Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)
der Sonnenschirm?«
»Der ist schon im Wagen«, rief Amanda ihm hinterher und wischte sich den Schweiß von der Stirn, während sie nochmals in den Kühlschrank schaute, um zu sehen, ob sie auch nichts vergessen hatte. Am Morgen hatte sie einen Nudelsalat gemacht, und während Hannah über ihren Brummschädel stöhnte, richtete Amanda noch schnell einen grünen Salat und einen Waldorf-Salat an. Das musste reichen, beschloss sie. Das Dessert war für den Abend gedacht, wenn sie wieder zurückkehrten.
»Adrian ist da«, rief Jonno von draußen.
Amanda sah durch das Fenster Adrians Wagen, der neben dem Pick-up in einer Staubwolke zum Stehen kam.
»Jonno! Frohe Weihnachten! Schön, dich zu sehen.« Amanda beobachtete, wie Adrian ausstieg und Jonno die Hand schüttelte. Sie konnte an seinem breiten Lächeln ablesen, dass er sich aufrichtig freute, Jonno wiederzusehen.
»Hallo, Adrian.« Hannah hüpfte die Verandastufen herunter und küsste ihn zur Begrüßung auf die Wange. »Frohe Weihnachten.«
»Das wünsche ich dir auch, Hannah. Du siehst wie immer bezaubernd aus.«
»Frohe Weihnachten.« Amanda kam jetzt auch die Verandastufen herunter und umarmte Adrian zur Begrüßung.
»Die Geschenke sind hinten im Wagen.« Adrian ging zu seinem Auto und öffnete die Hecktür.
»Geschenke?«, rief Amanda. »Am besten, wir lassen sie hier und packen sie später aus. Ich kann es kaum erwarten, an den Strand zu kommen und mich in die Wellen zu stürzen. Was ist mit euch? Rinnt euch nicht auch der Schweiß aus allen Poren?«
»Allerdings!«, antwortete Jonno. »Lasst uns losfahren.«
Als sie den verwaisten Strand erreichten, wusste Amanda, dass sie eine gute Wahl getroffen hatten. Die Wellen liefen sanft aus, der weiße Sand schimmerte in der Hitze, ein Möwenschwarm flog kreischend durch die Luft, und ein Seeadler glitt lässig hoch oben am Himmel dahin.
Unter fröhlichem Geschnatter stiegen sie aus dem Wagen, Jonno mit einem Bier in der Hand, während Adrian sich eine neue Dose aus der Kühlbox nahm.
Nachdem sie ihr Lager aufgeschlagen hatten, setzten sie sich unter den Sonnenschirm und plauderten, bis Amanda beschloss, schwimmen zu gehen. Als Hannah ihr den Rücken eincremte, katapultierte der Geruch der Sonnenmilch Amanda zurück in ihre Kindheit. Ihre Eltern hatten sie früher zum Schwimmunterricht am Stadtstrand gebracht, wo die Kinder bei Regen und Sonnenschein ins Wasser gescheucht wurden und lernten, den Elementen zu trotzen und nicht unterzugehen. An manchen Tagen war es so kalt, dass Amanda mit klappernden Zähnen, blauen Lippen, Gänsehaut am ganzen Körper, aus dem Wasser kam und von ihrer Mutter schnell in den Wagen verfrachtet wurde, bevor sie mit ihr zu einem kleinen Café im Küstenvorland sauste, wo sie Pommes frites mit Ketchup aßen und heiße Schokolade tranken. Unerwartet stiegen Amanda Tränen in die Augen, und sie versuchte, den Kloß in ihrem Hals herunterzuschlucken.
»Danke, Han«, sagte sie, sprang auf, lief rasch zum Wasser und stürzte sich hinein, um ihre Emotionen wegzuwaschen.
Sie ließ sich auf dem Rücken treiben, und während sie den leuchtend blauen Himmel betrachtete, dachte sie, wie glücklich sie sich schätzen konnte. Sie hatte sehr schöne Erinnerungen an ihre Kindheit, gute Freunde, eine Farm, die schwarze Zahlen schrieb, und Adrian. Sie wusste nicht, als was sie ihn bezeichnen sollte. Er war nicht wirklich ihr Partner – sie hatten sich immer noch nicht geküsst –, aber …
Sie prustete erschrocken, als plötzlich etwas ihren Fuß packte und sie unter Wasser zog. Sie strampelte wild, bis sie Boden unter den Füßen spürte und sich nach oben abstieß. Sie tauchte auf, schnappte nach Luft und drehte hektisch den Kopf. Dann entdeckte sie Adrian, der sie angrinste.
»Hey! Du hast mir einen Riesenschreck eingejagt!« Sie schwamm zu ihm hinüber und versuchte, ihn unter Wasser zu drücken. Hannah kam dazu und stützte sich mit beiden Händen auf Adrians Schulter, um ihn unterzutauchen. Das laute Kreischen und Gelächter lockten Jonno unter dem Sonnenschirm hervor, der nun Adrian zu Hilfe kam.
Inmitten des Gerangels hatte Amanda kurz das Gefühl, als würden fremde Lippen ihren Mund streifen. Aber als sie prustend wieder auftauchte, lieferten sich die anderen drei ein kleines Stück entfernt eine wilde Wasserschlacht. Amanda wusste nicht, ob sie es sich einbildete oder ob tatsächlich jemand versucht hatte, sie unter Wasser zu küssen.
Kapitel 24
Herbst 1936
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