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Unschuldig

Titel: Unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
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unerschütterliche Gewissheit, dass Manuel lebte.
    Erneut sprang sie auf, ging zu Herbert und fragte: »Glaubst du auch, dass Manuel noch lebt?«
    »Sicher.«
    »Wir sollten die Medien doch einbeziehen.«
    »Ich denke, er hält ihn irgendwo versteckt. Früher oder später wird jemandem auffallen, dass ein Erwachsener plötzlich mit einem Kind lebt, das nicht sein eigenes ist.«
    »Das hat die Presse schon alles verbreitet. Sein Foto war überall zu sehen. Der Täter muss Manuel versteckt halten. Aber wir haben immer noch eine neue Information. Auf die werden sie wild sein«, sagte Paula.
    »Was meinst du?«
    »Die Enthüllung, dass Manuels Kidnapper der Optiker ist.«
    »Was soll das bringen?«
    »Er hat zwei Filmleute umgebracht, er ist mit dieser Szene vertraut. Film heißt SEHEN – ohne Augen kann man keinen Film sehen. Er hat irgendetwas mit Film und Sehen zu tun. Man spricht ja auch vom Auge der Kamera. Er ist ein Irrer, aber einer, der sich eine absurde Theorie über Filme und Augen zurechtgelegt hat!« Paula redete sich mehr und mehr in Rage: »Wir stecken fest und brauchen einen neuen Blick auf den ganzen Fall: Also gehen wir jetzt mit der bisher zurückgehaltenen Information an die Öffentlichkeit, dass Manuels Entführer der Optiker ist. Das bringt uns eine ganz neue Aufmerksamkeit in der Bevölkerung. Irgendjemand muss doch irgendetwas gesehen haben.«
    Herbert nickte. »Ich organisiere das mit der Presse.«
     
    Erleichtert stellte Paula sich ans Fenster und starrte hinaus. Was konnten sie jetzt noch unternehmen? Sie würde Sandra auch endlich die ganze Wahrheit über Manuels Entführer sagen müssen, bevor sie es aus den Medien erfuhr.
    Als Herbert wenig später zurückkam, sah er zufrieden aus: »Die Reaktionen sind fulminant. Die Medien wollen es gleich bringen, aber ich habe sie auf siebzehn Uhr geschoben.«
    »Danke«, sagte Paula und warf sich vor, die Sache auch mit Jonas nicht abgesprochen zu haben. Vielleicht konnte er nicht zu Hause sein, aber Sandra brauchte auf jeden Fall kundige Betreuung, wenn die neue schreckliche Nachricht gebracht würde. Sie rief Jonas sofort an und hatte Glück. Er könnte die Klinik gegen vier verlassen und sich um Sandra kümmern, versicherte er.
    Dann ging sie zu Tommi, der ungeduldig auf der Tastatur seines Computers herumhackte, und bat ihn, noch einmal alle Listen miteinander abzugleichen, auf denen alle Angehörigen, die Teammitglieder, Freunde und Bekannte der bisherigen Opfer festgehalten waren.
    »Die Frage ist: Fällt uns irgendjemand ein, den wir noch befragen sollten? Irgendwen, den wir bislang übersehen haben?«
     

42
    K aum hatte Paula die letzten Journalisten bei der Pressekonferenz, denen sie mit besonderem Charme und viel Diplomatie begegnet war, persönlich verabschiedet, klingelte ihr Handy. Es war Jonas. Paula hatte den Anruf erwartet, denn die Pressekonferenz war live im Fernsehen übertragen worden.
    Jonas erklärte ihr, in welchem Zustand Sandra gewesen war, als er nach Hause kam.
    »Was?«, fragte Paula verblüfft. »Sie hat angetrunken die ganze Wohnung geputzt?«
    »Sie hat auch Essen gemacht, und zwar für Manuel mit«, sagte Jonas.
    Paula spürte ihr Herz heftig gegen die Rippen pochen.
    »Aber sie war bereit, sich eine Beruhigungsspritze geben zu lassen. Danach war sie ganz zugänglich. Allerdings hat sie darauf bestanden, dass wir uns zusammen die Pressekonferenz ansehen, und letztlich alles erstaunlich gefasst aufgenommen«, beruhigte er Paula. »Wir haben noch darüber gesprochen, dass es ziemlich unwahrscheinlich ist, dass der Täter Manuel gekidnappt hat, um ihm die Augen zu entfernen oder ihm überhaupt etwas anzutun. Häufig verhalten sich ja selbst sehr grausame Menschen Kindern gegenüber völlig anders. Dieser Gedanke schien sie wenigstens ein bisschen zu beruhigen.«
    »Warum hast du sie überhaupt die Konferenz sehen lassen?«
    »Ich denke, sie muss sich einfach mit den Fakten vertraut machen. Es bringt nichts, wenn wir sie von allen Informationen abschirmen. «
    Paula war immer noch nicht damit nicht einverstanden, aber jetzt war es ohnehin zu spät. Natürlich hatte das Verschwinden von Manuel bei Sandra entsetzliche Angstzustände ausgelöst, die Jonas durch hohe Dosen Valium zu dämpfen versuchte, aber die neuesten Erkenntnisse würden dieser Angst eine völlig neue Dimension verleihen.
    Ihr Zusammenleben zu dritt und ohne Manuel hatte etwas Surreales. Sandra hatte ihr gestern noch in der Küche erzählt, sie wate

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