Unheimliche Begegnungen (German Edition)
einiges von dem Unkraut entfernt worden wäre. Irgendjemand musste hier tätig gewesen sein.
„Lass und einfach wieder umkehren!“, forderte Vanessa.
Vinc war über sie erstaunt, denn er kannte sie als ein tapferes Mädchen. Die Abenteuer auf Arganon hatte sie mit großem Mut gemeistert und jetzt scheute sie sich vor einer zerfallenen Burg. Auch Tom meinte, es wäre sowieso nichts zu sehen und stimmte seiner Schwester zu, wieder zurückzugehen.
„Ihr könnt ja heimgehen, aber ich möchte wissen, warum diese Burg auf der Zeichnung war“, sagte Vinc und aus seiner Stimme klang Trotz.
Er fing an, den Boden zu untersuchen, aber er kam zu keinem Ergebnis. Auch in den Mauerresten befand sich weder ein geheimer Eingang noch eine verborgene Nische.
Vinc gab nach etlicher Zeit resigniert auf.
„Habe ich dir doch gleich gesagt, dass hier nix ist“, sagte Vanessa. Vinc meinte, eine Erleichterung in ihrer Stimme zu hören. Bei Tom allerdings war sie deutlich zu vernehmen.
„Da iss nix, da wird nix, da gibt’s nix. Auf geht’s, an die Würstchenbude“, jubelte er.
Vinc musste zugeben, sich geirrt zu haben.
Unterwegs begegneten sie Jim. Sie hielten an, um mit ihm zu reden, doch er schien es eilig zu haben. Eigenartiger sahen sie ihn in Richtung der Burg radeln. Doch darüber machte sich nur Vinc Gedanken.
Sie kamen am Geschäft von Herrn König vorbei. Vinc hielt an, um sich die Auslagen anzusehen. Gewöhnlich waren auch Vanessa und Tom daran interessiert, was es Neues gab. Doch die beiden hielten sich in einiger Entfernung auf und waren nicht zu bewegen an das Schaufenster heranzukommen. Zunächst machte sich Vinc kein Kopfzerbrechen darüber, doch als sie nach mehrfacher Aufforderung nicht zu bewegen waren näher zu kommen, wunderte er sich doch sehr über ihr Verhalten.
Im Stadtpark angekommen, machten sie noch an ihrer Lieblingsstelle etwas Rast. Vorher hatte Vinc sein Versprechen wahr gemacht und Tom seine Bratwurst spendiert, aber um auch seinen Hunger zu stillen, ebenfalls sich und Vanessa eine ausgegeben.
Als er an das Wasser ging, fiel ihm ein, dass er ja noch das Pausenbrot hatte.
„Im Waldhaus hatte ich Kohldampf, da hätte ich es ja essen können. Nun, dann werde ich es an die Enten verfüttern“, meinte er. Da er wusste, dass es Vanessa mit einer ihrer Leidenschaften waren Enten zu füttern, lud er sie ein es gemeinsam zu tun.
Beim Füttern ereignete sich etwas, was Vinc große Zweifel aufkommen ließ. Die Sonne spiegelte den Baum im Wasser und auch seine Gestalt, nur die von Vanessa, die neben ihm stand, nicht. Er wollte sichergehen und trat neben sie auf die andere Seite, aber auch da keine Spiegelung im Wasser von ihr. Was sollte er tun? Sie darauf aufmerksam machen, sie damit erschrecken?
Er musste sichergehen. Er wusste, sie hatte immer einen Spiegel in ihrem Schulbeutel.
„Kannst du mir einmal deinen Spiegel leihen?“, fragte er sie.
Sie wollte schon in den Schulsack greifen, als sie hastig sagte: „Den habe ich daheim vergessen.“
Warum scheute, Vanessa Sachen, die sich spiegelten? Das Schaufenster, das Wasser im See, ihren Spiegel? Denn das sie ihn nie vergaß, das war sicher. Der hatte bisher nur den Schulsack verlassen, wenn sie sich darin betrachtet hatte. Daheim besaß sie ja genug.
Nun kam in Vinc ein furchtbarer Verdacht auf. War sie es überhaupt, seine geliebte Freundin?
Sie verabschiedeten sich anschließend. Obwohl er noch Vanessa den Vorschlag machte, dass sie gemeinsam etwas unternehmen könnten, lehnte sie ab.
Auch als Vinc Tom fragte, sagte dieser nur: „Habe keinen Bock drauf mit dir noch rumzuhängen.“
Eigentlich war Vinc gar nicht so ungehalten darüber, denn er wollte noch einmal allein zur Burg radeln. Dass hier etwas nicht stimmte, lag für ihn klar auf der Hand.
21.Kapitel
Vinc hatte seinen Schulbeutel nach Hause gebracht. Er sah dabei auf den Computertisch, an dessen Seite er den Schulsack lehnte. Er erblickte das Glasauge nicht mehr. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. So langsam glaubte er wirklich daran, dass ihm seine Sinne etwas vorgaukelten. Er kam zu der Überzeugung, unter irgendeinen Einfluss zu stehen, der ihn zum Wahnsinn treiben wollte.
Er schaute im Schulbehälter nach, ob die Augenbinde und der Kristall noch da waren. Mit Erleichterung stellte er die Anwesenheit fest. Er holte seine Umhängetasche und tat diese Gegenstände hinein, außerdem eine Taschenlampe und seine Digitalkamera. Er wollte Bilder von allem
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