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Unter uns Pastorentoechtern

Unter uns Pastorentoechtern

Titel: Unter uns Pastorentoechtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Secombe
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die Nase zwischen die Wasserhähne gerammt hätte. Doch mein Hinterteil, ein sehr schmerzendes, farbig verziertes Hinterteil, war frei in der Luft. Ich war wie berauscht vor Erleichterung. Ich sprang aus dem Bad, griff nach meinem Handtuch und wickelte es um mich. Dann riß ich die Badezimmertür auf und rief voller Freude: „Mrs. Richards — es ist schon gut. Ich bin frei!“
    Ihre Schlafzimmertür ging auf. Ein seltsamer Anblick kam zum Vorschein. Meiner Wirtin hing das Haar offen um Gesicht und Schultern, während der Rest ihrer Gestalt hinter einem bauschigen Nachthemd verborgen war, das sie sich dicht vor den Busen hielt. „Dem Himmel sei Dank“, strahlte sie. „Sie haben sich doch nicht verletzt, oder?“
    „Nur mein Hinterteil. Ich glaube, es ist etwas von meiner Haut in der Badewanne hängengeblieben.“ Mein Hintern tat mir schrecklich weh.
    „Ich hoffe, es ist nicht schlimm“, sagte sie. „Dieser Teil Ihrer Anomalie kann sehr empfindlich sein. Möchten Sie, daß ich einen Blick darauf werfe?“
    „Nein, danke, Mrs. Richards“, erwiderte ich hastig. „Aber ich wäre dankbar, wenn Sie mir etwas Salbe geben könnten.“
    „Ich habe Salbe unten im Schrank. Sie ist für Schnittwunden. Sie ist anästhetisch, so daß sie alle Keime abtötet. Ich gehe und hole sie Ihnen.“
    Inzwischen hatte ich wieder zu zittern begonnen. Ich verschwand im Badezimmer und begann mich mittels heftigen Rubbelns abzutrocknen. Ein paar Minuten später klopfte es an der Tür.
    „Hier ist die Salbe, Mr. Secombe.“ Mrs. Richards klang sehr um mein Wohl besorgt.
    Ich öffnete die Tür ein paar Zentimeter weit und nahm den kostbaren Balsam sowie ein wenig Watte entgegen.
    Als ich die Salbe auftrug, fand ich zu meiner Überraschung eine beträchtliche Menge Blut in der Watte. Der Schmerz nahm zu. Falls diese Salbe tatsächlich „anästhetisch“ war, so war sie völlig unwirksam. An Schlaf war nicht zu denken. Einen Großteil der Nacht verbrachte ich damit, in meinem Schlafzimmer auf und ab zu gehen. Als die Dämmerung kam, wußte ich, daß ich an diesem Morgen der erste in der Warteschlange vor dem Sprechzimmer des Arztes sein mußte.

15
     
     
    Ich muß einen grausigen Anblick geboten haben, als ich zum Frühstück nach unten kam. Mrs. Richards starrte mich an.
    „Mr. Secombe“, sagte sie, „Sie sehen furchtbar aus. Ist es Ihr Gesäß?“
    „Das kann man wohl sagen“, stöhnte ich. „Ich kann mich unmöglich hinsetzen. Ich muß zum Arzt.“
    „Es tut mir so leid“, entschuldigte sich meine Wirtin. „Ich hätte mit Ihrem Bad noch ein paar Tage warten sollen, bis die Farbe trocken gewesen wäre. Gehen Sie lieber gleich in die Praxis. Dann sind Sie der erste, den Dr. Hughes dran nimmt. Er kann sich immer vor Patienten nicht retten.“
    Die Arztpraxis befand sich im letzten Haus in der Melbourne Terrace. Ein Anbau an der Seite beherbergte das Wartezimmer. Um acht Uhr fünfundvierzig stand ich allein und bleichen Gesichtes vor der Tür. Um neun Uhr hatte sich ein gemischtes Sortiment von Patienten zu mir gesellt, von bronchitischen Greisen bis zu Babys, die auf dem Arm getragen wurden.
    Um zwei Minuten nach neun wurde die Tür von der Arzthelferin geöffnet, einer grauhaarigen Dame mit Brille, der man nachsagte, sie könne besser diagnostizieren als der alte Kurpfuscher. Die Kranken von Pontywen bewiesen eine bemerkenswerte Beweglichkeit, als sie um einen Platz auf einem der wenigen Stühle wetteiferten.
    „Ich fürchte, Dr. Hughes ist heute nicht da“, verkündete die rechte Hand des Arztes. „ Statt dessen ist eine Vertretung hier.“
    Einige der älteren Patienten gaben ihre Sitzplätze auf und gingen wieder nach Hause, um statt dessen morgen wiederzukommen.
    Die Arzthelferin sah mich an.
    „Ich glaube, Sie waren zuerst da, Reverend“, sagte sie und führte mich in das Allerheiligste.
    Zu meinem Entsetzen saß hinter dem Schreibtisch eine hübsche, dunkelhaarige junge Dame etwa im selben Alter wie ich. Sie blickte von einem Stapel Papiere auf, den sie vor sich hatte, richtete ein Paar wunderbarer brauner Augen auf mich und sagte lächelnd: „Bitte setzen Sie sich.“
    „Ich — äh — , ich fürchte, das kann ich nicht“, stammelte ich.
    „Verstehe“, erwiderte sie, „was fehlt Ihnen?“
    Ich starb mehrere tausend Tode.
    „Es ist — äh — mein — äh —“ Ich wußte nicht, ob ich „Allerwertester“ sagen sollte, was verklemmt klang, oder „Gesäß“, was klinisch klang. Ich entschied mich

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