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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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nämlich das Übliche, und dazu eine Portion Tomaten.
    »Ich nehme an, du trinkst keinen Wein?«, fragt John.
    Ich hatte es nicht vorgehabt, aber … »Doch, ich nehme ein Glas Rotwein. Einen Chianti, sofern es einen gibt.«
    John zwingt sich, eine neutrale Miene aufzusetzen, und hält einen Kellner an, um Wein für mich und Mineralwasser für sich zu bestellen.
    Das Gespräch gestaltet sich etwas gestellt, wie das derartige Unterhaltungen wohl so an sich haben. Es ist schwierig,
einen Anfang zu finden. Ich bin nicht wütend, was ein Nachteil ist, denn Wut würde meine Gedanken mobilisieren. Würde sie zum Rapport antreten lassen. Stattdessen haben sich meine Gedanken unerlaubt von der Truppe entfernt, und die Resignation, die mich neuerdings des Öfteren überkommt, sorgt dafür, dass ich bequem in einem Ohrensessel in meinem Kopf sitze, statt nach ihnen zu suchen.
    »Dein Gesicht sieht schon besser aus«, stelle ich fest. »Die Stiche, meine ich.«
    »Ich habe mir gestern eine Salbe verschreiben lassen, damit du dich bei meinem Anblick nicht wieder in deine Aktentasche übergibst.« Er wartet ab, ehe er schmunzelt, ist verunsichert, ob ich schon darüber lachen kann. Ich grinse, und er grinst zurück, und wenn uns in diesem Moment jemand beobachtet, dann hält er uns für ein ganz normales Paar, das an einem ganz normalen Dienstagabend ein ganz normales Abendessen zu sich nimmt.
    Ich gönne mir einen großen Schluck aus dem Glas Wein, das der Kellner gebracht hat. Wann ist der beste Zeitpunkt, um John von Red Butler zu erzählen? Vor der Vorspeise? Nach dem Hauptgericht? Beim Kaffee? John isst prinzipiell keinen Nachtisch, leider, denn ein gutes Tiramisu würde es vielleicht etwas erträglicher machen. Ich schiebe die Eröffnung vor mich her, und ehe ich mich versehe, haben wir das Essen schon halb hinter uns gebracht, indem wir über Berufliches reden. John erzählt mir von dem Treffen mit seinem ehemaligen Chef, der gewillt ist, ihm seinen alten Job zurückzugeben. Ich berichte von der neuen Stelle, doch als er mich fragt, wie das Vorstellungsgespräch gelaufen ist, sage ich lediglich: »Ganz gut.« Allzu bald nimmt man uns die Teller weg, und plötzlich ist der Tisch zwischen uns wie leergefegt. Kein Besteck mehr, nicht einmal eine Serviette, um meine Hände zu beschäftigen.

    »Also … «, sagt John, in einem Tonfall, den ich von früheren Gesprächen kenne. Zum Beispiel, als er mich ganz am Anfang gefragt hat, ob er mich küssen dürfe. Oder als er wissen wollte, ob ich zu ihm ziehen würde. Als er zum ersten Mal »Ich liebe dich« sagte. Oder als er damals vorschlug, wir sollten uns eine gemeinsame Katze zulegen. All diese Gespräche hat er mit einem gewichtigen »Also« eingeleitet, gefolgt von einer bedeutungsschwangeren Pause.
    »Ich hatte Sex mit einem Mann namens Red Butler, an dem Abend, als du mir eröffnet hast, dass du mich verlassen wirst. Und er könnte Ellens Vater sein.« Ich kann förmlich sehen, wie meine Worte in seinem Gehirn ankommen, wie er sie schluckt, als wären sie ein Fischfilet, in dem noch Gräten sind. Wie er zu einer Entgegnung ansetzt.
    »Hast du gerade Rhett Butler gesagt?«
    »Nein.«
    »Doch, du hast. Rhett Butler, hast du gesagt.«
    »Nein, ich sagte Red Butler. Eigentlich heißt er Daniel, aber alle nennen ihn Red, wegen seiner Haare. Obwohl sie ehrlich gesagt eher orange sind als rot.«
    »Und wer ist Ellen?«
    »Das Baby.«
    »Du weißt, dass es ein Mädchen ist?«
    »Ja.«
    »Wie kannst du da so sicher sein? Du warst doch noch gar nicht bei der zweiten Ultraschalluntersuchung.«
    »Nein, das nicht, aber …«
    »Woher willst du dann wissen, dass es ein Mädchen wird?«
    »Ich weiß es eben.« Ich fühle mich erschöpft, dabei ist es gerade mal halb acht.
    Der Kaffe wird serviert. Ein doppelter Espresso für John
und ein koffeinfreier Milchkaffee für mich. Wir konzentrieren uns auf unsere Tassen. John verfolgt, wie ich zwei Beutelchen Zucker in meine Tasse schütte, enthält sich aber jeglichen Kommentars. Jetzt sitzen wir da, und rühren und rühren, die Häupter über die Tassen gebeugt, als würde das Heil der Welt davon abhängen. Als mein Kaffee über den Rand schwappt, lege ich den Löffel hin und sehe ihn abwartend an.
    »Es kann also sein … dass das Baby gar nicht von mir ist?«, fragt er schließlich mit stockender Stimme, obwohl er sichtlich versucht, ruhig Blut zu bewahren.
    Ich nicke.
    »Aber du bist doch immer so vorsichtig«, murmelt er, eher zu sich

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