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Unter uns Pastorentoechtern

Unter uns Pastorentoechtern

Titel: Unter uns Pastorentoechtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Secombe
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sind Sie Mr. Secombe. Sie haben von Ihnen erzählt. Freut mich, Sie kennenzulernen.“ Sie reichte mir ihre schmutzige Hand.
    Aus der Küche kam das unterdrückte Husten eines Mannes. Mrs. Morris machte ein unübersehbar verlegenes Gesicht.
    „Wie sind die Kinder mit Kleidung, Schuhen und dergleichen versorgt?“ Ich wußte, daß sie schlecht versorgt waren, aber ich wollte die Information aus ihrem eigenen Mund hören.
    „Nun, Sie wissen ja, wie das bei Kindern im Wachstum ist, Reverend. Matthew ist aus seinen Schuhen herausgewachsen, und er braucht auch eine neue Hose. Bei Ben ist es noch schlimmer, ihm hängt schon das Hemd aus der Hose, die er jetzt hat.“
    „Wie steht es mit Geld?“
    „Sie können sich vorstellen, wieviel es von der Sozialhilfe gibt. Wie man davon leben soll, weiß ich nicht.“ Ihre Empörung verwandelte sich in deutliche Nervosität, als ein Anfall von Raucherhusten aus der Küche drang.
    „Mein — äh — Bruder ist zu Besuch gekommen“, erklärte sie stammelnd. „Er wird nicht aus der Küche kommen, bis Sie gegangen sind. Er ist sehr schüchtern.“
    Inzwischen war ich überzeugt, daß ihr Mann in der Küche war. Sie machte nicht den Eindruck, als ob sie während der Abwesenheit ihres Mannes andere Männer beglückte.
    Ich stand auf. Es war eine Erleichterung, der Sprungfeder in dem Sessel zu entkommen. „Ich werde sehen, was für Sie getan werden kann, Mrs. Morris“, sagte ich. „Der Pfarrer wird einen Bericht an das Hauptquartier schicken. Ich schätze, daß Sie sehr bald von dort Nachricht erhalten werden.“ Dann erhob ich meine Stimme. „Ich hoffe, Ihr Mann wird sich so bald wie möglich stellen. Sie werden als ganze Familie zu leiden haben, bis er das tut. Der arme Matthew mußte sich gestern in der Sonntagsschule anhören, wie sein Vater ein Deserteur genannt wurde.“
    Mrs. Morris’ Gesicht nahm die Farbe des schmutzigweißen Kittels an, den sie trug.
    „Danke, Reverend“, murmelte sie und schaute überall hin, nur nicht in mein Gesicht.
    Sie brachte mich zur Tür und schloß sie mit sichtlicher Erleichterung hinter mir.
    Nachdem ich verschiedene Häuser auf der Liste, die mir der Pfarrer gegeben hatte, aufgesucht hatte, beschloß ich, ihm die Informationen über Mrs. Morris lieber weiterzugeben, bevor ich in meine Bude zurückkehrte.
    Ich erzählte ihm von meiner Überzeugung, daß sich der desertierte Ehemann in der Küche aufgehalten hatte.
    „Das würde mich überhaupt nicht überraschen“, sagte der Pfarrer. „Es gibt viele Familien wie diese. Manchmal desertieren sie, weil sie ihre Frauen und Familien vermissen. Im allgemeinen ist der Grund, daß sie die Armeedisziplin nicht ertragen können oder dem Einsatz in Übersee entgehen wollen. Nach dem, was Sie über den Zustand des Hauses sagen, kann bei ihm der Grund für die Desertion nicht die fürsorgliche Liebe zu seiner Familie sein. Er wird nicht dort bleiben, keine Sorge. Er wird entweder verschwinden, und seine Familie wird ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen, oder er wird sich stellen. Schließlich ist der Krieg jetzt vorüber. Man wird nicht allzu hart mit ihm umgehen.“
    „Um ehrlich zu sein, Herr Pfarrer“, erwiderte ich, „ich habe mit sehr lauter Stimme vorgeschlagen, daß er sich stellen sollte. Das muß er gehört haben, falls er in der Küche war.“
    „Sehr geschickt von Ihnen“, kommentierte mein Vorgesetzter — ein seltenes Kompliment.
    Als ich zurückkam, erwartete mich ein fröhlicher Charles Wentworth-Baxter.
    „Ich werde schon heute bei den Howells’ übernachten“, verkündete er. „Sie hatten recht , es sind sehr nette Leute, und ich bin sicher, daß ich mich bei ihnen wohl fühlen werde. Vielen Dank für Ihre Hilfe heute morgen.“
    „Nicht der Rede wert“, sagte ich. „Was war mit Mrs. Powell ?“
    „Ob Sie es glauben oder nicht“, erwiderte mein Kollege, „der alte Drachen hat überhaupt kein Feuer gespuckt. Ich glaube, sie war erleichtert, daß ich gehe. Wahrscheinlich war es ihr von Anfang an nicht recht, daß ich bei ihr wohne.“
    „Sie sind ein Glückspilz, Charles“, sagte ich. „Ich glaube, Sie werden feststellen, daß Sie mitten in einem Schlaraffenland aus Obst und Gemüse gelandet sind.“
    „Vielleicht können wir das an meinem freien Tag feiern gehen“, schlug der befreite Gefangene vor.
    „Vorausgesetzt, der Boß lädt mich an diesem Tag nicht mit Arbeit voll“, erwiderte ich.
    Grinsend wie ein Honigkuchenpferd ging er seines Wegs.
    Mrs. Richards

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