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Unterm Messer

Unterm Messer

Titel: Unterm Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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möglichst unauffällig zu den beiden Männern hinüber. Allzu viel Vorsicht ist allerdings gar nicht notwendig, sie haben mich ja bei Grünwald nicht gesehen. Ich sie im Übrigen auch nicht. Leider. Aber ihre Stimmen ... Sie reden spanisch, so viel ist klar. Spanien ist groß. Und Lateinamerika noch größer.
    „Was ist?“, fragt Simatschek irritiert. Er hat mir etwas von einem Weingartenhäuschen erzählt. Ich hab nicht wirklich zugehört.
    „Die beiden da drüben. Die könnten was mit Grünwald zu tun haben. Ich bin mir nicht sicher. Spanier?“
    Simatschek wirft ihnen einen beiläufigen Blick zu. Immerhin hat er mit Polizeiarbeit zu tun. Wenn auch sozusagen mit dem toten Ende davon. „Eher Südamerikaner.“
    Ich erzähle ihm vom Streit, den ich belauscht habe.
    „Könnte es sein, dass da eine auf eigene Faust ermittelt?“, will er wissen.
    „Alles blanker Zufall“, protestiere ich. „Man sollte herausfinden, woher sie sind.“
    „Warum?“
    „Na das wäre immerhin ein Anfang“, murmle ich ihm zu.
    „Wahrscheinlicher ist, dass sie mit der Schokoladenmanufaktur zu tun haben. Mein Freund kauft selbst Kakaobohnen ein. In Südamerika.“ Simatschek winkt. Er wird doch nicht... Ich ducke mich. Aber das Winken galt nicht den beiden Männern an der Theke, sie haben es nicht einmal bemerkt, sondern einem ziemlich großen Typen, der jetzt mit ausgebreiteten Armen und einem breiten Grinsen auf uns zustrebt.
    „Dass du wirklich da bist!“, sagt mein Gerichtsmediziner und umarmt den Lulatsch.
    „Dass du wieder einmal Zeit hast für uns!“, antwortet der und schaut mich neugierig an.
    „Mira Valensky“, sage ich und lächle den Schokokönig an.
    Er erzählt uns, dass er eigentlich schon bei einer speziellen Führung für deutsche Gastronomen sein sollte und außerdem seiner Frau versprochen habe, zum Essen vorbeizuschauen, und fragt dann, ob wir denn den neuen Schokofilm in seinem Kinosaal schon gesehen hätten. Ich blicke zu den vermutlichen Lateinamerikanern hinüber. Noch sitzen sie da und reden miteinander.
    „Wisst ihr schon von meinem essbaren Tiergarten?“, will der Schokoboss wissen. Da ist einer mit Begeisterung und Tempo bei der Sache, kein Verkäufer, kein Businessmann, schon eher ein vor Ideen sprühender Freak. Und was bitte ist ein „essbarer Tiergarten“? Ich stelle die Frage, ernte ein begeistertes Lachen und denke an Schokotiere. Doch der Hausherr deutet nach draußen. So viele Felder, so viel Platz gebe es da, und so viele Kinder und Erwachsene, die keine Ahnung mehr hätten, was sie eigentlich essen. Also: Alle möglichen Rassen von Rindern und Schweinen und Lämmern und Geflügel, zum Anschauen, zum Streicheln, aber später auch zum Verkosten in seinem neuen Restaurant.
    „Ob die wirklich wissen wollen, dass ihr Schnitzel Augen hatte?“, fragt Simatschek.
    „Sie sollten es wissen!“, ruft sein Freund.
    Find ich ja grundsätzlich auch. Die beiden Männer nebenan zahlen. Wenn ich jetzt nicht rasch etwas unternehme ... Ich muss zu offenkundig hinübergestarrt haben.
    „Ist was mit den beiden?“, fragt der Schokokönig.
    „Haben sie etwas mit Ihrer Firma zu tun? Kakaobohnen?“
    Er schüttelt den Kopf. „Aber ich glaub, ich hab sie hier schon einmal gesehen. Ich hab mich noch gewundert ... Wohl Lateinamerikaner ... Die sind hier doch eher selten
    „Haben Sie eine Ahnung, aus welchem Land sie sein könnten?“ „Haben wir gleich.“ Ich kann gar nicht so schnell schauen, ist er schon bei den beiden Männern. So war das nicht gedacht. Ich drehe mich weg. Sie sollen mich später besser nicht wiedererkennen. „El Salvador. Sie sind auf einer Mitteleuropareise“, sagt er kurz darauf.
    „Sicher?“
    „Hätte ich mir die Pässe zeigen lassen sollen?“
    Ich schüttle den Kopf. „Sie haben sie einfach gefragt?“
    „Ja klar, warum denn nicht? Ich habe ihnen erzählt, dass ich Kakaobohnen in Peru kaufe, und sie gefragt, ob sie auch irgendwie mit Schokolade zu tun hätten.“
    Ich nicke anerkennend. „Gar nicht übel. - Und?“
    Er grinst. „Nix mit Schokolade. Sie sind offenbar in irgendeinem Pharmaunternehmen. Muss es ja auch geben.“ Eine jüngere Frau eilt zu ihrem Schokoboss und deutet auf die Uhr. Erschrocken sieht er uns an. Er hätte ja längst ... Es folgen Umarmungen und fort ist er. Stille wie nach einem abgezogenen Wirbelwind.
    „Ich bin fast sicher, dass ich die beiden heute bei Grünwald gehört habe“, sage ich leise zu Simatschek.
    „Na wenn es um eine

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