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Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Titel: Unheimliche Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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steilen Höhen hinein. Nach einiger Zeit teilte sie sich.
    Da war guter Rat teuer. Sollten sie rechts oder links gehen?
    Der Boden bestand aus wüstem Geröll.
    Sie verließen sich auf ihr Glück und wendeten sich nach rechts. Nach fünf Minuten hörte die Schlucht auf. Sie kehrten wieder um und gingen nach links. Dieser Weg schlug einen Bogen und teilte sich abermals. Sie gingen links und standen bald vor einer Felswand, die nicht zu erklimmen war, folglich wendeten sie sich wieder nach rechts. Dieser Weg stieg steil an und führte sie auf eine Felsplatte, die auf den anderen drei Seiten fast senkrecht in die Tiefe fiel.
    „Ich glaube, wir sind in die Irre gelaufen“, sagte Vanessa erschöpft und setzte sich auf einen großen Stein.
    „Hörst du nichts?“, fragte Vinc und lauschte in alle Richtungen.
    „Das kommt von da.“ Vanessa deutete zu dem Weg, auf dem sie herauf gekommen waren.
    „Bleib sitzen!“, befahl Vinc. Er eilte zu dem Getöse. Eine riesige Staubwolke verdeckte den Himmel und verfinsterte die Gegend.
    Er wagte sich nicht dichter an den Rand der Plattform, denn er konnte nicht sehen, wann der tödliche Abgrund begann, auch der Weg, den sie heraufgekommen waren, war nicht zu erkennen. Die Hauptmasse des Staubs ging direkt vor ihm nieder und versank in der Schlucht. Nur die feinen Partikel kamen langsamer herab und brachten ihn zum Husten. Er schloss die Augen, um nicht den Dreck hineinzubekommen.
    Nachdem sich der Schmutz gesetzt hatte, konnte er klarer sehen und auch näher an den Abgrund gehen. Das, was er nicht sah, machte ihm Sorgen. Er erblickte nicht mehr den Pfad, der sie nach unten führen könnte. Dieses fürchterliche Getöse war nur entstanden, als der Weg wegbrach.
    Sie waren Gefangene auf der Plattform.
    Er ging verzweifelt zurück zu Vanessa, um ihr die Hiobsbotschaft mitzuteilen.
    Sie nahm es gefasster auf, als er es erwartet hatte.
    Das Plateau war nicht groß im Umfang, sodass Vinc nicht lange brauchte, es abzusuchen.
    Er wollte sehen, ob noch ein weiterer Pfad nach unten führte. Einige Male, an denen er sich zu nahe an den Rand wagte, löste sich Geröll unter seinen Füßen und er drohte abzurutschen. Er konnte sich immer wieder durch einen Sprung nach hinten retten.
    Nach seiner Rückkehr setzte er sich neben Vanessa und umarmte sie. Er spürte ihr Zittern und fragte sie, ob sie Angst habe.
    „Mir ist es nur kalt“, antwortete sie.
    Jetzt merkte auch Vinc die Kälte an seinen unbedeckten Händen. Sein Anzug schien die Temperaturen noch auszugleichen. Er drückte sie noch fester an sich, um sie mit seiner Körperwärme zu schützen.
    Es dunkelte allmählich.
    Was aber sollte werden? Sie hatten keine Nahrung. Es gab keinen Weg mehr nach unten und das Plateau war nur nacktes Gestein.
    Als es noch mehr dunkelte, sahen sie plötzlich am Himmel einen riesigen Schatten.
    Sie hörten Schnaufen, Schnauben und Flügelschläge. Ein Vogel mit überdimensionalen Ausmaßen schien auf die Plattform zuzufliegen.
    Wo sollten sie hin?
    Sie spürten bereits den Wind seiner Flügel. Er wurde immer stärker und drohte die beiden hinabzuwehen.
    In einer gewissen Höhe spreizte das überdimensionale Flugtier seine Flügel und segelte wie ein Adler, der Beute im Feld erspäht hatte, kreisend über dem Plateau.
    Vinc umschlang seine Freundin fester, um sie vor den bereits sichtbaren, todbringenden Krallen zu schützen. Er flüsterte ihr ins Ohr, sich ruhig zu verhalten und nicht zu bewegen.
    Er rechnete damit, dass, das Tier vielleicht nicht die Augenschärfe eines Adlers hatte oder sie durch ihre Regungslosigkeit als einen Teil des Geländes ansah.
    Sein ewiges Kreisen zeugte davon, dass hier Aufwinde herrschen mussten, die das Schweben ermöglichten, denn als er bereits schon etliche Zeit seine Runden gedreht hatte, brauchte er nicht einen einzigen Flügelschlag, um seine Flugbahn zu korrigieren.
    Es wurde für die beiden zu einer langen Geduldsprobe, die allmählich nicht nur die Nerven zermürbte, auch die starre Haltung machte ihre Glieder zu schmerzenden Körperteilen.
    Warum kam er nicht herunter und stürzte sich auf seine Beute?
    Oder gehörte es zu einem Ritual, seinen Fang zu verunsichern, jede Flucht durch lähmende Angst zu verhindern?
    Unerwartet verschwand er und der Himmel sah friedlich aus.
    Trotzdem traute Vinc nicht dieser Friedfertigkeit. Ein inneres Gefühl warnte ihn, aufzustehen, in die Nähe des Felsrandes zu gehen, um nach dem Vogel zu schauen. Er hätte zu gerne gewusst,

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