Undank Ist Der Väter Lohn.
Buxton, kroch mit einiger Mühe aus dem kleinen Wagen und blieb vor dem Backsteingebäude mit der konvexen Fassade stehen. Er war immer noch sprachlos über Barbara Havers.
Er hatte schon vermutet, daß Nkata Havers mit den Nachforschungen am Computer betrauen würde. Er wußte, daß Nkata sie gern hatte. Und er hatte es nicht von vornherein verboten, weil er gern sehen wollte, ob sie – auf einen rangniedrigen Posten versetzt und in Ungnade gefallen – es schaffen würde, einen simplen Auftrag auszuführen, der ihr ganz gewiß nicht zusagen würde. Und in gewohnter Manier hatte sie wieder einmal nach eigenem Ermessen gehandelt und seine Einschätzung bestätigt, daß sie keinerlei Respekt vor Dienstordnung und Vorgesetzten hatte. Ganz gleich, ob Nkata sie gebeten hatte, ihm die Arbeit in Battersea abzunehmen, sie hatte bereits einen Auftrag gehabt und sehr wohl gewußt, daß sie ihn erst zu erledigen hatte, bevor sie etwas anderes übernahm. Herrgott noch mal! Wann würde die Frau das endlich lernen?
Lynley ging ins Haus und fragte nach dem Beamten, der für die am Tatort gesicherten Beweismittel zuständig war. Nach seinem Gespräch mit Andy Maiden war er zu dem Parkgelände gefahren, auf dem Nicolas beschlagnahmter Saab stand, und hatte fünfzig fruchtlose Minuten damit zugebracht, das zu tun, was Hankens Leute bereits vor ihm mit vorbildlicher Gründlichkeit getan hatten: Er hatte das Auto von oben bis unten und von hinten bis vorn durchsucht. Den Pager, um den es ihm ging, hatte er nicht gefunden. Wenn Nicola Maiden ihn tatsächlich im Wagen zurückgelassen hatte, gab es nur noch die Möglichkeit, daß er sich unter den Gegenständen befand, die die Polizei in Verwahrung genommen hatte.
Der zuständige Beamte war ein Constable Mott, der wie ein Zerberus über das bisher gesicherte Beweismaterial wachte, ein Sammelsurium von Kartons, Tüten, Plastikbehältern, Protokollen und Berichten. Der Empfang, den er Lynley in seinem Reich bereitete, war äußerst argwöhnisch. Er war gerade dabei, ein dickes Stück Obstkuchen zu verspeisen, über das er große Mengen Vanillesoße gegossen hatte, und wirkte ganz so, als paßte es ihm gar nicht, gestört zu werden, während er einem seiner Laster frönte. Genüßlich kauend, lehnte er sich auf seinem metallenen Klappstuhl zurück und erkundigte sich, was Lynley denn zu ihm führe.
Lynley erklärte ihm, was er suchte. Prophylaktisch fügte er hinzu, der Pager sei zwar vermutlich in Nicola Maidens Wagen gewesen, er könne aber auch am Tatort selbst zurückgelassen worden sein, und deshalb wolle er seine Suche nicht auf die Gegenstände aus dem Saab beschränken. Ob Mott etwas dagegen habe, wenn er alles durchsehe.
»Ein Pager, sagen Sie?« fragte Mott, den Kuchenlöffel in den Mundwinkel geklemmt. »Nein, so was war nicht unter den Sachen.« Und er beugte sich wieder hingebungsvoll über seinen Teller mit Kuchen. »Am besten sehen Sie erst mal die Liste durch, Sir. Da ist alles aufgeschrieben, was wir haben.«
Lynley, der sich bewußt war, daß er sich hier auf fremdem Hoheitsgebiet befand, bemühte sich, kooperativ zu sein. Er fand ein freies Plätzchen neben einem Faß mit Metalldeckel, an das er sich halbwegs bequem anlehnen konnte, und überflog, begleitet von rhythmischem Löffelgeklapper, die Listen.
Nachdem Lynley festgestellt hatte, daß keiner der aufgezeigten Gegenstände auch nur die geringste Ähnlichkeit mit einem Pager hatte, fragte er, ob er sich nicht doch das Beweismaterial selbst ansehen dürfe. Mott vertilgte schmatzend die letzten Reste Kuchen und Vanillesoße – Lynley wartete nur darauf, daß er auch noch den Teller ablecken würde –, ehe er Lynley widerstrebend gestattete, sich umzusehen. Lynley ließ sich von ihm ein paar Latexhandschuhe geben und begann dann seine Suche bei den Beuteln, die mit »Saab« gekennzeichnet waren. Er war erst beim zweiten Beutel, als Hanken hereingestürmt kam.
»Upman hat uns belogen, dieser Mistkerl«, rief er mit einem flüchtigen Nicken zu Mott. »Aber im Grunde wundert’s mich nicht. Dieser ölige Schleimer.«
Lynley nahm sich den drittel Beutel vor. Er stellte ihn auf das Faß, öffnete ihn aber nicht, sondern sagte: »Belogen – inwiefern?«
»Na, mit seiner Geschichte vom Freitag abend. Seiner angeblich rein beruflichen Beziehung zu Nicola Maiden.«
Hanken griff in seine Jackentasche und zog seine Marlboros heraus, worauf Constable Mott prompt sagte: »Hier drinnen nicht, Sir.
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