer verlassen hatten, schaute ich zu ihm rüber – kein besonders schöner Anblick. Er war ein Schwarzer, so zwischen 40 und 50, mager wie Tracey Gold [52] , und die Hälfte seines Schädels war kahl rasiert. Er konnte offenbar seine rechte Körperhälfte nicht bewegen und machte alles mit der linken Hand. Als er merkte, dass ich ihn anschaute, machte er eine Kopfbewegung, die wohl ausdrücken sollte: »Was gibt ’ s?« Also sagte ich zu ihm: »Was ’ s los, Alter? Harter Tag heute, was?«
    Er öffnete und schloss seinen Mund einige Male und stieß dabei kleine Grunzlaute aus. Irgendwie bekam er dann doch, mit viel Anstrengung, ein undeutliches »Jaaa« heraus. Rasierter Schädel, kann nicht sprechen, kann nur seine linke Körperhälfte bewegen – entweder er hatte einen Schlaganfall oder einen Hirntumor.
    Wir unterhielten uns eine Weile, und mit der Zeit lernte ich, wie ich den einen oder anderen seiner komischen Grunzlaute interpretieren musste. Mitten in unserem Gespräch rief ein Mädchen, das ich kannte, in unserem Zimmer an. Als ich ihr erzählte, wo  ich mich befand, sagte sie, sie komme vorbei. Mein Zimmergenosse hatte zugehört und gab mir Zeichen. Dann hob er das Laken über seinem Schritt in die Höhe und sagte klar und verständlich: »Ic h … auch.« Ich musste lachen und richtete meiner Gesprächspartnerin aus, sie solle noch eine Freundin für meinen gehandicapten Zimmergenossen mitbringen.
    Etwas später kam dann seine Sprachtherapeutin zu uns herein – ein ziemlich heißer Feger. Sie begrüßte ihn mit: »Hey, Randolph, wie geht ’ s dir heute?«
    Das ließ mich aufhorchen: »Dein Name ist Randolph? RANDOLPH! Dein Spitzname ist Ray-Ray, stimmt ’ s!?!« Ray-Ray brach gemeinsam mit mir in Lachen aus. Seine Sprachtherapeutin guckte nur verdattert.
    Da ich inzwischen im Interpretieren von Ray-Rays Schlaganfall-gegrunze ganz fit war, verbrachte ich eine halbe Stunde damit, ihr zu verklickern, was er sagte. Dabei machte ich sie natürlich an und veräppelte sie.
    Tucker: »Sie sind Sprachtherapeutin und können Ihren eigenen Patienten nicht verstehen? Hat man Ihnen Ihr Diplom per Post zugeschickt? Ist auf der Urkunde ’n Foto von Betty Struthers [53] drauf?«
    Bevor sie wieder ging, hatten wir noch dieses kurze Gespräch:
    Tucker: »Sie sehen ziemlich geil aus, kann ich Ihre Telefonnummer haben?«
Therapeutin: »Tut mir leid – aber Ihnen würd ich nicht mal meine Postleitzahl verraten.«
Tucker: »Sehr nett. Echt cool, denn ich wär lieber taub, als Ihnen auch nur noch eine Sekunde lang zuzuhören.«
    Ray-Ray lachte beinahe Tränen, und dann stammelte er: »Wi r … wi

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