Unter dem Vampirmond 04 - Schicksal
» Ist zwischen uns alles in Ordnung?«
» Ja, alles ist okay.« Ich lächelte ihn an.
» Gut.« Er schlang seine Arme um mich, und ich schmiegte mich, den Kopf an seine Brust gelehnt, eng an ihn. » Du hast in letzter Zeit ziemlich harte Umgangsformen.«
» Was meinst du damit?«
» Wie du Daisy von Bobby weggezogen hast. Das war ziemlich taff.« Er grinste. » Du kannst jetzt wirklich allein auf dich aufpassen. Dafür brauchst du mich nicht mehr.«
» Mag sein. Und trotzdem brauche ich dich.« Lächelnd umarmte ich ihn noch fester. » Auf andere Weise.«
Ezra und Mae hatten in ihrem ehemaligen Zimmer miteinander gesprochen. Nun hatte nur Ezra den Raum verlassen und betrat die Küche. Ohne Jack und mich eines Blickes zu würdigen, blieb er dort eine Weile schwer atmend stehen, hielt die Arme gerade nach unten gestreckt und ballte und spreizte die Hände im Wechsel.
» Ist alles okay?«, fragte ich und löste mich von Jack.
» Sie brauchen einen Ort, wo sie bleiben können«, sagte Ezra, ohne aufzublicken. » Hier können sie nicht bleiben. Wir haben weder den Platz noch …« Ezra schluckte. » Ich muss gehen. Passt auf, dass hier nichts passiert.«
» Okay?«, sagte ich in fragendem Ton, doch Ezra verließ ohne ein weiteres Wort das Haus, offenbar um eine Lösung für das Problem zu finden. Ich sah zu Jack auf. » Hast du mit Mae gesprochen?«
» Nicht wirklich«, sagte er kopfschüttelnd. » Sie hat hauptsächlich mit Ezra gesprochen, seit sie hier ist. Ich habe ihr auch nicht viel zu sagen.«
» Du kannst doch nicht immer noch sauer auf sie sein, oder?« Er zuckte mit den Schultern und ging zur Terrassentür hinüber, wo Matilda bellend um Einlass bat.
» Das bin ich nicht.« Kaum hatte Jack die Tür geöffnet, stürmte Matilda herein und schüttelte den Schnee aus ihrem Fell. Jack blieb an den Türrahmen gelehnt stehen und drehte gedankenverloren den Knauf hin und her, während eine eisige Brise in den Raum wehte.
» Wieso redest du dann nicht mit ihr?«, fragte ich.
» Es ist nicht so, dass ich ihr aus dem Weg gehen würde oder so.« Er starrte nach draußen und zuckte mit den Schultern. » Und ich bin ihr auch nicht mehr böse, weil sie mich damals fast getötet hätte. Darüber bin ich hinweg. Es sind vielmehr die Lügen und die Geheimnistuerei … Aber nicht einmal deswegen bin ich wütend.« Er seufzte, als ringe er um die richtigen Worte. » Sie ist einfach nicht die, für die ich sie gehalten habe.«
» Ach, komm schon, Jack. Sie ist dieselbe, die sie immer war. Sie möchte niemanden verletzen.« Ich näherte mich ihm und tätschelte Matilda, als sie zu mir herkam.
» Ja, ich weiß, und ich auch nicht. Aber das gibt mir nicht das Recht zu lügen und zu tun, was ich will.« Er sah mich düster an. » Ich hatte sie immer für so selbstlos gehalten, aber sie war in vielen wichtigen Dingen einfach nur egoistisch. Nicht nur mit ihren Lügen, was mich angeht, sondern auch Daisy und Ezra gegenüber.« Er schüttelte den Kopf. » Was sie Daisy angetan hat, ist unverzeihlich.«
» Denkst du das wirklich?«, fragte ich leise.
» Ja. Aber sie kann sich glücklich schätzen, dass diesmal nicht ich derjenige bin, der ihr verzeihen muss«, sagte Jack. Matilda sprang an ihm hoch und er kraulte sie am Kopf. » Sobald Daisy alt genug ist, zu begreifen, was Mae mit ihr getan hat …« Er pfiff kopfschüttelnd.
» Wo ist Mae?«, fragte ich.
» Sie müsste noch in Ezras Zimmer sein. Warum? Willst du mit ihr reden?«
» Ja, ich möchte sehen, wie es ihr nach alledem geht und was ihrer Meinung nach zu tun ist. Niemand sonst scheint ja eine Idee zu haben.«
» Gut.« Er nickte kurz, doch ich konnte nicht erkennen, was er fühlte. In letzter Zeit waren seine Gefühle für mich unergründlich, als würde er sie so tief in sich verstecken, dass ich keinen Zugang zu ihnen hatte. » Ich bin draußen mit Matilda.« Als er zur Tür hinausging, folgte ihm der Hund auf den Fersen, obwohl er gerade erst hereingekommen war.
Auf dem Weg zu Ezras Zimmer hatte ich das Gefühl, mich einer Fremden zu nähern. Ich hatte Mae erst vor wenigen Wochen gesehen, doch mein Besuch in Australien war wenig freundschaftlich verlaufen. Es war Monate her, dass sie hier gewohnt hatte, und es war seltsam, sie leise vor sich hinsingen zu hören.
Die Schlafzimmertür stand einen Spaltbreit offen und ich drückte sie etwas weiter auf und spähte hinein. Mae hatte das Bett gemacht und war gerade dabei, die Kissen aufzuschütteln. Ezra war
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