Unheimliche Begegnungen (German Edition)
Bauten und keinerlei Verwüstungen, die die magischen Winde verursacht haben könnten.
Sie näherten sich einem turmartigen Rundbau. Das Auffallende an diesem Gebäude war, dass es keine Fenster aufwies.
Nachdem einer ihrer Bewacher in einem gewissen Rhythmus gegen die Tür klopfte, wurde sie wie von Geisterhand geöffnet und sie betraten einen dunklen Flur.
„Ihr bleibt stehen, da wo ihr seid!“ Dieser befehlende Satz war der Erste, den sie von den bisher schweigsamen Begleitern vernahmen.
Obwohl sich die Augen der Dunkelheit inzwischen angepasst hatten, konnten sie kaum etwas erkennen, nur den Umriss des Soldaten, der mit ihnen wartete. Der andere war in einer Nebentür verschwunden.
Die Geduld der Verweilenden wurde nicht auf eine lange Probe gestellt, denn nach kurzer Zeit erschien wieder der Wachmann und befahl die Gefangenen in den Nebenraum. Auch hier herrschte fast vollkommene Dunkelheit. Sie bekamen eine Gänsehaut, als sie unerkennbar vor sich eine unheimlich klingende Stimme vernahmen: „Also ihr seid die Streuner, die sich abends noch vor dem Stadttor herumgetrieben haben.“
„Auf die Knie und zeigt Respekt vor dem Sanktor!“, befahl ein Begleiter und stieß Vinc mit dem Stiel einer Waffe ins Kreuz, so dass er ohne es zu wollen vor Schmerz auf den Knien landete.
Erschrocken ließen sich Tom und Vanessa freiwillig nieder, denn Vinc Schmerzenslaut ließ sie ahnen, mit welcher Wucht der Soldat zugeschlagen haben musste.
„Zunächst einmal möchte ich wissen, wer eure Eltern sind. Auch sie werden einer Strafe nicht entgehen. Euer eigenmächtiges Handeln gegen die Vorschrift unserer Stadt zeugt von einer schlechten Erziehung.“ Die Worte und auch die Stimme des Sanktor wurden eindringlicher.
„Wir sind nicht von hier, wir sind ...“ Vinc hinderte Tom am Weitersprechen, indem er ihm in die Seite puffte.
„Wir haben keine Eltern.“ Vinc fiel nichts Besseres ein.
„Also seid ihr Wegelagerer. Ihr stromert durch das Land. So ein Lumpenpack hat uns in Madison gerade noch gefehlt. Es wird Zeit, dass das Land von euch Gesindel befreit wird. Oder seid ihr gar Kinder der Geächteten und wollt es nicht zugeben?“ Das Organ des Sanktor wurde greller.
„Wer sind die Geächteten?“, wagte Vanessa zu fragen.
„Schweig!“, befahl die Wache neben ihr und gab ihr einen Stoß in die Seite, so dass sie gegen Vinc fiel. Vinc wollte aufspringen und Vanessa verteidigen, doch sie bemerkte sein unüberlegtes Vorhaben und hielt ihn davon ab, indem sie ihn am Arm festhielt.
„Du weißt nicht, wer die Geächteten sind? Das sind Aufständige, die gegen unseren Herrscher von Arganon und dem Regenten von Madison rebellieren.“ Er schwieg einen kurzen Augenblick, um dann fortzufahren: „Vielleicht seid ihr Spione? Ihr wolltet in die Stadt, um uns auszuspionieren.“ Er lachte in sich hinein, als er weiter sagte: „Die wenden alle Tricks an, diese Geächteten. Sie schicken Kinder, weil sie als harmlos erscheinen und nicht auffallen würden. Nur kennen sie wohl noch nicht die Regeln unserer Stadt. Das Verbot für Kinder, nach Sonnenuntergang noch vor den Toren zu sein.“ Seine Stimme klang dabei triumphierend, als habe er etwas Enormes geleistet, als er die Drei der Spionage bezichtigte.
„Nun, ich werde mir eine angemessene Strafe für euch überlegen.“ Er hatte sich so in die Idee gesteigert, Vinc, Vanessa und Tom seien Spione, dass er sie sogar danach bestrafen wollte. Er sagte deshalb in diesem Sinne: „Spione werden bei uns als Erwachsene behandelt, dabei wird eure Strafe auch so sein. Das Mädchen wird nicht mit dem Tod bestraft. Sie wird als Magd bei einer reichen Familie untergebracht. Dort wird sie als Strafe ein kärgliches Leben führen. Aber als Magd würdest du dir wünschen, tot zu sein.“ Er kicherte wieder, um dann zu schweigen. Es begannen unheimliche Minuten der Stille.
Warum war alles in Dunkel gehalten? Warum durften sie den Sanktor nicht sehen und welche Macht besaß er in Madison?
Diese Fragen gingen Vinc durch den Kopf, als sie auf ihr Urteil warteten, was eigentlich der Sanktor schon verkündet hatte. Tom und er würden zum Tode verurteilt und Vanessa zu einem Leben, wobei wohl der Tod das kleinere Übel wäre.
Aber warum schwieg der Sanktor? War er überhaupt noch im Raum?
Vinc sollte sehr bald die Antwort auf seine Fragen bekommen. Doch zunächst noch die unheimliche Stille. Er spürte einen leichten Luftzug, als würde jemand um ihn herumschleichen. Er dachte sogar, mit
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