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Unter uns Pastorentoechtern

Unter uns Pastorentoechtern

Titel: Unter uns Pastorentoechtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Secombe
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Thomas, Bacchalaureus Artium und Sprengeldekan: „Hat jemand eine Anmerkung?“
    Wäre einer von uns schwachsinnig genug gewesen, etwas zu sagen, so hätte ihn ein vorzeitiger Tod ereilt.
    „Danke“, sagte der Sitzungsleiter mit dem gleichen Atemzug, mit dem er auch die Frage gestellt hatte. Er rieb sich die Hände vor dem Feuer. „Nun denn, auf zu Tee und Keksen.“
    Das war das Signal zum Erwachen für unseren schlafenden Amtsbruder. Wie Rip van Winkle erwachte er wieder zum Leben, streckte die Arme und setzte sich aufrecht hin. Er sah mich quer durch den Raum hindurch an, als hätte er mich noch niemals gesehen.
    „Sind Sie der Referent?“ fragte er.
    Der Dekan schaltete sich ein.
    „Nein, Mr. Hughes“, sagte er. „Dies ist der Reverend Seagrove, der neuerdings in Pontywen ist.“
    „Wieso? Was ist denn mit Llewellyn los?“ erkundigte sich Rip van Winkle.
    Die Geduld des Dekans ermüdete allmählich.
    „Nichts ist mit Llewellyn los. Dies ist sein neuer Vikar“, sagte er scharf.
    „Ach so !“ sagte Mr. Hughes. „Ist der Tee fertig?“
    „Ich denke, junger Mann, es wäre gut“, sagte der Dekan, ohne auf Hughes zu achten, und legte mir den Arm um die Schultern, „wenn Sie die Lektüre des neuen Buches eröffnen, indem Sie das erste Kapitel übernehmen. Sie sind besser auf dem laufenden als die anderen Kollegen.“
    Da zwei der „Kollegen“ alt genug waren, um mein Urgroßvater zu sein, war das kein großes Kompliment.
    „Danke, daß Sie mich darum bitten, Herr Dekan“, sagte ich. „Ich habe meinen Abschluß in Geschichte gemacht, und da das Buch die frühe Kirchengeschichte behandelt, bin ich sehr daran interessiert.“
    „Gut, gut“, sagte er. „Falls Sie die drei Shillinge und sechs Pence jetzt nicht bei sich haben, wird Mr. Williams-Evans sie beim nächsten Treffen von Ihnen kassieren. Wir haben Kredit, wissen Sie. Mr. Williams-Evans, würden Sie Mr. Seagrove das Buch überlassen? Mr. Morris, würden Sie die Shillinge für den Tee einsammeln?“
    Er zog seine Taschenuhr aus der Weste und warf einen langen, forschenden Blick darauf, als hätte er eine kostbare Perle vor sich.
    „Ein Abschiedsgeschenk von meiner letzten Gemeinde“, sagte er zu mir. „Das ist siebenundzwanzig Jahre her. So etwas findet man heute nicht mehr. Wo bleibt diese Frau mit unserem Tee und den Keksen?“
    Er öffnete die Tür und bellte in den leeren Korridor hinaus:
    „Wir sind fertig, Mrs. Matthews!“
    Während der Widerhall seines Gebrülls verklang, ertönte ein gewaltiges Klirren von Porzellan und Metall. Manche Sopransängerinnen können mit einem hohen C ein Glas zerspringen lassen. Offenbar konnte der Dekan mit seiner Stimme eine Ladung Teetassen über mehrere Meter hinweg und durch zwei Ziegelmauern hindurch zerschmettern.
    Mr. Morris ließ die drei Shillinge fallen, die er bisher eingesammelt hatte, und Mr. Williams-Evans Koffer fiel ihm von den knochigen Knien, so daß sich die Bücher aus Cardiff auf dem Fußboden verteilten.
    „Klingt, als ob etwas passiert wäre“, sagte der Gartenzwerg. Es war seine erste Äußerung an diesem Nachmittag.
    „Hören Sie auf, das Geld einzusammeln, Mr. Morris“, befahl der Dekan. „Vielleicht hat sich das mit unserem Tee erledigt. Ich gehe mich erkundigen.“
    Im Nu war er wieder da.
    „Ich fürchte, das war’s“, verkündete er. „Die Tassen sind kaputt, und die Kekse ebenso. Vielleicht haben wir nächstes Mal mehr Glück. Ich erkläre diese Sitzung für geschlossen.“ Es dauerte eine Minute, Mr. Hughes zu wecken, der wieder eingeschlafen war. Ein paar Minuten später hatten wir das Bull Inn verlassen, wo Mrs. Matthews die Scherben aufsammelte und dabei die Kosten überschlug, die es ihr verursachte, die Geistlichkeit zu bewirten.

10
     
     
    „Hier ist ein Brief für Sie“, sagte Mrs. Richards. Außer der wöchentlichen Epistel von meinen Eltern und dem gelegentlichen Rundschreiben der Fachhandlung für Klerikerbedarf war ein Brief ein seltenes Ereignis.
    Dieser steckte in einem schmutzigen Umschlag und war an „Reverend R. F. Secombe, M.A.“ adressiert. Für jemanden, der lediglich B.A. war, deutete das darauf hin, daß der Absender entweder eine Schmeichelei beabsichtigte oder das Klerikerverzeichnis zu oberflächlich gelesen hatte.
    Innen befand sich ein noch schmutzigerer Bogen Notizpapier von einem galligen Gelb wie bei den Blöcken, die man auf den Kassentresen bei Woolworth findet. Der Briefkopf lautete: „Pfarrhaus Abercoed, Abercoed,

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