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Unter uns Pastorentoechtern

Unter uns Pastorentoechtern

Titel: Unter uns Pastorentoechtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Secombe
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war in ähnlicher Stimmung, als ich mich zum Tee zu ihr setzte.
    „Ich habe eine Überraschung für Sie“, verkündete sie. „Ich habe dem Badezimmer den Pinsel voll Farbe verpaßt, den es nötig hatte. Es sieht wirklich wie neu aus. Deshalb habe ich den Boiler angestellt, damit Sie zur Feier des Tages heute abend ein Bad nehmen können.“
    „Das sind schon zwei Gründe zum Feiern für mich“, sagte ich. „Was wohl der dritte sein wird?“
    „Was ist denn der erste?“ erkundigte sich meine Wirtin. „Charles ist bei Mrs. Powell ausgezogen und wohnt ab sofort bei Moelwyn und seiner Frau. Darum hat er mich gebeten, an seinem freien Tag mit ihm zu feiern.“
    „Das freut mich sehr“, sagte sie. „Er wird bald merken, daß Myfanwy Howells aus ganz anderem Holz geschnitzt ist als Mrs. Powell. Übrigens, wenn er mit Ihnen feiern geht, hoffe ich, daß er vorher etwas für sein Äußeres tut. Er sieht immer noch aus wie ein Landstreicher.“
    „Vielleicht kann Myfanwy Howells da etwas erreichen“, erwiderte ich.
    „Ja“, sagte Mrs. Richards, „bei ihr ist immer alles wie aus dem Ei gepellt.“
    Ein paar Stunden später, als meine Wirtin schon zu Bett gegangen war, hielt ich den Zeitpunkt für gekommen, mir den Genuß eines heißen Bades in dem „wie neuen“ Badezimmer zu gönnen.
    Ich entledigte mich meiner geistlichen Uniform und zog den arg mitgenommenen Bademantel an, der durch fünf Jahre auf dem College hindurch meine Blöße bedeckt hatte. Meine Wirtin hatte das wahre Wunder vollbracht, daß das heiße Wasser tatsächlich kochend aus dem Hahn kam. Ich verschloß die Tür, hängte meinen Bademantel an den Haken, prüfte die Wassertemperatur und ließ mich vorsichtig in das dampfende Wasser sinken. Ich bleibe immer eine Weile in der Wanne sitzen, bevor ich mich richtig hineinlege. Ich habe das Wasser gern so heiß, daß ein schrittweises Vorgehen bis zum völligen Eintauchen notwendig ist. Bei dieser Gelegenheit erwies sich meine Gewohnheit als Gunst der Vorsehung.
    Als ich nach der Seife greifen wollte, die auf einer Ablage in der Nähe der Wasserhähne lag, stellte ich fest, daß ich nicht in der Lage war, mein Hinterteil anzuheben. Ich war durch frische Farbe fest mit dem Boden der Badewanne verwachsen! Nach mehreren Versuchen, mich zu befreien, beschloß ich, zu warten, bis sich das Wasser etwas abgekühlt hatte. Ich dachte mir, daß vielleicht die Hitze des Wassers die frische Farbe zum Schmelzen gebracht hätte.
    Doch als das Wasser kühler wurde, deutete nichts darauf hin, daß sich meine Verankerung löste. Ich geriet langsam in Panik. Ich sah mich schon in der Badewanne zur Feuerwehrstation getragen werden — als ein geistlicher Diogenes. Obwohl das Wasser mittlerweile nur noch lauwarm war, schwitzte ich heftig.
    „Mrs. Richards!“ brüllte ich. Sie war ein wenig schwerhörig und schlief wahrscheinlich. „Mrs. Richards!!!“ Ich trommelte gegen den Badewannenrand. Wenigstens war dort die Farbe schon trocken. Als ich aufhörte zu schreien, herrschte Stille. Das Wasser wurde allmählich kalt. Ich begann zu zittern. „Hilfe!“ schrie ich und schlug mit der Faust gegen den Wannenrand, so stark ich konnte. Plötzlich mischte sich ein Klopfen gegen die Tür in mein Klopfen auf den Wannenrand. Es war wie die Befreiung Mafekings von der Belagerung.
    „Stimmt etwas nicht?“ Die flehende Stimme einer besorgten Mrs. Richards war wie Musik in meinen Ohren.
    „Ich hänge in der Badewanne fest“, sagte ich.
    „Was?“ Sie klang verwirrt.
    „Hänge in der Badewanne fest!“ Ich war inzwischen so verzweifelt, daß meine Stimme fast wie ein Falsett klang.
    „Das muß an der Farbe liegen“, sagte sie.
    „Ich weiß, daß es an der Farbe liegt.“ Ich gab mir alle Mühe, nicht den Verstand zu verlieren. „Ich kann mich nicht von der Stelle rühren.“
    „Keine Sorge. Das kriegen wir schon hin. Ich gehe Mr. Evans von nebenan holen.“ Der erschrockene Beiklang in ihrer Stimme machte all ihre Bemühung, mich zu beruhigen, zunichte. „Sie werden aber warten müssen, bis ich mich angezogen habe“, fügte sie hinzu.
    Ich stöhnte. Der Gedanke, noch einmal zehn Minuten zu warten, während Mrs. Richards sich anzog und dann nach nebenan ging, um den schlummernden Mr. Evans zu wecken, bewog mich zu einer letzten herkulischen Anstrengung, der Farbe zu entrinnen. Mein tauber Hintern riß an seiner Verankerung. Der Herr erhörte mein Gebet, und ich schoß mit solcher Wucht vorwärts, daß ich mir beinahe

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