Unheimliche Begegnungen (German Edition)
einer Gestalt in Berührung gekommen zu sein. So sehr er seine Augen anstrengte, die Finsternis zu durchdringen, desto mehr sah er eingebildete Schatten, die vor ihm tanzten. Oder waren es wirklich Silhouetten von Personen? Wieder eine Frage mehr.
Er meinte, sein Blut würde gefrieren, als er neben sich eine leise eindringliche Stimme vernahm. Sie wurde bei jedem Wort leiser. An der Stelle, wo vorher der Sanktor gestanden hatte, wurde sie wieder lauter.
„Ja, ich bin noch hier“, hörte er. „Du brauchst nicht zu reden, ich kann deine Gedanken lesen. Ich hatte geschwiegen, um geistig in dich dringen zu können.“
Also hatte sich Vinc nicht getäuscht, als er den Luftzug bemerkte. Der Sanktor suchte seine Nähe, um sein Werk erfolgreich auszuführen. Er musste den nahen Kontakt zu dem Objekt herstellen, über das er die geistige Macht erlangen wollte. Vinc hatte das Gefühl, er sollte sich diese Erkenntnis gut einprägen, denn er ahnte, sie irgendeinmal anwenden zu müssen.
Weiter drang das gruslige Organ durch die Dunkelheit: „Ich weiß, wer ihr seid und welchen Auftrag ihr habt. Wenn du auch nicht während meines Gedankenlesens daran dachtest, ich sehe auch die Gedanken, die im Verborgenen liegen. Die dein Gehirn gespeichert hat.“
Vinc horchte auf, als er das Wort gespeichert hörte. Was war vor ihm für ein Wesen? Es hörte sich an, als habe es Kenntnisse vom Computer, denn wie konnte es wissen, dass das Gehirn Speicherfähigkeiten besaß? Hier auf Arganon war der Lebensstandard, aber auch das Wissen, gleich dem des Mittelalters der Erde.
Er konzentrierte sich wieder auf die Stimme vor ihm, die ohne weiter auf seine Gedankenspiele einzugehen, sagte: „Ein Grund mehr, euch zu töten. Der Herr der dunklen Seite kann es nicht selbst übernehmen, was er mit der größten Freude tun würde.“ Der Sanktor lachte diesmal grell und laut, als wäre er der Teufel selbst.
Wieder gingen Fragen durch Vinc Gehirn. War die dunkle Seite die Hölle? Der Herrscher der Teufel? Könnte doch sein. Deshalb kann der Herr der dunklen Seite nicht herüber, weil der Eingang durch eine Kapelle führte und sie ein heiliger Ort ist. Diesen zu durchqueren würde nicht einmal der Teufel schaffen. Wie dem auch sei, jedenfalls schien dieser Umstand eine Rolle zu spielen. Egal, wer der Herr der finsteren Seite ist, der Satan oder irgendein anderes Wesen, er wurde daran gehindert, auf diese Hälfte zu kommen. Und an Teufel glaubte Vinc, der Junge aus dem Jahr zweitausend sowieso nicht. Diese Gedanken konnte Vinc haben, denn der Unheimliche schwieg wieder nach seinem Lachen. Vinc durchfuhr ein eisiger Schreck. Hatte der Sanktor diese Gedanken, die ihm soeben durch den Kopf gegangen waren, gelesen?
Entweder ignorierte er sie oder er hatte sie nicht wahrgenommen, jedenfalls sprach er in seinem gewohnten Ton weiter: „Der Herr der dunklen Seite kann nicht zu uns. Gewisse Umstände hindern ihn daran. Aber er hat Helfer jenseits seines Reiches. Sie werden immer zahlreicher. Jeder auf Arganon könnte einer von ihnen sein. Sie helfen, seine Macht zu stärken und bereiten den Weg vor, damit der Herrscher der dunklen Seite ganz Arganon beherrschen kann.“
Vinc dachte: ‚Das Klischee billiger Romane. Ein Böser, der die Welt beherrschen will.’
Ungeachtet Vinc Gedanken sprach der Sanktor weiter: „Ich sehe Verwirrtheit in deinen Sinnen. Das ist der Vorteil, wenn man Gedanken lesen kann, sie offenbaren die Wahrheit. Die Sprache formt nur die Worte, sie können anders sein als der Gedanke. Sie können lügen. Aber das Hirn denkt die Wahrheit. Und wie bereits gesagt, ich lese auch, was im Verborgenen deines Kopfes liegt.“
Es entstand wieder eine Zeit des Schweigens und Vinc spürte erneut einen Luftzug neben sich und er hörte eine Stimme flüstern: „Sag mir, wer schickt euch zur dunklen Seite?“
Nanu, dachte Vinc, ich denke, der kann verborgene Gedanken lesen?
„Ja, ich kann diese Gedanken lesen, aber der Name des Auftraggebers wird in deinem Gehirn blockiert.“ Wieder hatte das Wesen seine Gedanken durchschaut. Aber warum gab es die Schwäche zu, diesen Namen nicht zu erkennen? Wer blockiert den Namen dieser wichtigen Person?
„Denke an diesen Auftraggeber. Wer ist es? Denke ihn oder ich töte dich und deine Freunde sofort!“, klang es drohend in Vinc Ohr.
Vinc wollte seine Freunde retten und dachte an den Namen so intensiv, dass ihm fast schwindlig wurde.
„Man höre mein Urteil: Ich verurteile euch zum Tod, indem ihr
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