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Unter uns Pastorentoechtern

Unter uns Pastorentoechtern

Titel: Unter uns Pastorentoechtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Secombe
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das Fenster wieder.
    Es dauerte noch einmal eine Stunde, bevor ich wieder ins Nirwana zurück konnte. Für meinen glücklosen Kollegen jedoch mußte das ein unbekanntes Territorium sein.

14
     
     
    „Mit diesem Badezimmer muß etwas geschehen“, sagte Mrs. Richards zu mir, während Charles Wentworth-Baxter darin eingeschlossen war und sich meiner Rasierseife und meines Sicherheitsrasierers bediente. „Es hat einen Pinsel voll Farbe nötig.“
    „Machen Sie sich keine Sorgen“, beruhigte ich sie. „Charles macht sich viel zu viele Gedanken um die Besprechung im Pfarrhaus heute morgen , als daß er sich mit dem Zustand des Badezimmers beschäftigen könnte. Ich glaube, er hat die ganze Nacht wach gelegen.“
    Das bestätigte sich, als er zum Frühstück herunterkam. Er hatte sich an mehreren Stellen geschnitten und blickte furchterregend finster drein.
    „Der Verurteilte wird kein herzhaftes Frühstück zu sich nehmen“, sagte ich fröhlich.
    Sein Blick wurde noch finsterer.
    „Machen Sie nicht die Milch sauer“, fuhr ich fort. „Das ist schlecht für die Cornflakes. Wenn Sie mit so einem Gesicht ins Pfarrhaus gehen, können Sie Ihren Umzug vergessen.“
    „Seien Sie still, Sie Idiot!“ fuhr er mich an. „Sie haben gut Witze reißen. Sie stecken nicht in meiner Haut.“
    Er stocherte in den Cornflakes herum, lehnte ein gekochtes Ei ab und rauchte dann ein Dutzend Woodbines im Schnellzugtempo. Als wir schließlich zum Pfarrhaus aufbrachen, roch es in meinem Zimmer wie im Schankraum des Lamb and Flag kurz vor der Polizeistunde.
    „Meinen Sie, Sie sollten unterwegs bei Mutter Powell vorbeischauen?“ fragte ich ihn.
    „Im Leben nicht“, schnaubte er. „Es reicht mir völlig, dem Pfarrer gegenübertreten zu müssen, von diesem alten Monster ganz zu schweigen.“
    Wir erreichten die Schwelle des Pfarrhauses pünktlich um zehn Uhr. Mrs. Llewellyn trat uns entgegen, als wir läuteten. Sie mochte Charles Wentworth-Baxter noch weniger als mich.
    „Der Kanonikus erwartet Sie im Arbeitszimmer.“ Dies sagte sie mit völlig ausdruckslosem Gesicht wie ein Butler zu jemandem, der eigentlich an den Lieferanteneingang gehört.
    Als wir das Arbeitszimmer betraten, drückte der Pfarrer hastig eine halb gerauchte Zigarette aus. Charles griff automatisch nach seinen Woodbines und steckte sie ebenso schnell wieder in die Tasche, wie er sie hervorgezogen hatte. Dies versprach ein ziemlich spannungsgeladener Vormittag zu werden.
    Wir setzten uns in die ledergepolsterten Lehnstühle, die wie üblich nach erst ganz kürzlich aufgetragener Möbelpolitur rochen.
    „Bevor Sie irgend etwas sagen“, wandte sich der Pfarrer mit dem Gesichtsausdruck eines Richters kurz vor der Urteilsverkündung an Charles, „sollten Sie, denke ich, wissen, daß Mrs. Powell mich aufgesucht hat.“
    Mein junger Kollege zuckte zusammen, als ob ein Stromschlag durch den Lehnstuhl gefahren wäre.
    „Bevor Charles etwas dazu sagt“, warf ich ein, „sollten Sie, Herr Pfarrer, denke ich, wissen, daß er die Nacht in meiner Unterkunft verbracht hat. Er wurde gestern abend um zehn Uhr ausgesperrt, nachdem er von einem Abend mit mir zurückkehrte.“
    „Secombe“, donnerte mich der Pfarrer an. „Würden Sie bitte den jungen Mann für sich selbst reden lassen?“
    Der „junge Mann“ begann stammelnd mit seiner Verteidigung. „Es — äh — stimmt, Sir, ich war gestern abend bei Fred. Bei meiner — äh — Rückkehr versuchte ich, ins — äh — Haus zu gelangen. Ich klopfte mehrere Male an die Tür. Dann kletterte ich über die hintere Mauer, aber die Tür zur Spülküche war verschlossen. Also blieb mir nichts übrig, als zurück in die Mount Pleasant View zu gehen. Aber darf ich noch etwas sagen?“ Charles hatte sich in Fahrt geredet. „Nur zu“, brummte der Pfarrer.
    „Ich bin erst seit einer Woche dort, aber es ist schon jetzt völlig unerträglich geworden: Ich bekomme nicht genug zu essen; ich habe keine Heizung in meinem Zimmer; doch was am schlimmsten ist, ich werde wie der Insasse eines Konzentrationslagers behandelt. Mir ist klar, daß ich schon in meiner letzten Gemeinde nur ein paar Wochen geblieben bin, aber ich muß Ihnen sagen, Herr Pfarrer: Falls Sie darauf bestehen, daß ich bei dieser Frau bleibe, werde ich meine Stellung aufgeben müssen — selbst wenn das bedeuten sollte, daß ich aus dem geistlichen Dienst ausscheiden muß.“
    Es war eine regelrechte Tour de Force , und ich war in Versuchung zu applaudieren. Das

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