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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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gute Stunde, und ich
bin erstaunt, als ich feststelle, dass wir beinahe den ersten Stuhl erreicht haben.
    »Ich mache mich dann wohl besser auf den Weg«, sagt er schließlich, schiebt die Karten zusammen und verstaut sie in der Hosentasche. »Al Pacino sitzt zu Hause, weil ich nicht wusste, wie die hier zu Hunden stehen. Alles Gute für die Untersuchung.« Er winkt und geht. Zurück bleibt ein warmer, süßer Duft, fast wie nach geschmolzener Schokolade.
    Eine Minute später steht er noch einmal vor mir. »Ich habe ganz vergessen, dir das hier zu geben.« Er reicht mir eine zerknautschte braune Papiertüte, in der sich ein Käsesandwich befindet, flach wie ein Pfannkuchen. »Ich wusste nicht, wie lange du warten musst.« Er drückt mir die Tüte in die Hand und verschwindet zum zweiten Mal.
    Erst jetzt denke ich an Sofia Marzoni, meine wichtigste Klientin. Ich frage mich, ob ihr klar ist, was für einen schauderhaften Kartenspieler sie zu heiraten gedenkt und obwohl das ein leichtfertiger Gedanke ist, nachdem ich gerade über eine Stunde mit dem Verlobten meiner wichtigsten Klientin verbracht habe, muss ich lächeln. Der erste Stuhl wird frei, und ich rutsche nach.
    Mein Arzt ist nicht sonderlich gesprächig. Er beugt sich über meine Akte und sagt … »Äh, Scarlett O’Hara, richtig? « Dann deutet er auf die Liege, und ich lasse mich darauf nieder und ziehe meine Bluse hoch. Er tastet meinen Bauch ab. Seine Hände sind eiskalt, so dass ich bei der ersten Berührung vor Schreck nach Luft schnappe. Er lässt von mir ab, um sich etwas zu notieren. Er weiß von dem Zwilling, den ich verloren habe, erwähnt ihn aber mit keinem Wort. Ich lasse ihn keine Sekunde aus den Augen, während er mich abtastet und meinen Blutdruck misst und in meiner Akte nachliest. Ich beobachte ihn, wie Flugzeugpassagiere
die Stewardessen beobachten, wenn es Turbulenzen gibt. Seine Miene ist ausdruckslos, was ich beruhigend finde. Ausdruckslosigkeit ist gut.

    Als ich draußen auf der Straße bin, klingelt mein Handy. Es ist Filly.
    »Simon ist wieder da«, berichtet sie. »Er wollte dich gerade sprechen.«
    »Du hast ihm doch nicht gesagt, wo ich bin, oder?«
    »Bist du verrückt? Ich habe ihm die üblichen Märchen aufgetischt.«
    »Wie hat er reagiert?«
    »Er wirkte misstrauisch.« Das ist nicht weiter schlimm. Simon wirkt immer misstrauisch. »Er meinte, es sei noch sehr früh, sich um die Blumen für Sofias Hochzeit zu kümmern. «
    »Frechheit. Er weiß genau, wie top-organisiert ich bin«, echauffiere ich mich, obwohl das Ganze ein einziges Lügengebilde ist.
    »Er hat eine Nachricht für dich hinterlassen.«
    »Eine gute Nachricht?« Ich klammere mich an jeden Strohhalm.
    »Es geht um dein Bewerbungsgespräch.«
    Ich umklammere mein Handy. »Ja?«
    »Es ist am Montag um drei«, berichtet Filly. »Er meinte, das sei hoffentlich nicht zu kurzfristig.«
    Pfff. Kurzfristiger geht es gar nicht.
    »Ich bin bereits auf dem Weg ins Büro«, sage ich und spurte los zu meinem Wagen.
    »Drück auf die Tube, Letty!«, sagt Filly und legt auf.

30
    Das Wochenende kommt mir länger vor als sonst. Zum einen, weil sich John nicht wie üblich am Freitagabend um acht meldet. Ich rufe ihn an, aber sein Handy ist ausgeschaltet. Ich versuche es etwas später erneut, mit demselben Ergebnis. Ich kann nicht einmal eine Nachricht hinterlassen. Ich schicke ihm stattdessen eine SMS, tippe einen Smiley ans Ende und lösche ihn wieder, ehe ich auf »Senden« drücke.
    Ich rufe Bryan an, der mir mehrere gute Gründe dafür auftischt, weshalb John nicht angerufen hat: Sein Akku war leer und jemand hat ihm das Ladegerät geklaut. Er befindet sich in einem Tunnel unter der Erde, wo er keinen Empfang hat. Er liegt unter einem schweren Gegenstand oder Gerät begraben und kommt nicht an das Handy ran.
    »Lass uns von etwas anderem reden«, sage ich. Ich habe das Gefühl, auf lauter wackeligen Steinen balancierend einen reißenden Fluss zu überqueren.
    »Declan hat mich heute angerufen«, berichtet Bryan folgsam.
    »Ach ja?« Declan benutzt Telefone nur selten. Er sagt, er vertraut ihnen nicht mehr, seit er in dem Film Wanzen einen FBI-Agenten gespielt hat.
    »Ja. Er hat mir aufgetragen, nach einer Location für Unte wegs zu suchen.«
    »Ich dachte, der Film soll in einer Lagerhalle in Carlow gedreht werden?«

    »Sollte er auch, aber der Mann, dem die Halle gehört, braucht sie jetzt selbst. Seine Frau hat ihn nämlich samt seinem Kram vor die Tür gesetzt.«
    »Er

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