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Unter uns Pastorentoechtern

Unter uns Pastorentoechtern

Titel: Unter uns Pastorentoechtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Secombe
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herzliche Danksagung an unseren jungen Freund weitergeben, der heute abend einen so weiten Weg hierher gemacht hat. Ich hoffe, ihr werdet auf das hören, was er zu sagen hat, und die Motten aus euren Geldbeuteln lassen.“
    Nach einer solchen Einleitung hatte ich das Gefühl, daß alles, was ich zu sagen hatte, überflüssig geworden war. Die Gemeinde hatte mehr Interesse daran, Süßigkeiten untereinander weiterzureichen, als an irgendeiner Predigt. Mindestens zwei sahen schon auf die Uhr, nachdem ich erst fünf Minuten auf der Kanzel gestanden hatte. James Podmore saß da und starrte die Gemeinde finster an. Schließlich stand er auf: „Hört euch an, was der junge Mann sagt!“
    Hätte ich irgendwie von der Kanzel entkommen können, so hätte ich es liebend gern getan. Alle Köpfe wandten sich gleichzeitig mir zu. Ich begriff, wie Daniel sich in der Löwengrube gefühlt haben mußte. Ja, die Löwen wären mir sogar lieber gewesen als diese ländliche Gemeinde. Während des Restes meiner Predigt hob ich nicht mehr den Kopf, doch ich registrierte eine weitere „herzliche Danksagung“, diesmal an „unseren jungen Bruder“.
    Während der Kollekte wurden Umschläge auf die Teller gelegt. Die Reaktion auf den Gabentagsappell blieb bis nach dem Gottesdienst verborgen. James Podmore konnte es nicht erwarten, bis die Kirchenvorsteher die Umschläge öffneten. Er befühlte jeden der braunen Papierbehälter, ob sich ein Schein oder Münzen darin befanden. Nach jeder Untersuchung machte er „Ts, ts“ für die Münzen und „Ah!“ für die Scheine. Es gab neunmal „Ts, ts“ und dreimal „Ah!“.
    „Sieht besser aus als letztes Jahr“, verkündete er, „da war es nur ein Schein.“
    Die Kirchenvorsteher traten in Aktion, und die Zählung ergab eine Summe von sieben Pfund, elf Shillingen und dreieinhalb Pence. „Zwei Pfund, drei Shillinge und zwei Pence mehr als letztes Jahr“, sagte einer der Vorsteher.
    „Gut gemacht, junger Mann“, rief der Pfarrer und versetzte mir einen Schlag auf den Rücken, der einem Schwergewichtsboxer Ehre gemacht hätte. Ich lächelte schwach.
    Nun stand ich vor einer dringenden Notwendigkeit. Ich mußte mir eine List einfallen lassen, um dem Essen im Pfarrhaus und seinen Folgen für meinen Magen, von den Därmen ganz zu schweigen, zu entgehen. Schon beim Gedanken an diese Mahlzeit wurde mir übel.
    Das war es! Ich fühlte mich nicht wohl und mußte zurück in meine Bude.
    „Herr Pfarrer“, sagte ich, „ich fürchte, ich fühle mich nicht ganz wohl; ich glaube, ich sollte so schnell wie möglich nach Hause fahren. Ich hoffe, Sie werden mich nicht für unhöflich halten, aber ich fürchte, ich muß mir das — äh — Essen mit Ihnen entgehen lassen.“
    Der Reverend James Podmore blickte enttäuscht drein. „Ich wollte Ihnen selbstgeräucherten Schinken mit Eiern und Zwiebeln machen“, sagte er, als handelte es sich um ein Festmahl für Feinschmecker. Beim Gedanken an das Fett an dem Schinken zusammen mit den Zwiebeln hätte ich mich beinahe an Ort und Stelle übergeben. „Aber ich muß sagen“, fügte er hinzu, „daß Sie wirklich nicht sehr wohl aussehen.“
    „Danke für Ihr Verständnis“, sagte ich.
    „Aber nächstes Mal müssen Sie zum Essen bleiben und meine Kochkunst kennenlernen“, sagte der Pfarrer. Dann wandte er sich an den Kirchenvorsteher. „Haben Sie vielleicht eine Zigarette, John? Mir sind die Stäbchen ausgegangen.“
    John sah ihn auf eine Weise an, die erkennen ließ, daß er dieser Bitte schon bei vielen Gelegenheiten entsprochen hatte. Wir traten aus der Sakristei in die Wärme des Augustabends hinaus. Der Pfarrer und sein Kirchenvorsteher zündeten sich ihre Zigaretten an, während ich in Richtung Heimat davonradelte wie ein Verurteilter, der gerade begnadigt worden war.
    „Nun“, fragte Mrs. Richards, „wie sind Sie mit Mr. Plodmore ausgekommen?“
    „Nachdem ich einen Abend in seiner Gesellschaft verbracht habe“, sagte ich, „werde ich mich nie wieder über Kanonikus Llewellyn beschweren. Pfarrhaus, Pfarrer und Kirche waren allesamt völlig verdreckt. Über Pontywen ließe sich allerhand sagen, aber das nicht.“
    „Mr. Price sagte auch, daß alles schmutzig sei, als er dort war“, erwiderte Mrs. Richards. „Mr. Plodmore ist ein merkwürdiger Mensch. Ich habe gehört, als letzten Winter die Heizung kaputt war, habe er diese alten Bauern Freiübungen zum Aufwärmen machen lassen. Sie wissen schon , ,Arme hoch, Arme herunter’ und solche

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