Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
militärische und kommerzielle Technologiegeheimnisse von chinesischen Agenten gestohlen wurden. Auch wenn keiner dieser Fälle Ähnlichkeiten mit Heilands Fall aufwies, war doch allgemein bekannt, dass China weitaus aggressiver als andere Staaten hinter fremder Kriegstechnologie her war.
Sie stellte fest, dass China seit langem den Diebstahl und den Nachbau der Technologie fremder Großmächte betrieb, vorwiegend der Russen. Kopierte Artilleriesysteme, Flugabwehrraketen und sogar Navy-Zerstörer waren den hochrangigen Militärs im Kreml schon lange ein Dorn im Auge. Aber die Russen waren nicht das einzige Ziel. Mehrere Objekte im chinesischen Waffenarsenal wiesen eine starke Ähnlichkeit mit amerikanischen Waffen auf. Flugtechnikexperten hatten festgestellt, dass der chinesische Tarnkappenbomber J-20 dem amerikanischen F-22A Raptor verdächtig ähnelte. Die chinesische Regierung hatte erst vor kurzem die Einsatzbereitschaft eines Systems zur Kontrolle aufrührerischer Menschenansammlungen bekannt gegeben, das mit einem von der U. S. Army entwickelten Gerät identisch war. Und ein neuer chinesischer Kampfhubschrauber, der dem amerikanischen Apache nachempfunden war, sollte kurz vor seiner Fertigstellung stehen.
Sie war derart in ihre Arbeit vertieft, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie der Zeiger der Uhr auf die Sechs vorgerückt war, bis das Telefon klingelte. Zwar hatte sie umfangreiche Recherchen betrieben, war jedoch zu keinem brauchbaren Ergebnis gelangt. Sie meldete sich mit müder Stimme, wurde jedoch schlagartig hellwach, als sie ein vertrautes Organ hörte.
»Hi, Ann, hier ist Dirk. Immer noch in der Tretmühle?«
»So kann man es ausdrücken. Wie geht es Ihnen?«
»Bestens. Was meinen Sie, haben Sie morgen Abend Zeit für ein Dinner? Ich muss etwas mit Ihnen besprechen.«
»Morgen? Ja, das passt ausgezeichnet. Ist es etwas Wichtiges?«
»Möglicherweise«, antwortete Pitt und zögerte kurz. »Ich wüsste gern, ob Sie Lust haben, mit mir auf eine Kreuzfahrt zu gehen.«
29
Ann Bennett ertappte mehrere Männer dabei, wie sie ihr mit Blicken folgten, während sie nur leicht humpelnd durch den Speisesaal des Bombay Clubs schwebte. In ihrem safranfarbenen Leinenkleid, das sich an ihre Rundungen schmiegte, ähnelte sie eher einem Model als einer Kriminalistin. Sie ignorierte die Blicke, während sie das Restaurant durchquerte und auf eine elegante Terrasse mit Blick auf den Lafayette Park gelangte. Dort entdeckte sie Dirk Pitt sofort an einem Tisch in einem lauschigen Winkel der Terrasse.
Er saß neben einer hochgewachsenen attraktiven Frau, die ihr vage vertraut erschien. Mit einem Anflug von Unbehagen zwang sich Ann zu einem Lächeln, während sie sich dem Tisch näherte.
Pitt erhob sich und begrüßte sie herzlich. »Keine Krücken mehr?«
»Nein, dem Knöchel geht es schon viel besser.«
»Ann, ich möchte Ihnen meine Frau Loren vorstellen.«
Loren Pitt sprang auf und umarmte Ann Bennett. »Dirk hat mir von Ihren Torturen in Mexiko und Idaho erzählt. Wobei er allerdings völlig vergessen hat zu erwähnen, wie gut Sie aussehen«, fügte sie ohne einen Anflug von Bosheit hinzu.
Was immer Ann an instinktiver Abneigung gegen Loren empfunden haben mochte, es schmolz nach diesem unerwarteten Kompliment dahin. »Ich fürchte, ich muss feststellen, dass all unsere Mühen umsonst waren.« Ann sah Pitt schuldbewusst an und beschrieb, wie ihr und Fowler Heilands Forschungsunterlagen geraubt worden waren.
»Das klingt nicht nach einem Zufall«, sagte Pitt, während tiefe Sorge seine Stirn furchte.
»In meinen Augen sieht das wie die reinste Spionage aus«, sagte Loren. »Wir müssen unbedingt irgendwelche Hilfstruppen auf höchster Ebene hinzuziehen.«
»Zurzeit arbeiten mindestens drei FBI -Teams an dem Fall«, sagte Ann, »sowie die Sicherheitsabteilung, die für das DARPA -Personal zuständig ist, und außer mir noch mehrere Ermittler des NCIS .« Sie sah Loren an, und in ihren Augen blitzte ein Funke des Erkennens auf. »Sie sind die Kongressfrau aus Colorado.«
»Vorsicht, lassen Sie bloß nicht ihre Tarnung auffliegen«, warnte Pitt grinsend.
»Sie sind mir auf Anhieb bekannt vorgekommen«, sagte Ann. »Ich erinnere mich an Ihre Bemühungen, ein Gesetz auf den Weg zu bringen, das eine bessere Unterstützung Militärdienst leistender Eltern regelt und ihnen den Abschied aus dem aktiven Dienst zu erleichtern versucht. Für die Frauen innerhalb der Streitkräfte sind Sie eine Heldin.«
Loren
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