Unglaubliche Reise des Smithy Ide
ich.«
»Geben Sie nicht auf. Ich muss jetzt rüber zur Entbindungsklinik. Ihr Fahrrad ist fertig. Es steht in der Küche. Wenn ich Sie nicht mehr sehe: Gott segne Sie.«
»Sie auch.«
Benny Gallo lächelte und verließ das Pfarrhaus im Laufschritt. Ich ging ins Bad und putzte mir die Zähne, und er hatte Recht. Ich brauchte ein gutes Mundgefühl. Ich duschte auch; dann zog ich die Sachen an, die er mir gekauft hatte, und ging in die Küche. Die leichten Boots fühlten sich wunderbar an. Meine Beine und die Niere taten noch weh, und mein Gesicht war grün und blau von dem Sturz, aber in der Küche atmete ich tief durch, und ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so viel gute Luft in mir gehabt hatte.
Mein Raleigh lehnte auf seinem Ständer vor dem Herd. Es war geölt und poliert und hatte neue Reifen. Und zwei große Satteltaschen hingen über dem Gepäckträger. Irgendein Baseballspieler und sein Pop hatten das Rad des dicken Mannes mit nach Hause genommen und repariert und rote Nylonsatteltaschen drangehängt. Ich trank ein bisschen von dem Wasser, das Benny mir gegeben hatte, und aß eine Apfelsine. Ich aß im Stehen, denn auch wenn ich alt und fett war, brannte ich darauf, ein Raleigh auszuprobieren, das jetzt aussah wie ein neues Raleigh. Ich nahm die Sachen, die Benny für mich gekauft hatte, und stopfte sie in die dehnbaren Satteltaschen. Dann schob ich das Rad zur Tür hinaus und auf die Main Street.
Sie hatten den Sattel ein bisschen höher gestellt, und die Lenkstange auch, und als ich in die Pedale trat, konnte ich die Beine ganz ausstrecken und einen runden, natürlichen Kreis beschreiben. Das Rad schnurrte, und die Geschmeidigkeit der Bremsen war beglückend. Mein Rad war das beste Rad aller Zeiten.
»Danke«, sagte ich laut zu dem Baseballspieler und seinem Pop. Sie waren gute Menschen. Es gab Dinge, die sie zusammen tun konnten, und irgendwie war ich ein Teil davon. Ich fühlte mich unbeschwert. Das war das passende Wort. Es war nicht schwer zu lächeln. Außerdem hatte ich Bananen und Äpfel und Boots in meinen Satteltaschen.
Ich fuhr unter der I-95-Überführung hindurch, und nach ungefähr einer Stunde war ich auf der Route 1, die um Potter Hill herumführte. Ich roch die Salzluft und den unverwechselbaren, schweren, süßen Berglorbeer, der nah am Meer so kräftig wuchs. Ich fing an, heftig zu schwitzen, und die Teile meines klobigen Körpers, in denen der Schmerz gepocht hatte, schienen sich zu erneuern, genau wie mein Fahrrad. Es war, als schwitzte ich den Schmerz mit jedem langsamen Pedaltritt aus, und wenn ich »langsam« sage, meine ich es auch so. Ich rollte bergab. Ich schob das Rad bergauf. Ich sog die Luft aus ganzen Countys heraus.
Als die großen Häuser von Westerly mit ihren Spitzgiebeln, Markisen und umzäunten Dachterrassen in Sicht kamen, fuhr ich von der Straße herunter und machte unter einer riesigen Ulme halt. So nah am Meer war es kühl. Ich zog mein blaues XXL-T-Shirt aus und das gewaltige rote Hawaiihemd an. Father Benny verstand etwas vom Kleideraussuchen. Der extra dehnbare Bund der Shorts ließ nur wenig Bauchspeck überquellen, und die leichten Boots fühlten sich großartig an.
»Danke, Father Benny«, sagte ich.
Ich stieg wieder auf mein Raleigh und fuhr durch die Stadt. Mein Pop hatte hier ein paar Leute gekannt, zum Beispiel einen Baseballer namens Archie Bissette, der am ersten Base für Socony gespielt hatte und außerdem einen Angelladen in Westerly besaß, wo er Köder und Haken und gefrorene Tintenfische für den Austernfisch verkaufte, und lebende Aale für den Streifenbarsch, den die Angler vor den Stränden von Green Hill und Misquamicut und Quonochontaug fingen. Ich fuhr in der Stadtmitte umher, wo ihr Kriegerdenkmal stand, aber ich wusste nicht mehr, wo Archie Bissettes Laden war, und eigentlich kam mir überhaupt nichts bekannt vor. Also fuhr ich zurück auf die malerische Route 1 und über die Grenze nach Connecticut.
Eine Brise wehte feucht und beständig vom Block Island Sound herein und fand mich. Falken hockten hoch oben auf den abgestorbenen Ästen einiger Eschen und starrten wie ich zu den verrückten Möwen hinauf, die laut schreiend ihre engen Kreise über uns zogen.
In einem Picknickwäldchen in Pawcatuck stieg ich ab und aß ein paar Bananen und einen Apfel und – nur weil er sich die Zeit genommen hatte, sie für mich zu kaufen – eine von Father Bennys Stresstabletten.
Und das ist jetzt eins dieser klaren Bilder.
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