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Unter Tage

Unter Tage

Titel: Unter Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Werbung, die kostspieligen Feldzüge: Flugblätter, Zeitungsanzeigen, vierfarbig und im Großformat, TV-Spots in den populärsten Reihen, Luftballons, Fähnchen, Wimpel, Anstecknadeln, Plakate, Freikarten, Bestechungs- und Trinkgelder! – Robert, das sind Summen, die wir uns kaum vorstellen können!«
    DeBorre räusperte sich. »Worauf wollen Sie eigentlich hinaus, Nat?« fragte er schroff. »Habe dieses Drehbuch bereits zweimal umgeschrieben und …«
    »… Ihr Honorar hat sich verdoppelt …«
    »… und es geht gegen mein künstlerisches Empfinden, mein Werk ständig neu zu deformieren!«
    Fletcher wirkte erstaunt. »Aber Marcel! Robert! Sie mißverstehen mich! Das Drehbuch ist hervorragend! Spannend, packend psychologisch dicht, ganz so, wie die Leute es lieben! Sie werden sehen«, prophezeite er, »Ihre Namen werden nach der Premiere in aller Munde sein! Ich höre schon die phantastischen Kritiken:
    Ein neues, ergreifendes Science Fiction-Epos!
    Science Fiction, wie sie sein sollte!
    Oder: Leute von heute erkennen die Sorgen von morgen!«
    Fletcher befeuchtete seine Lippen. »Leute von heute …«, flüsterte er. »He! Das ist er! Das ist der Spruch! Marcel, ich könnte Sie küssen!«
    DeBorre rutschte hastig tiefer in die Couch und beäugte Fletcher mit wachsendem Mißtrauen. »Warne Sie, Nat! Habe noch nie …« .
    Fletcher ignorierte ihn und kritzelte etwas auf seinen Notizblock. »Keine Sorge, Marcel. Ich bin nicht pervers. Aber dieser Spruch … Seit Wochen schon suche ich nach einem zündenden Slogan!« Mit einer eleganten Handbewegung warf er den Schreibstift zurück auf die Tischfläche und lächelte zufrieden. »Nun, endlich habe ich ihn gefunden! Leute von heute … Umwerfend, einfach genial! Warten Sie ab, warten Sie nur ab! Das bringt uns mindestens … nun, eine ganze Menge mehr, als wir bisher annahmen!«
    Trusk pochte abwesend mit den Fingerknöcheln gegen die dicke Fensterscheibe und drückte seine Nase an dem kühlen Material platt. »Sie haben uns noch nicht gesagt, was Sie von uns wollen, Nat«, erinnerte er. »Ich weiß, ich weiß, die Filmmusik ist noch nicht fertig, aber dafür sind nicht wir verantwortlich. Wenden Sie sich an diese Horde glatzköpfiger Gitarrenrowdies, die Cornings in einem Anfall frühzeitiger Alterssenilität verpflichtet hat.«
    »Ah!« machte Fletcher. »Sie meinen die Last Message Before We’re Flippin’ Out, eh? Nette Burschen, obwohl das, was sie Musik nennen … Nun, mir gefällt sie auch nicht besonders, das heißt, sie ist schauderhaft; ich ziehe Gallagher oder Eric Burdon vor, aber was will man machen? Man muß mit der Zeit gehen, nicht wahr? Schließlich leben wir nicht mehr in den siebziger Jahren, oder? Und wenn Sie mich als Geschäftsmann fragen … Zumindest haben die Burschen im letzten Jahr über … nun, mehr Dollars verdient, als wir beide in unserem ganzen Leben, und die Jugend ist ganz wild auf sie.«
    »Aber wo bleibt die Komposition?«
    Fletcher zuckte die Schultern. »Da bin ich überfragt. Vielleicht ein Engpaß auf dem Marihuanamarkt? Ich hörte, die fünf komponieren nur angetörnt.«
    »Nat«, begann deBorre mit erzwungener Freundlichkeit, »sagen Sie endlich …«
    »Diese Ungeduld!« Fletcher breitete wie ein gerupfter Geier die Arme aus. »Und ich dachte bisher, diese hektische Gesinnung gäbe es nur bei uns in der Werbebranche, aber offenbar …«
    »Nat!«
    »Bitte, drängen Sie mich nicht, Marcel! Ich habe genug um die Ohren! Die Sensikampagne raubt mir noch den letzten Schlaf, ich stehe kurz vor einem Nervenzusammenbruch, von meinen Magengeschwüren will ich gar nicht reden, und dann kommen Sie und …« Er stieß pfeifend die Luft aus der Lunge. »In Ordnung. Kommen wir endlich zum Thema. In zehn Minuten ist Mittagspause, und wir vertrödeln unsere Zeit mit Klatsch und sinnlosen Fragen. Ich kann mir nicht leisten, untätig zu sein, auch wenn Sie beide alte, liebe Freunde von mir und Steve Cornings sind, aber es geht eben um … nun, um einen Haufen Geld! Also, Robert, Marcel! Ich will es kurz machen! Wir haben mit rund einem Dutzend Firmen Kooperationsverträge geschlossen. Sie bezahlen die Kosten der Werbekampagne und die Umbauten in den Lichtspielhäusern, und wir verpflichten uns, ihre Produkte in unseren Sensifilmen gebührend zu beachten. Das ist alles. Unter uns gesagt« – Fletcher sah sich nach allen Seiten um, als befürchte er, belauscht zu werden –, »für Sie beide springt auch noch … nun, genug heraus, daß Sie

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