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Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Titel: Unheimliche Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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Handgelenk, die an der Mauer befestigt war, sie hob flehend den freien Arm.
    „Hab Erbarmen! Lasst mich wieder hinauf, ich werde nichts verraten. Ich habe es euch doch schon versprochen.“
    „Fürchte dich nicht“, tröstete Vinc ihn. „Ich bin nicht gekommen, dich zu quälen.“
    Als der Unglückliche ihn sah, überkam ihm ein Lächeln.
    „Ein Engel in dieser grausamen Welt.“
    Vinc führte seinen Wasserbeutel an seine Lippen. Er musste längere Zeit schon dürsten, denn er sog die Flüssigkeit gierig in sich hinein. Er wollte den Beutel wegziehen, doch er umklammerte seine Hand mit einem kraftvollen Griff. „Nicht so fest!“, rief er unter Schmerzen.
    Während des Versuchs sich aus dem Griff zu lösen, hörte er ein Geräusch über sich, das sich in ihn eingeprägt hatte. Er vernahm noch einmal das Schieben einer Steinplatte, die den Ausgang vollständig verschloss und er hörte, dass sie auch wieder das Hindernis mit Steinen beschwerten. Und nun erkannte er auch seinen Fehler. Er sollte eines jämmerlichen Todes sterben.
    Da geschah etwas Dämonisches, Furchterregendes, Unerklärliches.
    Die jammernde Gestalt wurde größer und verwandelte sich in jenes Monster, das er am Salzsee begegnet war. Die Kette, an der es gefesselt war, bildete kein Hindernis mehr, es riss sie aus der Wand, sogleich entstand eine Öffnung, Wasser schoss in den Schacht.
    Vinc wurde durch den hereinschießenden Wasserstrahl, der gleich die Wirkung eines mit voller Stärke aufgedrehten Feuerwehrschlauchs, wenn man direkt vor ihm stand, hatte, zu Boden geschleudert.
    Er versuchte sich vergeblich aus der Klaue des Ungeheuers, das ständig wuchs, zu befreien.
    Es war ein verzweifelter Befreiungskampf. Vinc gelang es, das Messer aus dem Beutel zu holen. Er stach zu.
    Die Kette riss der Unhold aus der Wand und hielt sie in seiner Hand und er schlug mit ihr wild um sich. Flüssigkeit drang aus seiner Wunde und färbte das Wasser in ein schmutziges grün, denn wie er bereits schon einmal gesehen hatte, besaß das Untier kein Blut in üblicher Substanz.
    Vinc wusste, er war in eine Falle gelockt worden. Diese anfangs so bemitleidende Person entpuppte sich als Köder und wohl auch jetzt zu seinem Vollstrecker. Er und das Wasser sollten das vollenden, was die anderen nicht konnten. Ihn umbringen.
    Und wie es momentan aussah, war es von Erfolg gekrönt. Das Böse würde siegen.
    Er entging immer wieder knapp der Kette des tobenden Ungeheuers, indem sie sich duckte oder seitlich wegsprang.
    Wo war ein Ausweg?
    Das Wasser füllte mit beängstigender Geschwindigkeit den Raum. Es war nur eine Frage der Zeit, wann er nicht mehr stehen konnte, sondern schwimmen musste und wann er ertrinken würde. Auf alle Fälle spätestens, wenn das Wasser die Decke erreicht hatte.
    Doch auf einmal wurde er durch eine Strömung mitgerissen, die ihn seitlich wegzog. Durch den Druck der Wassermassen wurde die Wand links von ihm durchbrochen. Ein Eingang musste irgendwann einmal zugemauert worden sein. Wahrscheinlich war an der Stelle einst eine Tür, um in den Brunnen zu gelangen, vielleicht ihn reinigen zu können. Doch darüber machte er sich keine weiteren Gedanken, denn die überraschende rasante Wasserfahrt ließ ihn in Atemnot kommen.
    Ihm brannte die Haut. Wie die meisten Schwimmer öffnete auch er seine Augen unter Wasser, er wollte wenigstens die Richtung sehen, in die er getrieben wurde. Doch er schloss sie sofort wieder. Es war ihm, als habe irgendwer eine Handvoll Salz gegen die Pupillen geschleudert. Er konnte kaum den Schmerz unterdrücken. Nun merkte er es auch an den Lippen, wie es brannte. Dann wurde das Wasser heller und heller und nach kurzer Zeit befand er sich, von der Sonne geblendet, an der Oberfläche.
    Durch die geschlossenen Lider brannte der grelle Schein des Himmelskörpers, als wolle eine Macht ihn erblinden lassen, und würde mit Tausenden von Nadeln in die Augäpfel einstechen.
    Er konnte den Rand des Wassers oder was für Brühe es auch sein mochte, nur fühlen. Nachdem er genug harten Untergrund mit seinen Füßen ertastet hatte, merkte er, immer noch mit geschlossenen Augen, dass die Flüssigkeit unter ihm weniger wurde, bis er endlich auf festem, trockenem Untergrund stand.
    „Ich muss die Augen mit dem reinen Trinkwasser aus unserem Beutel auswaschen“, sagte er zu sich.
    Doch ihm kamen Bedenken, das kostbare Nass zu vergeuden.
    „Ich nehme zuvor noch einen Schluck, aber nur soviel, damit ich einen Rest für das Reinigen der

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