Ungnade: Thriller (German Edition)
Schriftstück vor ihm auf dem Tisch und schubste es quer über die Platte auf Logan zu, der es gerade noch festhalten konnte, ehe es über die Tischkante hinweg und zu Boden segelte.
» Unser Standardvertrag. Baring Hawkes setzt ihn für uns auf.«
Zweifellos ein Name, der Eindruck schindete. Baring Hawkes war eine der bedeutendsten Londoner Anwaltsfirmen und gehörte zum magischen Kreis der Kanzleien mit einem Jahresumsatz von über einer Milliarde Pfund – die Seniorpartner brachten im Jahr mehr als eine Million nach Hause. Doch Logan hatte während seiner aktiven Zeit als Anwalt gelernt, dass es in jeder Firma solche und solche Partner gab. Große Namen beeindruckten ihn nicht mehr.
» Na schön.« Er setzte sich und begann in dem Vertrag zu blättern. » Geben Sie mir ein bisschen Zeit zum Durchlesen, dann werden wir uns hoffentlich einigen und die Sache zum Abschluss bringen.«
Leonard nahm die Stiefel vom Tisch, beugte sich in seinem Stuhl vor und legte die Hände flach auf die Tischplatte. » Unsere Bedingungen sind normalerweise nicht verhandelbar«, sagte er. » Schließlich bezahlen wir Baring Hawkes sehr viel Geld dafür– und die Kanzlei ist verdammt gut.«
Logan nickte zustimmend, sagte aber nichts und konzentrierte sich weiterhin auf den Vertrag. Aus einem der Köcher auf dem Tisch nahm er einen Kugelschreiber, um Anmerkungen zu notieren. Auch Cahill schien nicht in der Stimmung zu sein, Leonard entgegenzukommen, also ignorierte er dessen Einwurf und kam stattdessen auf den Auftrag zu sprechen.
» Können Sie mir erzählen, was genau vorgefallen ist?«, fragte er und sah Phil Hanson an. » Dann kann ich mir eine Vorstellung davon machen, wie groß die Gefahr ist.«
» Gewiss doch«, sagte Hanson. » Allerdings ist es nichts, was ich nicht allein in den Griff bekommen könnte, wie ich Mr Leonard bereits verdeutlicht habe.«
Leonard machte eine wegwerfende Handbewegung und lehnte sich wieder zurück. Offensichtlich herrschte zwischen den beiden Uneinigkeit über die Frage, ob ein zusätzlicher Sicherheitsdienst hinzugezogen werden sollte. Cahill ahnte, dass man Hansons Rolle in der Sache nicht unterschätzen durfte. Betrachtete man seine gepflegte Erscheinung und die sehr aufrechte Art, mit der er sich hielt, dann konnte man vermuten, dass Hanson einen militärischen Hintergrund hatte. Ehemalige Soldaten legten ihre alten Gewohnheiten nicht so leicht ab, und Cahill war bereit, Hanson zuzugestehen, dass er vielleicht kein solches Arschloch war wie Leonard.
» Okay«, sagte er, » aber wie sind Sie auf uns gekommen?«
» Sie sind uns von einem Geschäftspartner empfohlen worden«, sagte Leonard, ohne sich näher zu erklären.
» Und Sie benötigen den Personenschutz für eine Filmpremiere, wenn ich recht verstanden habe?«
» Korrekt«, antwortete Leonard. » Morgen Abend. Am Sonntag.«
» Phil«, sagte Cahill und wandte sich mit seiner Frage ostentativ nicht an Leonard, » erklären Sie mir doch bitte, warum Sie so besorgt sind.«
» Nun, es hat diese Woche angefangen. Wie Sie sich vorstellen können, bekommt Miss Byrne eine Menge Fanpost. Ihre persönliche Assistentin öffnet alle Briefe, um zunächst einen Blick auf sie zu werfen. Wenn ihr irgendetwas nicht ganz koscher vorkommt, lässt sie mich drüberschauen. Darunter sind allerhand zweideutige Angebote, aber das meiste ist entweder ziemlich erbärmlich oder einfach nur dreckig. Aber am Montag war etwas in der Post, das anders war als der übliche Mist– jedenfalls, was die sexuelle Komponente angeht.«
Logan hörte mit halbem Ohr zu, während er den Vertrag studierte, der überraschend ausgewogen und fair war. Er hatte sich ein paar Notizen gemacht und einige unakzeptable Klauseln durchgestrichen, aber im Großen und Ganzen bestand Hoffnung, dass die Angelegenheit schnell zu regeln sein würde.
» Und worum handelte es sich?«, fragte Cahill.
Hanson rutschte ein wenig auf seinem Stuhl hin und her. » Es war eine Barbiepuppe. Ihr blondes Haar war mit Ölfarbe schwarz gefärbt worden, die Farbe war sogar noch feucht. Die Brüste hatte man der Puppe ziemlich grob entfernt und sie dann mit roter Farbe beschmiert. Ich denke, sie sollte Blut darstellen. Außerdem lag ein Zettel dabei, mit einer alten Schreibmaschine hatte jemand ›Stirb, Schlampe‹ getippt.«
» Okay«, sagte Cahill, » die Drohung ist nicht gerade sehr explizit, aber sie hört sich nach einem kranken Hirn an. Gab es noch mehr?«
» Dienstag kam eine weitere
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