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Unterm Messer

Unterm Messer

Titel: Unterm Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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verzichten können. Hat zumindest Vesna gemeint. Sie bewegt sich so gut wie lautlos, ich höre mich keuchen, versuche meinen Atem zu kontrollieren. Sind wir hier überhaupt richtig? Ich sehe keine Hügel, schon gar nicht jenen der ,Oasis‘, nur diese Maisstängel und ganz weit entfernt, hoch oben, die beleuchtete Burg. Vesna bleibt stehen, lauscht. Nimmt mich am Arm. Ich reiße den Mund auf, nur keinen Ton. Dann schüttelt meine Freundin den Kopf und geht weiter. Das ist doch alles Unsinn. Wir sollten zu Chefinspektor Knobloch und ihm unser ohnehin ziemlich ungeordnetes Wissen anvertrauen. Was hat Vesna gehört? Ich kann nicht anders, ich wispere so leise wie möglich in ihr Ohr: „Was war?“
    „Habe ich Rascheln gemerkt, war aber nur Tier. Bin ich sicher.“
    Ich möchte gerne wissen, wie sie da sicher sein kann. „Wir drehen um“, flüstere ich weiter.
    Vesna sieht mich an. Mondlicht in ihrem ausdrucksstarken Gesicht. „Du willst, dass Professor nicht Lügengeschichte erzählen kann. Du willst über Tod von Nonne wissen. Also wir müssen nachsehen. Wir kennen uns gut aus in Haus. Und: Was sollen sie tun, Wenn sie uns ertappen? Bestenfalls Hausverbot.“
    Mir fielen noch ein paar andere, weit unangenehmere Möglichkeiten ein. Vor allem wenn Grünwald wirklich mit illegalen Operationen zu tun hat. Vor allem wenn der Mörder einer aus dem Haus ist. Aber Vesna ist schon weitergegangen und irgendwie fühle ich mich an ihrer Seite allemal sicherer, als wenn ich allein den Weg durch das unheimliche nächtliche Maisfeld zurückgehen muss. Dort vorne ist es außerdem zu Ende. Der Feldweg scheint in eine Art Wiese zu führen. Allein gleich wieder bessere Sicht zu haben, beruhigt mich. Vesna deutet nach links. Gar nicht weit von uns liegt das Hotel, verschmolzen mit dem Hügel.
    „Zum Glück wir wollen in untere Etage, sonst man müsste viel klettern“, flüstert Vesna.
    Ein Glück. Ja. Ich werde versuchen, unseren Ausflug auch so positiv zu sehen. Wir arbeiten uns durch das hohe Gras, nähern uns einer Gruppe von halbhohen Büschen. Leider ist der Mond inzwischen hinter einer großen Wolke verschwunden. Aber die Lichter der ,Beauty Oasis‘ sind von hier aus gut zu sehen. Ein Knacken. Mir bleibt beinahe das Herz stehen. Da ist jemand im Gebüsch. Die aus El Salvador! Sam! — Wie komme ich ausgerechnet auf den? Der Professor wird es nicht sein, der uns persönlich auflauert. Der kickboxende Engel? Jetzt erst bemerke ich, dass sich meine Hand in Vesnas Arm gekrallt hat. Sie lässt sich langsam zu Boden gleiten. Wenn ich Vesnas Arm nicht loslassen will, muss ich mit nach unten. Unwahrscheinlich, dass man uns nicht gesehen hat. Wie wollen wir uns wehren? Wie sollen wir fliehen? Es gibt nur diesen einen Feldweg zurück. Oder quer durchs Feld mit seinen übermannshohen Maisstängeln. Labyrinth. Das kann auch eine Chance sein. Wenn auch eine kleine. Inzwischen habe ich Vesnas Arm doch losgelassen. Sie kauert am Boden. Beobachtet. Ich neben ihr. Ich kann bloß die Umrisse der Büsche erkennen. Wäre es ein Vorteil, wenn der Mond wieder herauskäme? Dann wären auch wir besser zu sehen. Ich traue mich nicht, zu flüstern, deute Vesna bloß, dass wir zurück sollten zum Maisfeld. Vesna schüttelt wild den Kopf. Was will sie? Wir haben keine Waffe. Ich will auch keine Waffe. Okay, ich möchte wissen, was hinter dem Tod der Nonne steckt und welche Rolle Grünwald dabei spielt, aber es gibt eine Grenze. Zum Beispiel wenn es mir an den Kragen gehen könnte. Und Vesna. Worauf warten die in den Büschen? Ich versuche, lautlos auf allen vieren zurückzukriechen. Jedes Stück, das ich dem Mais näher bin, ist ein kleines bisschen Leben. Irgendetwas packt mich am linken Knöchel. Ich schreie auf, fahre herum. Aus dem Gebüsch springen vier Rehe und laufen erschrocken hangabwärts. Es ist Vesna, die mich festhält.
    „Sind nur Rehe gewesen“, zischt sie.
    „Hast du aber auch nicht gewusst“, zische ich zurück.
    „Bin ich lieber vorsichtig. Aber durch Schrei von dir wissen wir, da ist keiner, der Wache steht. So gesehen war gar nicht schlecht.“ „Vielleicht will einer bloß warten, bis wir eine bessere Zielscheibe abgeben“, überlege ich. Aber ich gebe zu, ich bin ein wenig erleichtert. Im Finstern wirkt eben bald etwas bedrohlich. Doch das Feld ist nur ein Feld und die Büsche sind bloß Büsche, und wenn jemand außer uns hier unterwegs ist, dann sind es Rehe und Füchse. Selbst mein Herz scheint langsam auf Normalbetrieb

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