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Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Titel: Unglaubliche Reise des Smithy Ide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R McLarty
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hat, würde ich das dauernd sagen. ›Ich Arme. Ich armer Krüppel.‹ Hässlich, nicht? Abscheulich. Darum sage ich es nicht, und darum empfinde ich es auch nicht so. Okay, ich bin müde. Okay, Bea ist krank. Das ist das Leben, Smithy, dem können wir nicht entkommen. Wir müssen weitermachen und stark sein, und stark sein kann man am besten, wenn man sich auf andere Menschen verlässt und tapfer genug ist, um ihnen zu vertrauen.«
    Sie sprach nicht weiter, und meine stumme Bewunderung für diese Frau lud die amerikanische Landschaft auf und durchflutete die Städte.
    »Ich … ich weiß nicht genau, wohin ich in Los Angeles gehen muss. Ich hab den Brief verloren. Es ist ein Bestattungsinstitut, das von der Stadt dafür bezahlt wird, dass es die … Toten aufbewahrt, bis jemand kommt.«
    »Okay«, sagte sie, sehr geschäftsmäßig jetzt, »dann tun wir Folgendes. Ich werde die nötigen Telefonate führen, und wenn du mich morgen anrufst, werde ich dir sagen, was du wissen musst.«
    »Das wäre wunderbar, Norma.«
    Beinahe sofort sagte sie: »Ich habe geträumt, wir hätten miteinander geschlafen.«
    Sie sprach nicht weiter, und ich sah Bethany, die mich von der anderen Seite des zweispurigen Highways beobachtete. Sie machte ihr aufmerksames Gesicht, als ob gerade etwas sehr Wichtiges passiert sei oder bald passieren werde. Still stand sie da, aber es war nicht die Reglosigkeit einer Pose.
    Ich stand lange so in der Kälte am Telefon, und Norma sagte: »Entschuldige. Das war dumm.«
    Ich konnte mich nicht von Bethanys Blick losreißen. Ich sah meine Schwester an und sagte ins Telefon: »Das ist nicht dumm, Norma.«
    Und einen Augenblick später sagte ich wie ein Blödmann: »Wir … Stark sein kann man am besten …, wenn man sich auf andere Menschen verlässt.«
    »Und … tapfer genug ist, um ihnen zu vertrauen«, flüsterte sie.
    Die trockene Kälte von Arizona trug Bethany davon, und die Sterne funkelten auf einen Dummkopf herab.
    »Ruf mich morgen an, dann habe ich alle Informationen.«
    Stille und Sterne.
    »Bye, Smithy.«
    »Bye.«

60
    C ount hatte den größten Teil der Fahrt nach Hause verschlafen. Er hatte sich in Pops Kombi auf dem Rücksitz ausgestreckt und angefangen zu sägen. Als wir in seine Einfahrt bogen, erwachte er sofort und hatte schreckliche Kopfschmerzen.
    Es war spät, und die Nacht war feucht und neblig. Ein echter Rhode-Island-Mai war vom Meer hereingerollt und hatte sich über die Narragansett Bay ausgebreitet. Tante Paula schaltete das Licht ein, als wir vor dem Haus hielten, und sie stand auf der Verandatreppe und sah zu, wie ich und mein Pop Onkel Count aus dem Wagen und zum Haus bugsierten. Im ersten Augenblick sagte sie gar nichts. Nicht, dass sie wütend war, aber sie machte sich Sorgen. So lange ich mich erinnern konnte, war Onkel Count mit seinem Herzen übel umgesprungen, und Tante Paula hatte bei seinem »Tanz mit dem großen Mann«, wie Count den Tod nannte, immer die Hauptlast zu tragen gehabt.
    Die Überdosis von kaltem Bier und heißen Brüsten hatte meinen Onkel bis zum Bersten anschwellen lassen. Er hielt sich den Kopf, und seine grauen Augen quollen aus ihren Höhlen.
    »Sieht nach Migräne aus«, sagte Paula und ging uns voraus zum Schlafzimmer. Wir plagten uns zu beiden Seiten unseres heldenhaften Onkels. Wir hätten einen Berg stützen können. Wir hätten das Empire State Building aufrecht halten können. Wir setzten ihn auf die Kante des Doppelbetts. Ich erinnere mich, wie erstaunt ich darüber war, dass ein anderer Mensch diesen Platz mit Onkel Count teilen konnte. Aber Tante Paula war nicht irgendein Mensch. Sie war stark und großartig wie ein Pilotfisch oder vielleicht wie ein kleines Kätzchen. Mir ist klar, dass das albern klingt. Sie passte dort hin, das ist alles.
    »Da ist Eis im Eisbeutel. Er liegt in der großen Kühltruhe in der Garage.«
    Während Pop und Paula dem stöhnenden Count die Hose auszogen, ging ich durch die Küche in die angebaute Garage. Für mich war es immer der Gipfel des modernen Lebens gewesen, eine angebaute Garage am Haus zu haben. Da hatte man Zugang. Unsere Garage war der typische Schuppen für ein Auto und erschien mir nicht zweckmäßig. Vor allem im Winter nicht. Aber hier stand ich in der nebligen, feuchten, finsteren Rhode-Island-Nacht, und ich brauchte nichts weiter zu tun, als das Licht anzuknipsen.
    Ich ging um Paulas Dodge Dart herum, den Onkel Count gern in der warmen Garage stehen ließ, öffnete die große weiße

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